• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Freitag, Dezember 5, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Politik

Generäle? Generäle! Reflexionen zur nicht so geheimen Geschichte der US-Unterstützung der Ukraine seit 2022.

Verena Winiwarter Von Verena Winiwarter
3. April 2025
US-Generäle bei Türkei-Besuch

Die New York Times (NYT) vom 30.3.2025 berichtet über die US/NATO Kommandozentrale in Wiesbaden für die Koordination der ukrainischen Streitkräfte und vor allem für deren nachrichtendienstliche Unterstützung. Sie rückt die dort tätigen US-Generäle und ihre ukrainischen Kollegen sowie deren Interaktionen ins Blickfeld. Was die NYT da offenbart, muss dem russischen Militär, wenn nicht im Detail, so doch prinzipiell bekannt gewesen sein, auch schon vor Erscheinen der NYT-Recherche. Putin muss also seit geraumer Zeit wissen, dass er gegen die NATO kämpft. Die NYT zieht nicht ohne Grund den Vergleich zu Vietnam. Nun, da Präsident Trump die Unterstützung zurückfährt und auf ein Ende der Kampfhandlungen drängt, kann die NYT diese bereits historische Phase des Krieges öffentlich machen. Der Artikel erlaubt einige Einsichten, die über diesen speziellen Krieg hinausweisen und als Kommentar zur militärischen Aufrüstung Europas dienen können.

(1) Wie denken Generäle?

Tobias Kohl machte 2009 einen Vorschlag, das Militär als gesellschaftliches Subsystem im Sinne Niklas Luhmanns zu betrachten. Seine „zentrale These ist, dass sich das Militär über die Organisation von Gewaltpotential politikintern als eigenständiges funktionales Subsystem ausdifferenziert, wobei Gewalt als eigenes Kommunikationsmedium verstanden wird. Die Funktion des Militärs liegt in einem engen Bezug zu der Funktion der Politik und dient der Sicherung bzw. Ermöglichung von Machtkommunikation. Es wird gezeigt, wie das Militär die Funktion der Politik – das Bereithalten der Kapazität zu kollektiv bindendem Entscheiden – über die Konstruktion von Bedrohungen unter strategischen Gesichtspunkten ermöglicht und in Frage stellt. Basal ist dabei die Darstellung der Autopoiesis des Militärsystems über eine selbststrukturierte Selektivität der Verknüpfung und Reproduktion der konstituierenden Elemente, die als gewaltförmig gefasst werden. Die operationale Geschlossenheit wird ermöglicht über einen Code, der Gewalt unter strategischen Kalkülen reflexiviert: die Orientierung an organisierter Gegengewalt.“

Weniger systemtheoretisch gesprochen, Militär organisiert und legitimiert sich über Gewalt, indem es sich am Gewaltpotenzial der als „Gegner“ konzipierten organisierten Gewalt anderer politischer Einheiten („Staaten“) oder als der organisierten Gewalt fähigen nicht-staatlichen Organisationen („Terroristen“) orientiert. Es liefert der Machtkommunikation des politischen Systems Sicherung bzw. Ermöglichung von Machtkommunikation, indem es Bedrohungen unter strategischen Gesichtspunkten konstruiert.

Der „General“ ist ein Funktionsträger in diesem System (hier verlasse ich die Luhmannsche Systemtheorie, die ja nur Kommunikation als systemkonstitutiv erkennt), der General hat die Aufgabe, aus dem politischen System stammende Vorgaben in militärische Operationen zu übersetzen. Er hat ebenso die Aufgabe, das politische System über die materiellen Bedingungen in Kenntnis zu setzen, die mit der Erfüllung dieser Vorgaben einhergehen. Er ist an einer Systemgrenze angesiedelt, die Logiken reiben sich da oft ganz gehörig. Die NYT arbeitet das sehr schön heraus: Generäle der USA fahren aus Wiesbaden heim, um die Politik davon zu überzeugen, dass bestimmte, bis dato aus sehr guten politischen Gründen nicht gelieferte Waffensysteme unbedingt benötigt werden, um das politische Ziel, eine dauerhafte Schwächung Russlands bei Erhalt der territorialen Integrität der Ukraine, auch gewaltförmig umsetzen zu können. Das politische Ziel aber ist gar nicht ihr Thema, ihr Thema ist die Bereitstellung von adäquaten Ressourcen, zunächst, um einen ukrainischen Sieg zu ermöglichen, später, um immerhin zu verhindern, dass die Ukraine den Krieg verliert. Politik und Militär reden bis zu einem gewissen Grad aneinander vorbei.

