Vor über 60 Jahren protestierte Bob Dylan mit seinem Song gegen den Krieg in Vietnam und gegen die Kriegsprofiteure, die der Öffentlichkeit weismachen wollten, ein Weltkrieg sei zu gewinnen. Der Protest erfasste große Teile der jungen Generation weltweit; vor allem auch in den USA selbst.
Heute vergeht kaum ein Tag, an dem nicht in Talkshows oder ähnlichen Diskussionsrunden darüber schwadroniert wird, wann ein nächster Krieg ausbrechen könnte. Einige der zahlreichen Experten, die wie zu besten Coronazeiten wie Pilze aus dem Boden schießen, wissen es ganz genau: 2029 könnte es so weit sein. Vor einigen Tagen mahnte ein Bundeswehr-General, Putin könne schon morgen die NATO angreifen. Selbst die ansonsten recht schläfrigen Geheimdienste wollen dies mitbekommen haben. Sie ergehen sich allerdings in unverständlichen Mutmaßungen und reden von „hybrider Kriegsführung“ ohne zu konkretisieren, was damit gemeint ist.
Das Ganze dient einer Art geistiger Mobilmachung, als Unterstützung und Ergänzung zur angestrebten „Kriegstüchtigkeit“. Je selbstverständlicher über den nächsten Krieg geredet wird, desto wahrscheinlicher wird er. Man redet gewissermaßen herbei, was man angeblich verhindern möchte. Die ungehemmte Aufrüstung wird kaum zu mehr Sicherheit führen. Es gehört zum ABC der Konfliktforschung, dass Maßnahmen der einen Seite mit entsprechenden Gegenmaßnahmen beantwortet werden. Ein Mehr an Sicherheit entsteht so nicht, wohl aber dreht sich die Eskalationsspirale immer schneller.
Man fragt sich, wie lange das gut geht. Was wird geschehen, wenn im nächsten Jahr die vorgesehene Raketenstationierung stattfindet ohne gleichzeitige Angebote zur Rüstungskontrolle. Auffällig ist, dass darüber kaum öffentlich geredet wird, obwohl ständig über neue Waffensysteme und militärische Optionen diskutiert wird.
Es ist beängstigend, in welchem Tempo die Militarisierung der Gesellschaft vorangetrieben wird. Wer Diplomatie und Frieden fordert, wird verunglimpft oder bestenfalls als naiv gebrandmarkt. Die „Realisten“ überbieten sich geradezu mit ihren Kriegsszenarien.
Die jungen Leute müssen sich demnächst wieder mustern lassen und werden wohl irgendwann verpflichtet werden, wenn erst genügend Kasernen und Ausbilder zur Verfügung stehen. Und vielleicht ist auch der Tag nicht mehr fern, da den Schulkindern wieder beigebracht wird, wie großartig es ist, für das Vaterland zu sterben. Als der junge Brecht sich seinerzeit dagegen verwahrte, wäre er deswegen fast von der Schule geflogen.
An seine Landsleute appellierte Brecht später:
Ihr, die ihr überlebtet in gestorbenen Städten
Habt doch nun endlich mit euch selbst Erbarmen!
Zieht nun in neue Kriege nicht, ihr Armen
Als ob die alten nicht gelanget hätten:
Ich bitt euch, habet mit euch selbst Erbarmen!













