• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Mittwoch, Dezember 17, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Politik

Respekt und Anerkennung im Kontext sozialer und kultureller Ungleichheiten

Petra Frerichs Von Petra Frerichs
27. März 2021
Respekt - Graffiti

Lieber Freund,

das Thema Respekt  und Anerkennung ist wohl noch nicht ausgeschöpft. Gerade auch, weil es im Zusammenhang mit der lebhaft geführten Debatte um (linke) Identitätspolitik steht, die seit Anfang März innerhalb und außerhalb der SPD geführt wird. Angestoßen hat sie Wolfgang Thierse mit seiner deutlichen Kritik an der sogenannten Cancel Culture (Interview im DLF v. 25.02.2021), gefolgt von Gesine Schwan mit ihrem Plädoyer für gleiche Anerkennungschancen (DLF 05.03.2021 und ZDF 07.03.2021), und viele weitere Stimmen haben die Debatte belebt; auch im Blog der Republik hat sich Klaus Vater zum Begriff des Respekts geäußert. Und auch wir setzen mit diesem Brief unseren Gedankenaustausch zum Thema fort. So viel Auseinandersetzung und Streitlust hat es lange nicht gegeben, und das ist erst einmal gut so. Nun hast Du mich auf einen weiteren, wie ich finde hochinteressanten Beitrag zum Thema aufmerksam gemacht: den von Thomas Thiel in der FAZ vom 12.03.2021 („Wir haben Respekt für euer Elend“), auf den ich an dieser Stelle eingehen möchte. 

Thiel  sieht in der aufgekommenen Debatte um Respekt (vor dem Hintergrund von Olaf Scholz‘ Wahlprogramm) eher eine rhetorische „symbolpolitische Geste“ und verbindet damit – hier ähnlich wie Wolfgang Thierse  – die Gefahr der „Individualisierung der sozialen Frage“ durch den Zerfall der Gesellschaft in zahlreiche, miteinander womöglich konkurrierende „Opfergruppen“. Er hegt den Verdacht auf eine „Verschiebung der politischen Koordinaten“ bei der SPD – weg von der „Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse“ hin zu „persönlichen Einstellungen“. Und schließlich befürchtet er die „identitätspolitische Konversion der sozialen Frage“: statt auf den Schutz garantierter Rechte (etwa auf Bildung) idealerweise unabhängig von Herkunft und Zugehörigkeit (soziale Chancengleichheit) zu setzen, werden die (traditionellen) Gedanken an Solidarität, Aufklärung und Kampf unterhöhlt durch die Zersplitterung von Kollektiv- in zahlreiche Partikularinteressen aufgrund von „Identitäten“. Der „Richtungskampf zwischen kulturalistischen und materialistischen Positionen“ habe sich zugunsten eines „Kulturalismus“ aufgelöst, der zum „identitären Dogma erstarrt“ sei und „von einer Elite zur Abgrenzung nach unten“ verwendet werde.

In dieser Perspektive erscheint der Respekt-Begriff in der Tat schillernd und beliebig. Zu fragen ist nun, ob und wie man die von Thiel benannten Gefahren bannen kann, indem man versucht, sie anders einzubetten.

Im Zusammenhang mit der „sozialer Frage“, die nach wie vor virulent ist, wäre es vielleicht ratsam, sie nicht gegen eine möglicherweise eher kulturalistisch fokussierte Perspektive auszuspielen, sondern von verschiedenen sozialen und kulturellen Ungleichheiten auszugehen, sie zu integrieren und mit unterschiedlichen politischen Instrumentarien zu „bearbeiten“. Aufgabe linker Politik, die sich der Ungleichheitsbekämpfung verschreibt, wäre es folglich, diese Integration konzeptionell zu erfassen und zu leisten. So wie es die originäre Aufgabe der SPD wäre, die soziale und die ökologische Frage zu integrieren, läge hier eine Entsprechung auf sozialpolitischer und kultureller Ebene vor.

