Liebe Freunde,
ich begrüße es sehr, dass junge Leute beginnen, sich politisch zu engagieren, denn das ist es, was etlichen vorherigen Generationen gefehlt hat. Doch es ist schon ein Phänomen. Ein minderjähriges schwedisches Mädchen namens Greta Thunberg kann sich zum Vorbild hochstilisieren und alle Welt folgt ihr nach, obwohl die Argumente von Greta sehr oberflächlich sind. Und doch ist die 16jährige Greta, wie ich höre, für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Auch wenn ‚Wissenschaftler‘, prominente Moderatoren und Fernsehschaffende ebenso wie viele Politiker dies befürworten, heißt das keineswegs, dass sie den Durchblick haben, denn echte Wissenschaftler haben in der Regel ein Spezialgebiet und wenig Übersichtswissen. Gerade bei der Klimaproblematik kommt es auf Gesamtzusammenhänge an, die nicht nur durch Herausnahme von bestimmten offensichtlichen Umweltfreveln dokumentiert werden können. Doch sie eignen sich hervorragend zur populistischen Verführung der Massen, wie einer der ersten Soziologen, und zwar Gustave Le Bon, in seiner eindrucksvollen Abhandlung über ‚Psychologie der Massen‘ (la Psychologie des foules) feststellte.
Wie klug waren seinerzeit die Gebrüder Grimm, die die alte Sage vom ‚Rattenfänger von Hameln‘ im deutschen Sprachbereich bekannt gemacht haben. Der Köder, der diesmal zur Geltung kam, und den Greta Thunberg, aber insbesondere auch die ‚Grünen‘ und viele einseitig denkende Gutmenschen gelegt haben, ist, den Kindern und Jugendlichen weiß zu machen, dass aus Deutschland heraus die Welt gerettet werden könnte. Bei Unterdrückung sämtlicher Argumente und Probleme, die sonst wo auf der Welt existieren: Das gilt ganz besonders für die Lösung der von Menschen gemachten CO2-Anhäufung in der Atmosphäre.
Die ‚Grünen‘ brauchen sich darüber keine Gedanken zu machen, alle diese jungen Leute werden ihre zukünftigen Wähler sein, obwohl die Jugend am meisten unter einer ideologischen Festlegung leiden wird. Wenn bei uns die Chancen der Industrie, unserer Werkbank, immer mehr abgebaut werden, sind die Leiden der Arbeitslosigkeit besonders der jetzigen jungen Generation vorhersehbar. Aber auch das sollte im Bewusstsein der Akteure von ‚Friday for Future‘ ehrlicherweise nicht verschwiegen werden.
Damit wir uns richtig verstehen: alle Maßnahmen, die dazu dienen, die Luft rein zu halten und von den Gewässern Gift, Unrat und Plastik fern zu halten, müssen unbedingt weiter verfolgt werden, ebenso der Boden, der als Ackerfläche durch intensive Düngung verhunzt wird und das Grundwasser mit Nitrat anreichert. Verantwortlich für Letzteres ist der extreme Fleischkonsum, der nicht nur die Gesundheit schädigt, sondern durch eine unverantwortliche industrielle Tierhaltung, aufbauend auf dem Import von Tierfutter, betrieben wird. Die ökologischen Schäden dadurch fallen nicht nur bei uns an, sondern vor allem in Südamerika, aus dem z. B. das eiweißreiche Soja importiert wird. Hier kann nur ein striktes Importverbot aus Ländern wie Brasilien, Argentinien usw. Abhilfe schaffen. Der extrem rechte neue Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, lässt dafür große Urwaldflächen roden. Als Nebenwirkung kommt noch hinzu, dass die Ureinwohner aus ihren Reservaten vertrieben werden.
Den Schulen obliegt die Verpflichtung, das alles objektiv den jungen Menschen klarzumachen und zu lehren. Ich fühle mich an die Zeiten des ausgehenden Mittelalters erinnert, an die Klarstellung des Philosophen Immanuel Kant, dass Wirkung immer eine nachvollziehbare Ursache hat. Wichtig ist vor allen Dingen, dass die Kette von Ursache und Wirkung stets durch die Vernunft und die Logik geprägt sein muss und nicht unter religiösem Einfluss unter den Tisch gekehrt werden kann. Damit begründete Kant erst die Existenz der modernen Wissenschaft mit ihrer unglaublichen Einsicht in naturwissenschaftliche Prinzipien. Insbesondere die Technik hat davon extrem profitiert und den irrationalen Einfluss der Ängste schürenden Religionen begrenzt.
