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Nuklearträume

Gerd Eisenbeiß Von Gerd Eisenbeiß
22. April 2025
Atomkraftwerk, bei Nacht beleuchtet

Immer wieder lese ich, dass Stimmen aus der Wirtschaft billigen Nuklearstrom fordern, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden. All denen sei gesagt: billige Kernspaltungsenergie gibt es nicht – nur sehr teure! Und Kernfusionsstrom gibt es schon gar nicht und auch noch lange nicht, schon gar nicht in kommerzieller Verfügbarkeit. Die Welt wird im Wesentlichen ohne mehr Nuklearenergie auskommen müssen, denn der absehbare Neubau durch Chinesen, Russen, Koreaner und Inder wird den altersbedingten Abbau der noch verfügbaren Kraftwerke nicht kompensieren, weil es zu teuer wäre.

Laut NEI (Nuclear Energy Institut, USA) waren Mitte 2024 438 Reaktoren mit insgesamt 393 GigaWatt (GW) in Betrieb, die 2023 2.552 TeraWattStunden (TWh) lieferten. Gegenüber diesen aus einem pro-Nuklear Institut kommenden Zahlen sind die aktuelle Angaben des nuklearkritischen WNISR (World Nuclear Industry Status Report) um 18 Reaktoren und 25 GW niedriger.

Die meisten Reaktoren laufen in USA (94), Frankreich und China (je 56), Russland (36) und Süd-Korea (26). Im Bau sind laut WNISR 61 Reaktoren mit 61 GW Leistung. Diese Reaktoren werden etwa 10 Jahre Bauzeit benötigen, bei manchen (wie z.B. Hinkley Point C in GB) ist die Fertigstellung aus Kostengründen fraglich – auch die von Macron angekündigten 6 Neubauten dürften noch auf erhebliche Finanzierungshürden stoßen.

Den Neubauprojekten stehen aus Altersgründen gut 200 Stilllegungen bis 2050, allein 43 bis 2030 gegenüber. Wahrscheinlich wird die Zahl der betriebenen Reaktoren also schon in den nächsten 5 Jahren abnehmen und ihr Anteil an der Stromversorgung erst recht.

Gut 20% der laufenden Reaktoren stehen in den USA. Eine vollständige Liste[1] dieser US-Reaktoren zeigt: von den 94 Anlagen gingen bis 2024 nur 2 nach 1996 in Betrieb, ein weiteres soll jetzt auch in Giorgia[2] in Betrieb gegangen sein, d.h. 92 Reaktoren sind schon länger als 29 Jahre in Betrieb! Für diese sind oder werden Verlängerungen auf 80 Jahre Betriebszeit beantragt. Nun ist Strom aus bestehenden alten Anlagen zunächst recht billig, weil die Investitionen abgeschrieben oder jedenfalls nicht rückholbar sind. Ob aber die Sanierungs- und Modernisierungskosten bei den beantragten 26 Verlängerungen auf 80 Jahre noch wirtschaftlich vertretbar sind, kann ich nicht beurteilen; nach deutschem Recht würde dabei der Stand von Wissenschaft und Technik gefordert; ob die US-Modernisierungsauflagen ebenso hoch sind, weiß ich nicht, und die Kosten kenne ich auch nicht.

Dass die Neubauprojekte kaum in demokratischen Rechtsstaaten mit unabhängigen Gerichten stattfinden (35 von 61 allein in China und Russland oder in anderen Ländern von der russischen Rosatom gebaut) zeigt, dass es ihnen an Wirtschaftlichkeit und öffentlicher Akzeptanz fehlt.

Aus all dem folgt, dass es geradezu absurd ist, was die Union und rechtere Parteien über Kernenergie erzählen. Wenn jemand aus rein wahltaktischen Gründen Volksvermögen aus opportunistischen Gründen vernichtet hat, dann die christ-liberale Bundesregierung 2011 nach Fukushima, als sie gut laufende Kraftwerke entgegen ihrer eigenen Überzeugung stilllegte und damit den Strom teurer machte, um doch noch die damals anstehenden Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zu gewinnen, was bekanntlich in beiden Fällen nicht gelang.

Nun wird von denselben Leuten schwadroniert, kleine Kernkraftwerke seien viel billiger und viel umweltfreundlicher; einige Start-ups versteigen sich bei der Einwerbung von Geldern sogar zu der Behauptung (z.B. Newcleo in Turin) , solche Reaktoren würden ihren Abfall rezyklieren können, als hätte es nicht schon vor Jahrzehnten Uran-Plutonium-Mischungen in kommerziellen Brennelementen gegeben und als wären die Spaltprodukte und andere Transurane als Plutonium 239 kein Nuklear-Müll. Man darf sicher sein, dass ein SMR (small modular reactor) teureren Strom produzieren wird als ein System aus Sonne, Wind etc. ohne Nuklearabfall.

Und wenn ich schon von nuklearem Schwadronieren schreibe, gleich noch ein paar Bemerkungen zur Kernfusion, deren physikalisch-technisches Gelingen in einigen Jahrzehnten ich gar nicht in Frage stellen möchte. Aber gerade hat das Büro für Folgenabschätzung beim Deutschen Bundestag die Lage aktuell bewertet und die offenen Fragen markiert: ob die Hürden je zu erträglichen Kosten überwunden werden können, ist offen. Für mich, der einige Jahrzehnte lang auch für die Fusionsforschung Partner war, ist die größte Hürde die Materialfrage: man muss ein Material für die Reaktorwände finden, das die enorme Belastung durch Teilchenbeschuss aus dem Mio. Grad heißen Plasma nicht nur jahrelang ohne Verlust seiner Festigkeit und anderer wichtigen Eigenschaften aushält und zugleich  den nuklearen Brutprozess gestattet, um aus Lithium den erforderlichen Fusionsbrennstoff Tritium herzustellen, den die Natur nicht liefern kann.

Wenn ich trotzdem unverändert für die international koordinierte Fusionsforschung eintrete, dann nicht, weil sie demnächst einen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnte, sondern weil die Menschheit auch im nächsten Jahrhundert noch Mengen von Strom brauchen wird und ein langfristiger Erfolg der Kernfusion nicht ausgeschlossen werden kann.

Wir Europäer sollten gerade im Gegensatz zu Donald Trump und seinen Spießgesellen auf die seriöse, selbstkritische Wissenschaft hören. Wer sie versteht, muss geduldig erklären, wer sie nicht versteht, sollte wenigstens keine Märchen erzählen.

Quellen:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Nuklearanlagen_in_den_Vereinigten_Staaten

[2] Die beiden jüngsten Reaktoren sollen 44 Mrd. $ gekostet haben (geplant waren 14 Mrd.)

Bildquelle: Pixabay

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Comments 1

  1. Jo Leinen says:
    7 Monaten ago

    Ein bemerkenswert informativer Beitrag. Danke dafür !
    Frage : war Gerd Eisenbeiss früher im Bundesforschungsministrium beschäftigt?

    Antworten

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