• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Montag, Dezember 15, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Politik

Kanzler Olaf Scholz: Ein zielstrebiger Zauderer

Norbert Bicher Von Norbert Bicher
6. Dezember 2021
Olaf Scholz, 14.8.2021 in Bochum

Die Charakterisierung war treffend und gilt heute mehr denn je. „Scholz“, schrieb der Spiegel im November 2007, „ist ein gutes Beispiel dafür, welche Umwege man in der Politik manchmal gehen muss, um dort zu landen, wo man hinpasst.“ Oder, um es im Fall von Olaf Scholz zu präzisieren, um dort zu landen, wo man hinzupassen glaubt.

Als der Spiegel das schrieb, hatte Scholz ein wichtiges Etappenziel erreicht, war Arbeitsminister im ersten Kabinett  Angela Merkels geworden, weil Franz Müntefering sich aus privaten Gründen aus dem Amt zurückgezogen hatte. Dass dem spröden Norddeutschen dieser Sprung gelingen konnte, hatte drei Jahre zuvor kaum jemand für möglich gehalten, nachdem er als Generalsekretär unter dem SPD-Vorsitzenden Gerhard Schröder krachend gescheitert war. Unbeliebt in der Partei, niedergeschrieben von den Medien als „Schröders Hofsänger“,  schien er 2004 die Zukunft hinter sich zu haben.

Dabei sollte der Job des Generalsekretärs eigentlich Belohnung sein für den ersten Umweg, den der 1998 in den Bundestag eingezogene Arbeitsrechtler  gehen musste. Als Landesvorsitzender der Hamburger SPD wurde er 2001 von den Genossen in der Hansestadt, aber auch von der Parteiführung im Willy-Brandt-Haus gedrängt, den Posten des Innensenators in der Hansestadt zu übernehmen, um eine drohende Niederlage bei der Landtagswahl durch einen strikten „Law and Order“-Kurs zu verhindern. Der Versuch misslang. Die SPD verlor erstmals seit den fünfziger Jahren ihre Führungsrolle in Hamburg. Ausgerechnet der Rechtsausleger Ronald Schill wurde unter dem Ersten Bürgermeister Ole von Beust (CDU) Nachfolger des Innensenators Scholz. Was für die Hamburger SPD eine Katastrophe war, kam Scholz nicht ungelegen. Er konnte sich wieder der Bundespolitik zuwenden. Das hielt er für angemessener als die Niederungen der Landespolitik zu bespielen.

Der erneute, ungeliebte Umweg Hamburg wurde für Scholz ein Jahrzehnt später indes zum Glücksfall. Hatte er sich 2007 noch vehement dagegen gewehrt, die bundespolitischen Ambitionen aufzugeben und als Spitzenkandidat anzutreten, erkannte er 2011 – im Bund war die SPD in der Opposition – die Gunst der Stunde, trat für das Amt des Ersten Bürgermeisters an und gewann mit absoluter Mehrheit. Die Republik staunte. Der in den Medien immer wieder hervorgekramte „Scholzomat“ als Menschenfischer?  Einen Teil des Erfolgs verdankte er einer abgewirtschafteten CDU-Landespartei. Doch der andere war seinem Verdienst geschuldet, eine lange zerstrittene SPD straff auf Gemeinschaftskurs gebracht zu haben. „Wer Führung bei mir bestellt, bekommt sie auch“, ließ er den Genossen keinen Zweifel, wer künftig den sozialdemokratischen Ton an der Alster vorgeben würde. Der „sitestep“, wie er sein Hamburger Engagement nannte, geriet zum Erfolgsmodell.

Während sich die Berliner SPD-Granden in der zweiten großen Koalition mit Angela Merkel ab 2013 nur mühsam – oder gar nicht – gegen den Niedergang  der Volkspartei auflehnen konnten, genoss er an der Alster den Ruf als Macher. Der geriet nur einmal in Gefahr, als Scholz als Gastgeber des G-7-Gipfels 2017 mit den Großen der Welt eine Weihestunde in der Elbphilharmonie genoss, während die Stadt von der Randale der Gipfelgegner erschüttert wurde. Mit der ihm nicht fremden Arroganz hatte er zuvor die Gefahr verdrängt und versichert, als Bürgermeister alles im Griff zu haben. Hamburg als „Tor zur Welt“ sollte auch ihm das Tor zur Weltpolitik öffnen.

Dass die Macht in dem Stadtstaat Olaf Scholz auf Dauer nicht genügte, dass er seinen Platz in der ersten Liga der Republik sah, war nie zu übersehen. Von Gerhard Schröder gibt es das Bild, dass er als junger Abgeordneter am Zaun des Bonner Bundeskanzleramtes gerüttelt und gerufen haben soll: „Ich will hier rein“. Eine Szene, für Scholz nicht vorstellbar. Er vermittelte in seiner Laufbahn immer die Gewissheit, dass sich für ihn das Tor in die bundesrepublikanische Regierungszentrale irgendwann von selbst öffnen werde.