(2) Wie fühlen Generäle?

Der NYT-Artikel erlaubt einen Einblick in die Kommandozentrale in Wiesbaden: Generäle respektieren kooperierende Generäle, selbst wenn diese in den militärischen Hochschulen des Gegners ausgebildet wurden. Generäle brauchen das Vertrauen von kooperierenden Generälen, sie arbeiten daran, dass Generäle befreundeter und unterstützter Mächte ihnen vertrauen können. Generäle machen einander Kriegstrophäen zum Geschenk. Generäle laden einander zu Segeltörns ein. Generäle sind gekränkt, wenn sie über die militärischen Operationen, die aus politischen Gründen, nicht aus militärischen Logiken heraus unternommen werden, nicht informiert sind. Generäle machen sich Sorgen um tote und verwundete Soldaten, wenn schon nicht aus Menschlichkeit, denn aus der militärischen Logik der dadurch eingeschränkten Möglichkeit der Bereitstellung von Gewalt heraus. Generäle sind Realisten, was ihre Operationen angeht. Sie müssen Realisten sein, denn das Schlachtfeld verzeiht kein „wishful thinking“.

Generäle sind mit anderen Generälen des eigenen Systems oft in Konkurrenz, in Konkurrenz um Zugang zu den politischen Führern und um Einfluss auf deren Entscheidungen, in Konkurrenz um Karrieren, in Konkurrenz um Ressourcen für den je eigenen Feldzug, sie sind im Stab oder auf dem Feld tätig, auch da gibt es Konkurrenz.

Generäle konkurrieren auch um Interpretationen, Strategien und Taktiken, sie kooperieren und konkurrieren also um Deutungshoheit über die Wirkung militärischer Mittel. Der NYT-Artikel macht dies an mehreren Stellen sehr deutlich.

(3) Wie blind sind Generäle?

Ein letzter aus der NYT-Lektüre gewonnener Gedanke. Generäle sind zuständig dafür, Gewalt als Durchsetzungsmittel politischer Ziele zur Verfügung zu stellen. Sie sind darin ausgebildet, Eskalationen einschätzen zu können, doch sie orientieren sich an organisierter Gegengewalt, nicht an der Gewaltlosigkeit, nicht an Diplomatie, sie sind daher nicht per se de-eskalierend tätig.

Wenn sie erfahren, dass ein Gegner mit dramatischer Eskalation droht, etwa mit dem Einsatz taktischer Nuklearwaffen, vermuten sie zunächst eine leere Drohung, denn sie kennen die vielen Untersuchungen, dass ein nuklearer Krieg für niemanden zu gewinnen ist und sie wissen, dass die gegnerischen Generäle diese Untersuchungen genauso gut kennen. Generäle verlassen sich darauf, dass auch gegnerische Generäle denken wie sie, ob sie nun an den eigenen oder an gegnerischen militärischen Hochschulen ausgebildet wurden.

Wenn allerdings eine zivile politische Entscheidung für einen Einsatz nuklearer Waffen zu befürchten ist, dann sind sie nicht dazu imstande, auf die Notbremse zu treten. Die Generäle haben nun einmal die Aufgabe, Gewalt zu organisieren und nicht Gewaltlosigkeit. Sie können nicht aus der grundlegenden Logik ihres Subsystems aussteigen, selbst wenn sie wissen, dass die Folgen einer Eskalation eines nuklearen Kriegs so entsetzlich sind, dass Verlust in einem konventionellen Krieg dagegen überhaupt nicht gegengerechnet werden kann.

