Drogenhändler sind Terroristen, hat Trump verfügt, und dürfen ohne Beweise und Gerichtsverfahren getötet werden. Sein Kriegsminister hat im Golf von Mexico gerade damit begonnen. Aus der Sicht und Lebenswirklichkeit der Drogenhändler dürfte dies nicht als skandalös empfunden werden, denn sie töten ebenso rechtsfern jeden, der ihnen im Wege steht, insbesondere andere Drogenhändler, aber auch Polizisten und Soldaten.
Diesen Strom aus Drogen und Blut finanzieren schon seit Jahrzehnten die Industrieländer. Denn ohne die illegale Nachfrage nach Drogen aller Art seitens Menschen in den Industrieländern, also ehrenwerten Privatpersonen, Managern, Professoren, Künstlern, Obdachlosen und jungen Leuten, gäbe es das unsägliche Gemetzel zwischen Drogenbanden vor allem in Lateinamerika und auf den illegalen Transportwegen durch Afrika nicht, das nur selten in den Medien unserer Welt erwähnt wird.
Der bereits von früheren US-Regierungen ausgerufene Krieg gegen die Drogenmafia („war on drugs“) hat schon früher dazu beigetragen, dass ohne Rechtsgrundlage getötet wurde. Dabei wurde stets, wie jetzt auch wieder, ignoriert, dass es das Versagen der Industrieländer war und ist, die Nachfrage der eigenen Bürger rigoros zu unterbinden.
Nun lernen wir anhand der Berichte aus den noch demokratischen Ländern südlich der USA, dass der Kampf gegen die Drogenmafia den Drogenstrom nach Norden an einer Ausweitung nicht gehindert hat, die immer mehr lateinamerikanische Staaten destabilisiert und die Wähler rechtsradikalen Kandidaten zutreibt, die effektiven Schutz vor der kriminellen Herrschaft der Drogenclans versprechen – demnächst wohl auch in Chile.
Wie weit Regierungsspitzen selbst in den Drogenhandel verwickelt sind, weiß ich natürlich nicht; Trumps Behauptungen über den kolumbianischen Präsidenten halte ich eher für unglaubwürdig; allerdings waren sich die internationalen Medien vor einigen Jahren sicher bei Maduros venezolanische Gang, am Handel mit Drogen beteiligt zu sein.
Wenn man über Drogen und Moral nachdenkt, drängt sich aber eben auch die Schuld der Kunden in Deutschland und anderen Ländern des Nordens auf. Eigentlich müsste ein konsequenter Moralist zu dem Schluss kommen, dass diese „Verbraucher“ Teil des Verbrechens sind, das so viel Elend in der Welt verschuldet. Und es stellt sich die unangenehme Frage, warum wir solchen Konsum nicht strafrechtlich verfolgen. Natürlich muss Drogensucht als Krankheit behandelt werden, insbesondere wenn sie nicht selbstverschuldet ist. Das betrifft insbesondere Schmerzbehandlung durch Ärzte, die zu Sucht führen kann. Gemeint ist auch nicht eine Drogensucht, die durch frei verkäufliche, aber legale Schmerzmittel aus der Apotheke entstehen kann; allerdings sollte der Rat besorgter Ärzte und Wissenschaftler befolgt werden, die Rezeptpflicht für Iboprofen, Paracetamol und ähnliches auszuweiten, um Leichtfertigkeit und Missbrauch zu verhindern.
Anders sind jene Drogen zu beurteilen, die illegal beschafft werden, nicht medizinisch indiziert sind, sondern Mode- und Partykonsum darstellen, deren frei-, ja mutwillige Beschaffung und Konsum jene destabilisierende Drogen-Kriminalität zur Folge hat.
Es ist sicher heikel, dabei an Sanktionen zu denken! So wie wir auch Rauchern und Alkoholikern die gesundheitlichen Folgen ihres Tuns als Krankheit solidarisch finanzieren, sind die Folgen von Drogenkonsum nicht anders zu beurteilen. Aber es bleibt ja ein wesentlicher Unterschied: Winzer, Hopfen- und Tabakbauern sind nicht in Mordbanden organisiert, während der Drogenkonsument Anteil an jenen Mordorgien hat, die in fernen Anbau- und Durchgangsländern stattfinden.
Die Sanktionen gegen Drogenkonsum könnten finanzieller Natur sein oder auch Führerschein-Entzug, bei Jugendlichen auch Sozialarbeit in entsprechenden Suchtkliniken; natürlich muss auch definiert werden, welche Drogen mit den erwähnten Verbrechen in Verbindung stehen, ob Cannabis dazu gehört u.s.w.
Ich habe eine Hemmung, Vorschläge zu machen, auch weil ich zu wenig Wissen über Drogenwege und -karrieren habe. Aber man sollte die Diskussion unserer Mitschuld an den vielen Toten anderswo in fernen Ländern nicht verdrängen, sondern aus moralischen Gründen offen führen.
Trumps Weg aber ist indiskutabel. Er folgt keinem moralischen Kompass, sondern er ist ein durch und durch unanständiger Egoist und dabei ein ungeduldiger Mensch, der, wie Harrison Ford feststellte, keine Politik hat, sondern nur Launen. Da muss dann eben sofort kommandiert und gehandelt werden, bevor eine Laune verflogen ist – als Direttissima zur Exekution, vorbei an Gerichten, Polizei- und Menschenrecht.
Da man in seiner unmittelbaren Umgebung der Meinung Ausdruck gegeben hat, dass auch die US-Demokraten eine terroristische Vereinigung sind, muss man das Schlimmste befürchten.













