Die Hamburger haben demokratisch entschieden, 2040 klimaneutral sein zu wollen. Das ist mutig und zu begrüßen. Denn wenn es klappt, setzt es ein Zeichen, das die Erde und die Menschheit braucht; zugleich ist es ein politisches und soziales Experiment, das ebenfalls benötigt wird, um mehr Klarheit über die tatsächliche Opferbereitschaft der Bevölkerung zu gewinnen. Denn die Kosten dieser vorbildlichen Klimaschutzpolitik sind in einem reichen Stadtstaat wie Hamburg insgesamt von der eigenen Bevölkerung zu tragen – aus privaten Mitteln oder durch spezielle Abgaben, wenn Sonderaufwendungen nur öffentlich zu bestreiten sind.
Der Mut der Abstimmungssieger wird besonders deutlich, wenn man den „Klimamonitor Hamburg 2024“ des Hamburger Klimabeirats liest. Denn dieser zeigt, dass die bisher bescheideneren Ziele – zuletzt 70% weniger Treibhausgasemissionen 2030 gegenüber 1990 – bis zum Bericht verfehlt wurden. Eigentlich muss man sagen, dass bis 2003 kaum Emissionsminderung erreicht worden ist, so dass sich die 2022 erreichte Emissionssenkung von 33,6% auf 20 Jahre bezieht, also in diesem Jahrhundert eine jährliche Senkung von 1,6% erreicht wurde. Bei unveränderter Senkungsrate würde so bis 2030 nicht 70, sondern nur 47% erreicht. Bis 2040 bleiben seit 2022 18 Jahre, die weitere 29% bringen würden. Man läge also bei 63 und immer noch nicht bei 70% und bei weitem nicht bei 100%.
Gut, es ist eine immer wieder versuchte Strategie, bei Zielverfehlung die Latte einfach höher zu hängen, um Schwung zu induzieren. Um das nun beschlossene Ziel „Klimaneutralität 2040“ zu erreichen, fehlen auf der Basis 2022 nur 66,4 weitere Prozentpunkte oder eine Minderungsrate von linear 3,7% pro Jahr – das ist wahrhaft „ambitioniert“, wie man heute gerne sagt.
Auch wenn man bei Klimaneutralität mittlerweile auch CCS einbezieht, also die Absonderung von CO2 aus Abgasen und Luft und seine geologische Endlagerung, wird es spannend sein zu verfolgen, wie die Hamburger insbesondere ihre Gebäude und ihren Verkehr klimaneutral machen werden – immerhin bleibt Hamburg eine weltoffene Stadt, die nun beginnen muss, Verbrenner-Fahrzeuge auf ihrem Territorium drastisch zu reduzieren, b.z.w. „solar fuel“ verkäuflich zu machen. Im Gebäudesektor wird die Heizungsumstellung auf Strom, b.z.w. Wärmepumpen spannend, weil die schnell zu steigernden Investitionen in Wärmedämmung und Wärmepumpen nicht aus den Portokassen zu bewältigen sind. Die überall angelaufenen kommunalen Wärmeplanungen werden dazu wichtige Informationen liefern. Und das muss rasch geschehen, denn für das, was 2040 sein soll, muss die konkrete Planung sehr bald vorliegen.
Ich bin überzeugt: wenn Hamburg das schafft, können es alle schaffen. Deshalb nochmals: Danke Hamburg für den klaren Beschluss. Mit großer Spannung warte ich auf die nächsten Berichte des Klimabeirats.