So wäre auch mit den Begriffen Respekt und Anerkennung zu verfahren, indem man sie aus der symbolpolitischen Konstitution zugunsten einer klassenpolitischen herauslöste. Dann erscheinen sie als nicht beliebig verfüg- und einklagbar, sondern als rare soziale Ressource, um die auch gekämpft werden muss („Kampf um Anerkennung“ steht schon bei Hegel). Entlang der gesellschaftlichen Hierarchie werden denjenigen Beschäftigten, je weiter „unten“ sie situiert sind, in der Regel die wenigsten Anerkennungschancen zuteil, während es „oben“ genau umgekehrt aussieht. Und das hat neben dem „symbolischen“ Effekt auch einen „materiellen“, nämlich in der Verfügung oder Nichtverfügung über ökonomisches Kapital (Einkommen und Vermögen u.a. Ressourcen). Der klassenpolitische Ansatz für Respekt und Anerkennung läge im Erstreiten oder Erwirken von Kompensation, und zwar wiederum auf der kulturell-symbolischen Ebene (Wertschätzung der Person, Gruppe und ihrer Leistungen für die Gesellschaft) und der materiellen (anständige Bezahlung, tarifliche Aufwertung etc.). Entscheidend ist hierbei, dass letztere Anerkennungsform der ersten unbedingt folgen muss, denn allein das Schulterklopfen oder der berühmte Applaus reichen nicht aus (siehe die aktuelle Situation im Pflegebereich).

Zur Diskussion um Respekt aus der identitätspolitischen Perspektive nur soviel: Ich habe den Eindruck, dass es hier eher diejenigen Gruppen oder Personen sind, die ihre Erfahrungen etwa mit   strukturellem Rassismus öffentlich kundtun, die – neben „diversen“ Merkmalen – über relativ viel kulturelles (und ökonomisches) Kapital verfügen (Thiel bezeichnet sie sogar als „Elite“), wodurch sie in der Lage sind, sich entsprechend zu artikulieren und so auch (idealerweise) zum Sprachrohr für Personen oder Gruppen werden können, denen diese Ressourcen eher fehlen. Insofern wäre hier die gesellschaftliche Anerkennung von Gruppen- oder Einzelinteressen eine Frage der Ermöglichung von gleichen Lebenschancen und Toleranz gegenüber all dem, das hier als kulturell „fremd und anders“ erscheint (Aussehen, Herkunft, Sexualität etc.).

Fazit: Linke Politik muss materielle und kulturelle Ungleichheiten zusammen sehen, verknüpfen und allen, denen Mißachtungserfahrungen, geringe Wertschätzung und wenig Anerkennung zuteil werden, die gebotenen Aufmerksamkeit und den solidarischen Rückhalt vermitteln – über gute Arbeit und Entlohnung, soziale Sicherheit, Chancengleichheit in der Bildung, Aufstiegsmöglichkeiten ohne „gläserne Decke“, Ermöglichung gleichwertiger „diverser“ Lebensformen etc. Insofern ist das Einfordern von „Respekt“ vielleicht die allgemeinste Formel, die, wenn ernstgemeint, mehr sein muss als „Symbolpolitik“, sondern die Voraussetzung für handfeste Verbesserungen; erst wenn die Mißstände und „Opfergruppen“ wahrgenommen und ernstgenommen, erkannt und anerkannt werden, können weiteren Schritte erfolgen.

Du siehst: Lotta continua. In diesem Sinne herzliche Grüße!

Bildquelle: Pixabay, Bild Valentin J-W auf Pixabay License

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Vorherigen Post

Zum virtuellen Wasser und Wasserfußabdruck. Teil 1

Nächster Beitrag

Kriminelles Chaos ist keine Folklore – Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Nächster Beitrag
Abgebranntes Feuerwerk und Böller

Kriminelles Chaos ist keine Folklore - Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Schreibe einen Kommentar Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Justizskandal im Sauerland: Das von Charlotte Merz, Ehefrau von Bundeskanzler Friedrich Merz, geleitete Amtsgericht erließ einen rechtswidrigen Durchsuchungsbeschluss gegen eine junge SPD-Frau 08.09.2025
  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Joke Frerichs bei Friedenspläne? Oder: Wie Friedenspolitik zur brutalen Comedy verkommt
  • Philipp bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht
  • Kathrin bei Nikolaus, das Teilen und der Sozialstaat
  • Ronald bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Trump und Putin auf dem G20 Gipfel, 2017

Seitenwahl

16. Dezember 2025
Screenshot Twitter

Ein Abstieg in menschenfeindliche Tiefen

15. Dezember 2025
Ortseingangschilc "Asylrecht ist ein Grundrecht" mit Sprayzusatz "Sorry, jetzt gerade nicht". AI generiert

Offener Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: Glaubwürdigkeit wahren!

15. Dezember 2025
Eine Abrissbirne prallt auf eine Wand, auf der "DEMOKRATIE" steht. Es sind schon deutliche Risse zu erkennen. AI generiert

Warum die Demokratie gefährdet ist

15. Dezember 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden Merz NoAfD Rechtsextremismus Rechtsstaat Ukraine

© 2025 Blog der Republik.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2025 Blog der Republik