Auch in Alaska mag es Erwärmung und Tauwetter geben, aber wohl nicht politisch. Putin kam, sah und siegte insofern, als er Trump erfolgreich täuschen konnte: er hat keinen Grund, seine „Spezialoperation“ des rücksichtlosen Mordens abzubrechen! Er ließ Lawrow zeigen, was das Endziel ist.
Warum auch aufhören?
Russland hat genug Waffen und Kämpfer, um noch lange durchzuhalten, die Ukraine nicht. Der Westen besteht aus vielen Teilen und so ist seine Unterstützung hochgradig unsicher.
Auch Putin weiß, dass der stramme Herr Starmer in Großbritannien längst die Mehrheit verloren hat, die nur eine Sitzmehrheit war, und die Labour ja nur wegen der hohen Verluste der Torys an die rechtsradikale Farage-Partei gewinnen konnte – eine Partei, die nun in Umfragen[1] stabil führt und mit den Konservativen die nächste Regierung bilden dürfte.
Der gescheiterte Macron dürfte keine Chance haben, eine proeuropäische Mehrheit zu hinterlassen; es ist nur die Frage, ob Extremlinks noch eine extrem rechte Mehrheit verhindern kann.[2] Eine tragfähige Mitte gibt es nicht mehr.
Deutschland könnte zwar stabiler sein, verliert aber rasant an Handlungsmöglichkeit wegen der stagnierenden Wirtschaft und ungelöster sozialer Unzufriedenheit; zudem kennt Putin die Mehrheitsperspektive der AFD und den Zustand der Bundeswehr sehr genau. Da dürfte es keinen Angstschweiß geben.
Polen wäre als Nachbar noch ein ernstzunehmender Faktor, wenn es Tusk geschafft hätte, die PIS aus den Machtpositionen zu drängen, die eher Angst vor Deutschlandschürt als vor Russland schürt.
Ob Putin Grund hat, italienische Truppen zu fürchten, ist mir nicht bekannt.
Am klarsten in dieser gar nicht mal intransparenten Unterstützerszene der Ukraine ist aber der US-Präsident. Das Treffen in Alaska hat Putin doch bestätigt in seiner Einschätzung, dass Trump kein gefährlicher Stratege ist, eher ein gefährlicher Chaot.
Ich komme bei all den Trump-Erklärungen zu Handels-, Ukraine- und vielen anderen Themen zu dem Schluss, dass Trump sich grundsätzlich nicht auf der Basis sorgfältiger, in kompetenten Expertenteams vorbereiteten Statements äußert, die die Komplexität der Welt berücksichtigen, sondern auf Grund der aktuellen Stimmung um ihn herum. Da er immer etwas Bedeutendes sagen will, haben die Aussagen eine sehr kurze Halbwertszeit – nein noch genauer, ihre Gültigkeit dauert bis zur nächsten Begegnung mit einem Staatsmann, der ihm entweder schmeichelt oder ärgert, um anschließend willkürlich sanktioniert zu werden – Lieblingswaffe: Zölle und demütigende persönliche Schmähungen.
Ich bewundere Putin nicht, aber ich sehe alle Anzeichen für einen strategisch gut sortierten Diktator mit guten Manieren, der über die Marotten Trumps mit Sicherheit in sich hinein lacht.
Also: warum sollte Putin jetzt sein Ziel aufgeben, die Existenz einer Ukraine zu beenden? Alles spricht dafür, dass nicht nur die Ukraine selbst, sondern auch ihre Unterstützer in Kürze nicht mehr wollen oder nicht mehr können.
Denn worum es wirklich geht, hat sich Lawrow in Alaska gut sichtbar auf seinen Pullover schreiben lassen: CCCP = UdSSR. Da kann mir keiner erzählen, dass sei ein Zufall oder ein persönlicher Gag dieses so erfahrenen Gehilfen – nein, das war diplomatisch unerhört und programmatisch gemeint. – eine unglaubliche Frechheit, der Welt den Stinkefinger zu zeigen – meines Erachtens der eigentliche Aufreger des peinlichen Treffens Putins mit seinem amerikanischen Bewunderer.
[1] Nach letzten Umfragen führt Farage mit etwa 30%, Labour und Torys liegen um 20%.
[2] Rechte und linke Parteien liegen jeweils bei oder über 30%, die Regierungsparteien der rechten Mitte bei 25%.