Aber offenbar hat auch in unserer Zeit die Logik ihre Grenzen selbst dann, wenn jeder durch das Internet Informationen beziehen kann, was vordem nicht möglich war. Leider ist das zum Fluch geworden, denn die selektive Wahrnehmung wirkt psychologisch so, dass nur zur Kenntnis genommen wird, was in das eigene, oft begrenzte Bewusstsein passt. Früher stand der Betreffende mit seiner ‚Dummheit‘ alleine, heute findet er darüber Tausende von Mitstreitern. So sind Verschwörungstheorien, verhängnisvolle Irrtümer und der Mangel an Schwarmintelligenz nicht zu verhindern, was eine große Gefahr für die Demokratie darstellt.
Mit meiner journalistischen Arbeit im Fernsehen wollte ich immer dagegen steuern, z. B. mit der Hobbythek als ‚trojanisches Steckenpferd‘, die jeden motivieren sollte, ganz persönlich die Errungenschaften der Wissenschaft ‚zum Begreifen‘ zu nutzen. Die Vermittlung von Wissen für jedermann ist meines Erachtens eine Hauptaufgabe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und Rundfunks. Ob es hilft, die Schwarmintelligenz der Deutschen zu verbessern, bleibt wahrscheinlich eine unerfüllbare Hoffnung.
Unsere komplexe Kultur von Wissenschaft und Technik, geprägt mit einem notwendigen ökologischen Gewissen, lässt sich leider nicht mehr durch Emotionen, sondern nur durch die Vernunft steuern, der Turmbau zu Babel bricht sonst in sich zusammen. Das sollten sich die Parteien im Interesse des Fortbestandes unserer grundgesetzlichen Demokratie hinter die Ohren schreiben. Da sehe ich zur Zeit erhebliche Mängel.
Ihr Jean Pütz
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Lieber Jean Pütz,
„dass aus Deutschland heraus die Welt gerettet werden könnte“, behauptet kaum jemand ernsthaft (schon gar nicht Greta), mit 2,23% Anteil ist unser Land nur an sechster Stelle in der Welt. Selbstverständlich hat China mit einer Bevölerung von knapp 1,4 Milliarden Menschen absolut einen weitaus höheren Ausstoß. Aber wenn man schon vergleicht, dann sollte man den pro Kopf CO2-Ausstoß pro Jahr nehmen und dann zeigt sich, dass wir nicht mit dem Finger auf andere zeigen sollten, da liegt Deutschland mit 8,9 Tonnen hinter den USA (mit 15 Tonnen pro Kopf) weit über dem weltweiten Durchschnitt mit 4,4 Tonnen. Bevor wir also auf andere zeigen, sollten wir uns an unserer Nase packen.
Noch schlimmer sieht es aus wenn man auf die Arm & Reich-Verteilung schaut. Die reichsten 10% der Weltbevölkerung emittieren 49% der CO2-Emissionen, die ärmsten 50% emittieren 10%. https://www.oxfam.de/presse/pressemitteilungen/2015-12-02-oxfam-reichsten-10-prozent-verursachen-haelfte-weltweiten Daran kann man ablesen, in welcher Verantwortung wir stehen. (Greta verweist ja häufig auf Fakten. Sie lässt also grüßen).
Sehr geehrter Herr Lieb
Wie wenn es eines Beweises bedarf, dass Herr Pütz recht hat, Sie liefern ihn. Ihre Zahlenakrobatik in Ehren – aber wofür soll die gut sein?
„ … heißt das keineswegs, dass sie den Durchblick haben, denn echte Wissenschaftler haben in der Regel ein Spezialgebiet und wenig Übersichtswissen.“
Nehmen Sie mal einem Fischer im Gangesdelta oder einem Viehhirten in den Weiten der afrikanischen Savanne das Handy weg, verbieten Sie ihm die Ölheizung! Wissen Sie was passiert? Gar nichts, er lebt einfach weiter wie bisher, denn er braucht weder das eine noch das andere. Selbstverständlich können Sie fordern unseren Lebensstandard an denjenigen des Fischers oder Viehhirten „downzuleveln“ /wir sind reich, die sind arm) nur sollten Sie dabei nicht vergessen, wo kriegen Sie dann Ihr Essen her? Die Milch kommt nicht aus dem Kühlfach des Discounters sondern aus dem Euter einer Kuh und Kühe hat es in den Grossstädten Deutschlands herzlich wenig. Ich könnte Ihnen hier noch weit mehr Übersichtswissen zeigen – aber es hat wohl wenig Sinn. Zur Beruhigung: Wenige Wochen ohne Nahrung und auch Sie haben es überstanden. Etwas möchte ich Ihnen doch noch mitteilen. Ich diplomierte in Geschichte mit dem Thema „Imperialismus und Erster Weltkrieg“. Als 1861 das Gedicht „Deutschlands Beruf“ veröffentlicht wurde, kam der Satz „Am deutschen Wesen mag die Welt genesen“ über die Jahrzehnte sogar in die Schulbücher. Und welcher Minister sprach vor wenigen Jahren von der „deutschen Leitkultur“? Von wegen … kaum jemand ernsthaft.
