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CO2-Freiheit – geht es nicht billiger?

Gerd Eisenbeiß Von Gerd Eisenbeiß
8. September 2025
Offshore-Windpark

Nun hat die Frau Wirtschaftsminister wieder in ein Wespennest gestochen, als sie die weitere Fördernotwendigkeit kleiner PV-Anlagen mit und ohne Batteriespeicher in Frage gestellt hat. Ich vermute, sie hat recht, ohne der weiteren Dekarbonisierung des Stromsystems schaden zu wollen oder tatsächlich zu schaden, sie spricht nur aus, dass die Dezentralisierungs-Ideologie nicht der Weisheit letzter Schluss ist, sondern Strom preisgünstiger werden muss, ohne das Nachhaltigkeitsziel zu gefährden. Nachhaltigkeit ist ein teures Ziel, dem nicht gedient wird, wenn teure Umwege beschritten werden.

Auch ich habe ernste Fragen an das deutsche Stromsystem, das sich auf dem Weg zu 100%iger Freiheit von Treibhausgasen befindet und diesen Weg auch weiter gehen soll. Die Fragen beziehen sich auf den optimalen Pfad, der über die 60% CO2-freien Strom hinaus führen soll.

Es ist doch wohl unstreitig, dass die Hauptlast vom Wind zu leisten ist. Will man teure Speicherkosten minimieren, ist das jährliche Mengen-Verhältnis von Wind- zu Solarstrom in Mitteleuropa bei etwa 2,5: 1 zu halten, damit windschwache Sommerzeiten gut überstanden werden. In den dunkleren Wintermonaten spielt Solarstrom nur eine kleine Rolle wie übrigens auch nachts.

Nun stand ich selbst an der Wiege der Stromversorgungssysteme mit Wind und Sonne und habe mit staatlicher Forschungs-Förderung die deutsche Windenergie mit einem Breitentestprogramm aus der Marginalität geholt. Dass die erneuerbaren Energien gefördert werden mussten, wenn man sie wirtschaftlich ernten und industrielle Kapazitäten im Land haben wollte, war unstrittig,. Diese Strategie war auf der Nutzungsseite sehr erfolgreich, auf der industriepolitischen dagegen nur kurze Zeit, bis China diesen strategischen Sektor durch vielfältig subventionierende Tricks an sich zog.

Nun war die Debatte über die erneuerbaren Energien immer auch von antinuklearen und ideologisch dezentralistischen Positionen bestimmt. Beides war in der Startphase nützlich für die Akzeptanz des Neuen, sollte heute aber keine Rolle mehr spielen. Jetzt muss es um den langfristig billigsten Pfad zur Entkarbonisierung gehen, die Verkehr, Industrie und Gebäude einschließen muss. Und dazu sind Fragen nüchtern zu beantworten.

  • Da totale Autarkie vom Netz in der Regel unbezahlbar, also praktisch nicht möglich ist, werden dann die Eigenstromnutzer aus PV-Batterieanlagen fair an den Netzkosten beteiligt?
  • Ist der Versorgungsanteil von Kleinst-PV-Anlagen strategisch wichtig oder letztlich volkswirtschaftlich zu teuer. Darf man den Erwerb solcher Anlagen nicht einem förderfreien Markt überlassen?
  • Gebietet die vor uns liegende Krise der Versorgung mit kritischen Rohstoffen gerade auch für Batterien nicht eine Reservierung dieser Materialien für die Dekarbonisierung des Verkehrs durch Batterie-Fahrzeuge?
  • Sollte die romantisierende Befürwortung von dezentraler Stromversorgung mit dem Aus für Kohle und Kernkraft nicht ein Ende haben, zumal sie in Anbetracht von Gigawatt-Windparks (insbesondere off shore samt den nötigen „Monstertrassen“) lächerlich wirkt? Sind solche gigantischen Windparks doch leistungsstärker und weniger dezentral als Kern- und Kohlekraftwerke nahe den Verbrauchszentren.

Ich behaupte, dass eine deutsche Stromversorgung aus erneuerbaren Energien, eingebettet in den europäischen Netzverbund, am billigsten und robustesten wäre, wenn die in Dunkelflauten nötigen Speicher von den Netzbetreibern gemanagt würden – hauptsächlich in einer gewissen Anzahl von Wasserstoff-Zentren, die Überschussstrom in Elektrolyseuren verwerten und diesen Wasserstoff rückverstromen wenn erforderlich. Natürlich können diese Zentren im Verbund mit Wasserstoffpipelines stehen, die Wasserstoff für die chemische und metallurgische Industrie importieren. Und Batterien soll sich kaufen, wer will, aber ohne staatliche Förderung. Wenn Batterien zu fördern sind, dann die in E-Fahrzeugen, damit auch der Verkehr schneller CO2-frei wird.

Ich, der ich schon 20 Jahre im Ruhestand die Dinge nicht mehr mit großer Detailkenntnis verfolgen kann,  behaupte, das wäre sehr wahrscheinlich besser und volkswirtschaftlich billiger, und möchte damit kompetenten Widerspruch provozieren, aus dem man weiter lernen könnte.

 

Bildquelle: Wikipedia, David Dixon, Walney Offshore Windfarm. CC BY-SA 2.0

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