Über den oft unterkühlt wirkenden Juristen sind viele Klischees im Umlauf. Arrogant, besserwisserisch, humorlos, unkommunikativ, beratungsresistent. Vorurteile, die Olaf Scholz nur in Ansätzen gerecht werden. Am ehesten trifft auf ihn eine andere Charakterisierung zu. Ein zielstrebiger Zauderer. Das Kanzleramt seit seiner Zeit als Arbeitsminister (2007 bis 2009) im Blick, hat er immer wieder gezögert, dies öffentlich anzumelden. Viele, die in der SPD unter dem unberechenbaren Vorsitzenden Sigmar Gabriel litten, hatten erwartet und gehofft, Scholz würde gegen ihn antreten. Der aber spitzte nur die Lippen, wog das Risiko ab und wartete. Wissend, dass er das schlechte Image aus seiner Generalsekretärzeit in der Partei nie losgeworden war.

Er ließ Gabriel vorbeiziehen, arrangierte sich mit der kurzen Amtszeit als SPD-Chef und der Kanzlerkandidatur von Martin Schulz und glaubte endlich eine Perspektive gefunden zu haben, als Andrea Nahles 2018 das Parteizepter übernahm. Ein Gespann: sie SPD-und Fraktionsvorsitzende, er als Finanzminister Vizekanzler in der ungeliebten großen Koalition, mit der Perspektive von Nahles als Kanzlerkandidat für 2021 ausgerufen zu werden.

Der Traum platzte, als Nahles – zermürbt von Sticheleien in Bundestagsfraktion und Partei, gescheitert an einem aufbrausendem Führungsstil – schon ein Jahr später hinwarf. Wieder einmal schien Scholz seine Zukunft hinter sich zu haben, zumal er nach einigem Zaudern den monatelangen, zähen Kampf um den Parteivorsitz gegen die weithin unbekannte Hinterbänklerin Saskia Esken und deren Partner Norbert Walter-Borjans verlor.

Wieder einmal abgestraft von der Basis, gab er dennoch nicht auf. Die Hartnäckigkeit, die er sich über die Jahre als fanatischer Jogger und Ruderer antrainiert hat, bescherte ihm gegen alle Widerstände die Kanzlerkandidatur und dann einen nicht für möglich gehaltenen Wahlsieg. Belächelt von Partei, Medien und Wählern, als er über Monate mantraartig immer wiederholte, er werde Kanzler werden, war er offenkundig  der einzige, der daran glaubte. Bis zum 26. September als Wahlsieger. Die lange Geschichte von Niederlagen und Umwegen, von Zielstrebigkeit und Zaudern, die Überzeugung, dass sich irgendwann die Tore der Regierungszentrale  öffnen werde, am Mittwoch wird sie beendet sein.

Olaf Scholz tritt als vierter Kanzler der SPD die Nachfolge von Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder an. Ein Ziel, an das er immer geglaubt hat.

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Vorherigen Post

Zum virtuellen Wasser und Wasserfußabdruck. Teil 1

Nächster Beitrag

Kriminelles Chaos ist keine Folklore – Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Nächster Beitrag
Abgebranntes Feuerwerk und Böller

Kriminelles Chaos ist keine Folklore - Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Schreibe einen Kommentar Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Justizskandal im Sauerland: Das von Charlotte Merz, Ehefrau von Bundeskanzler Friedrich Merz, geleitete Amtsgericht erließ einen rechtswidrigen Durchsuchungsbeschluss gegen eine junge SPD-Frau 08.09.2025
  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Joke Frerichs bei Friedenspläne? Oder: Wie Friedenspolitik zur brutalen Comedy verkommt
  • Philipp bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht
  • Kathrin bei Nikolaus, das Teilen und der Sozialstaat
  • Ronald bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Die Heiligen Drei Könige auf Kamelen in der Wüste vor einem Nachthimmel mit Mond, Sternen und dem Stern von Betlhehem

Die (schein-) Heiligen Drei Könige – Fast eine neue Weihnachtsgeschichte

14. Dezember 2025
Logo der OSZE

Organisation für Zusammenarbeit und Sicherheit in Europa (tot)krank?

14. Dezember 2025
Stormtrooper

Wer schlachtet seine „heiligen Kühe“?

13. Dezember 2025
Ritter mit zerfetzter US-Flagge in imaginärer Berglandschaft, KI generiert

Wirtschaftliche Sicherheit in der NSS: Der stille Wiederaufbau amerikanischer Kriegsfähigkeit – Gastbeitrag von Arno Gottschalk

13. Dezember 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden Merz NoAfD Rechtsextremismus Rechtsstaat Ukraine

© 2025 Blog der Republik.

Unser Blog lebt durch Sie!

Das Erstarken der Rechtsextremen und Rechtspopulisten in ganz Europa in den letzten Jahren und gerade jetzt bei der Wahl zum Deutschen Bundestag besorgt uns alle zutiefst. Denn diese Kräfte wollen die zentralen Werte unserer Gesellschaft in Frage stellen und Demokratie als Lebens- und Regierungsform zerstören. Dagegen treten wir aktiv ein und engagieren uns für eine freiheitliche, soziale und gerechte Demokratie.

Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leser*innen. Möchten Sie dazu beitragen, dass der Blog der Republik weiterhin informativ bleibt und sich weiterentwickeln kann?

Bereits mit 5 Euro helfen Sie uns, hochwertigen Journalismus zu sichern und neue Inhalte für Sie bereitzustellen.
Ihre Unterstützung macht den Unterschied!

Jeder Beitrag zählt – sind Sie dabei?

Ja, ich möchte den Blog der Republik unterstützen.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2025 Blog der Republik