Hallo H. Müller,
ein zweiter Versuch wäre nett, diesmal bitte in etwas verständlicherer Form. Ich jedenfalls habe auch nach erneutem Lesen ihres Kommentars nicht die geringste Ahnung, was Sie eigentlich sagen möchten.
Vielleicht überdenken Sie nicht nur die Form, sondern auch den Inhalt: Ihre Annahme, Fischer und Viehhirten bräuchten keine Mobiltelefone, finde ich – nun ja: etwas eurozentrisch.
Wie sagt man so „schön“: Wer die Wahrheit sagt braucht ein schnelles Pferd!
Wenn Jean Pütz sagt „Ein minderjähriges schwedisches Mädchen namens Greta Thunberg kann sich zum Vorbild hochstilisieren und alle Welt folgt ihr nach, obwohl die Argumente von Greta sehr oberflächlich sind.“ ist das enttarnend. „Stilisiert“ haben ja wohl die Medien. Und die Argumente sind nicht oberflächlich – so wie die Argumentation des Autors – sondern lediglich schlicht und einfach, aber utreffend. Wenn wir weiter machen wie bisher, dann beschwören wir eine unabsehbare Katastrophe heraus und stehlen den nachfolgenden Generationen die Chance auf eine lebenswerte Zukunft.
Und nebenbei: Friedensnobelpreise haben schon jede Menge Versager, Blender, Verbrecher gegen die Menschlichkeit u.a.m. bekommen. Der „Aufschrei“ hielt sich vergleichsweise in Grenzen.
Greta hat dem Thema Klimawandel enormen Auftrieb gegeben. Was weder rot-grün noch die ehemalige Umweltministerin Merkel je vermocht haben! Die Angst derer, die erheblichen Anteil an der Problematik haben, ist verständlich. Greta und fridays for future stellt ihren bequemen Lebenswandel fundamental in Frage. Völlig zu Recht.
Ja, Frau Groß, das sagt man wohl. Man sagt aber auch, dass man Leseverständnis mitbringen muss, wenn man etwas liest. Offensichtlich haben Sie nicht gemerkt, dass es nicht um Greta geht, sondern um „Klimarettung als universale Religion“. So klingt Ihr Kommentar denn auch wie der einer religiösen Fanatikerin, der es nur darum geht, dass ihr Messias nicht angegriffen wird, unabhängig davon, mit welchen Argumenten er angegriffen wird. Man weiß gar nicht, was man Ihnen antworten soll, wenn Sie schreiben, dass Greta und die FfF einen bequemen Lebenswandel in Frage stellen, obwohl am Ende ganze Industriezweige mit hundertausenden, wenn nicht Millionen Arbeitsplätzen in Gefahr sind. Worum es Herrn Pütz offensichtlich geht steht im letzten Absatz sehr deutlich. Vernunft statt Emotionen. Emotional wie Sie scheinbar sind, haben Sie das wohl auch übersehen und reduzieren den Artikel auf eine einzige Aussage, die jedoch am Sinn des Artikels gar nichts ändern würde, selbst wenn er nicht da stehen würde. Ja, das hat schon was von Religion.
Schon der Titel ist falsch. Thunberg beruft sich auf die Wissenschaft. Was sie fordert, ist so ziemlich das exakte Gegenteil von Religion.
was ist daran vernünftig, wirtschaft(lichkeit) über intakte natur zu stellen und die zukunft auszublenden? die wirtschaft selbst beseitigt arbeitsplätze vor ort, im auslang sind die arbeiter innen, sogar auch kinder billig. es gibt genug zu tun. fantasievoller umgang, mit der uns zum leben zur verfügung gestellten welt, kann nützlich sein, da ist sicher ethische logik auch wichtig. der von gier beherrschte mensch beutet rücksichtslos aus…. es ist abscheulich wenn im namen einer religion ausgebeutet, kriege abgesegnet, kinder an der waffe ausgebildet werden und kapital geschlagen wird. natürliche hingabe an die schöpfung, verbunden mit dankbarkeit und weitsicht kann nicht schaden. in welches wort der mensch eine einstellung kleidet, ist von der gesinnung abhängig?
Hallo liebe Leser,
ich finde es gut, dass sich auch junge Menschen gedanken machen. Allerdings sind wir schon mitten im Selberauslöschen. Die Menschheit hätte schon vor mehr als 30 Jahren darüber nachdenken sollen. Nur hoffe ich, dass Miss Thunberg neben ihrem Engagement, nicht auch noch ihre Schulbildung vergisst.