Dafür wären zivile Politikerinnen und Politiker zuständig. Die allerdings sind im Zweifel weit weniger rational als die in Rationalität geschulten Generäle. Blind dafür, dass „diese mörderische Form der Gewaltausübung menschenunwürdig ist“ sowie „Nichts weniger als die Überwindung der Institution des Krieges notwendig [ist]“ wie Jochen Luhmann im Blog der Republik Jürgen Habermas und Carl Friedrich von Weiszäcker zitiert[3], sind sie beide, die Politiker wie die Generäle.

 

Bildquelle: flickr,U.S. Army Europe, Public Domain

 

cc

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Vorherigen Post

Trumps Willkürherrschaft – Blaupause für die AfD

Nächster Beitrag

Rentenlogik. Wie sie auch im Sauerland verstanden wird – nur nicht von Parteien Eine Hommage an Franz Müntefering

Nächster Beitrag
Großeltern als Spielfiguren

Rentenlogik. Wie sie auch im Sauerland verstanden wird – nur nicht von Parteien Eine Hommage an Franz Müntefering

Schreibe einen Kommentar Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Justizskandal im Sauerland: Das von Charlotte Merz, Ehefrau von Bundeskanzler Friedrich Merz, geleitete Amtsgericht erließ einen rechtswidrigen Durchsuchungsbeschluss gegen eine junge SPD-Frau 08.09.2025
  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.660 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Jochen Luhmann bei Ich kann das Wort „Reform“ nicht mehr hören
  • Anton Pöss bei Was nun Herr Merz, Herr Söder? Sie brauchen die Grünen, die sie beschimpft haben
  • Philipp bei Entfremdung zwischen Europa und USA
  • Dr. Karl-Heinz Klär bei Nein, diese Suppe ess‘ ich nicht! Die Europäer und der Trump-Plan

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.660 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Fragezeichen am Ende eines etwas gespentischen Waldwegs, Symbolbild für Angst und Unsicherheit

Gibt es die EINE Strategie gegen die AfD?

4. Dezember 2025
Plakat Klaus Staeck: Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen

Vorwärts Millionäre – Euer Reichtum soll Lohn unserer Arbeit sein

3. Dezember 2025
Konrad Adenauer

Adenauer: Eine neue Biografie zum 150. Geburtstag

3. Dezember 2025
Friedenstaube mit Clownsgesicht, mit Olivenzweig im Schnabel. AI generiert

Friedenspläne? Oder: Wie Friedenspolitik zur brutalen Comedy verkommt

2. Dezember 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden Merz NoAfD Rechtsextremismus Rechtsstaat Ukraine

© 2025 Blog der Republik.

Unser Blog lebt durch Sie!

Das Erstarken der Rechtsextremen und Rechtspopulisten in ganz Europa in den letzten Jahren und gerade jetzt bei der Wahl zum Deutschen Bundestag besorgt uns alle zutiefst. Denn diese Kräfte wollen die zentralen Werte unserer Gesellschaft in Frage stellen und Demokratie als Lebens- und Regierungsform zerstören. Dagegen treten wir aktiv ein und engagieren uns für eine freiheitliche, soziale und gerechte Demokratie.

Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leser*innen. Möchten Sie dazu beitragen, dass der Blog der Republik weiterhin informativ bleibt und sich weiterentwickeln kann?

Bereits mit 5 Euro helfen Sie uns, hochwertigen Journalismus zu sichern und neue Inhalte für Sie bereitzustellen.
Ihre Unterstützung macht den Unterschied!

Jeder Beitrag zählt – sind Sie dabei?

Ja, ich möchte den Blog der Republik unterstützen.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2025 Blog der Republik