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Home Kultur Buchbesprechungen

Adenauer: Eine neue Biografie zum 150. Geburtstag

Jürgen Brautmeier Von Jürgen Brautmeier
3. Dezember 2025
Konrad Adenauer

Über das Leben und Wirken Konrad Adenauers ist viel geschrieben worden. Aber selbstverständlich ist noch lange nicht alles erforscht und gesagt zu diesem Mann, der wie kein Zweiter die Geschichte der Bundesrepublik geprägt hat. Natürlich hat sich das historische Interesse insbesondere auf Adenauers Zeit als Bundeskanzler von 1949-1963 konzentriert, aber auch sein „Vorleben“ ist immer wieder durchforstet und analysiert worden. Bereits die eigenen Erinnerungen Adenauers einschließlich seiner Briefe, Teegespräche und Interviews bieten eine Fülle an Quellenmaterial, mit dem alle denkbaren Facetten dieses bewegten Lebens beleuchtet werden können. Und die umfangreiche Sekundärliteratur lässt eigentlich kaum eine Frage unbeantwortet.

Umso mehr weckt die neue Biografie von Friedrich Kießling Neugier und Interesse. Der Klappentext des Buches formuliert den etwas hehren Anspruch, der Autor biete „den Adenauer für das 21. Jahrhundert“. Na ja! Aber rechtzeitig vor Adenauers 150. Geburtstag im Januar 2026 legt der 1970 geborene Bonner Historiker Kießling ein neues Werk über die „dreieinhalb Leben“ Konrad Adenauers vor. Vielleicht war es an der Zeit, dass ein Historiker der Generation, die die Adenauer-Zeit nicht selbst erlebt hat, den Versuch unternimmt, neue Antworten auf die Fragen zu finden: Wer war Konrad Adenauer? Und was kann er uns heute sagen?

Diese Fragen haben mich persönlich seit meinen Studententagen begleitet. In einem Auswahlgespräch für ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung wurden sie mir nämlich auch gestellt. Ich weiß nicht mehr, was ich damals geantwortet habe, aber ich habe noch manche der vielfältigen Antwortversuche zahlreicher Bewerber in Erinnerung, die ich später als Prüfer bei der Auswahl neuer Stipendiaten gehört habe. Vorweg sei deshalb schon einmal festgehalten, dass sich die Lektüre von Kießlings Werk als Vorbereitung für ein solches Bewerbungsgespräch bestens eignet.

Dem Buch merkt man allerdings an einigen Stellen die Eile an, rechtzeitig vor dem Jubiläums-Geburtstag auf dem Markt zu sein. Das mag dem Lektorat des Verlags geschuldet sein. Dem hätten falsche Worttrennungen auffallen müssen (S. 88, S. 155). Auch im Anmerkungsapparat irritiert, wenn Hinweise auf die Sekundärliteratur in einer Kurzform zitiert werden, bevor erst später die vollständigen Angaben folgen (S. 464). Hier wäre eine größere Sorgfalt wünschenswert gewesen.

Kießling versteht unter den „dreieinhalb Leben“ Adenauers dessen Zeit im Kaiserreich vor allem als Beigeordneter und Oberbürgermeister von Köln, seine Aktivitäten als Oberbürgermeister in seiner Heimatstadt sowie darüber hinaus in der Weimarer Republik und schließlich seine Kanzlerschaft nach 1949 bzw. den Weg dorthin. Wohl weil Adenauer zur Zeit des Nationalsozialismus zur Untätigkeit verdammt und Verfolgungen und Schikanen ausgesetzt war, bewertet der Autor diese Phase als „Zwischenreich“.

Zurecht sieht Kießling die „eigentliche Herausforderung“ einer neuen Biografie darin, „nach den Kontinuitäten und Diskontinuitäten dieser dreieinhalb Leben über alle Brüche hinweg zu fragen.“ Ihm geht es um die „erfahrungsgeschichtlichen Dimensionen“ der Biografie Adenauers, die – wie natürlich auch die Geschichte der Bundesrepublik – mit unterschiedlichen „Zeitschichten“ verknüpft ist. Dieser übergeordnete Ansatz macht das Werk zu einer spannenden Lektüre, die auch ausgewiesenen Adenauer-Kennern etwas zu bieten hat. Gleichzeitig erlaubt dies einen Blick auf die allgemeine Geschichte des Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland.

Bezogen auf das Werden und die Entwicklung des Politikers Konrad Adenauer beeindrucken vor allem Kießlings Analysen zur Arbeit in der Verwaltung der Stadt Köln vor und nach dem ersten Weltkrieg, quasi der prägenden Lehrzeit des späteren Staatsmanns. In diesem Zusammenhang verwundert allerdings, dass der Autor die Stadtverordnetenversammlung oder den Stadtrat durchgängig als Parlament bezeichnet. Umgangssprachlich mag dies üblich sein, aber parlamentarische Funktionen hatte und hat ein derartiges Organ der kommunalen Selbstverwaltung nicht. Und Stadtverordnete waren und sind auch keine „Abgeordneten“. Schon im Klappentext des Buches ist vom „lokalen Parlamentarismus“ die Rede, was eigentlich ein Widerspruch in sich ist.

Um die parlamentarische Erfahrung Adenauers zu belegen, hätte es dieser Einordnung auch nicht bedurft. Dass Adenauer in der „Zusammenbruchsgesellschaft“ nur an seiner parteipolitischen Karriere in der CDU gearbeitet habe, ist nämlich nicht präzise: Seine Karriere beruhte bis zu seiner Wahl zum Präsidenten des Parlamentarischen Rats eben nicht „voll und ganz auf seinen Parteiämtern“, sondern er war schon seit dem Frühsommer 1946 Mitglied des Beratenden Provinzialrats der Nord-Rheinprovinz, einem der beiden Vorläufer des nordrhein-westfälischen Landtags. Und in Letzterem war er anschließend sowohl in den beiden Amtsperioden des Ernannten Landtages wie im ersten gewählten Landtag Fraktionsvorsitzender der CDU. Dies war sicherlich eine besondere parlamentarische Lehrzeit, die allerdings vom Autor nur kurz erwähnt wird. Erst hierüber erklärt sich im Übrigen Adenauers Mitgliedschaft im Parlamentarischen Rat, denn dessen Mitglieder wurden von den Landtagen gewählt.

Im Parlamentarischen Rat setzte sich Adenauer 1948 intensiv für die Einrichtung einer zweiten Parlamentskammer ein, was Kießling auch beschreibt. Schon im Beratenden Provinzialrat der Nord-Rheinprovinz hatte aber der dortige Oberpräsident Lehr (CDU) im Februar 1946 eine solche zweite Kammer, ein Oberhaus nach englischem Vorbild, auf der Provinzebene etablieren wollen. Das hatte die britische Besatzungsmacht abgelehnt. Ein intensiverer Blick hierauf und auf das Zustandekommen der diesbezüglichen Aktivitäten Adenauers hätte sich deshalb gelohnt. Gerade die Beratenden Provinzialräte in der Nordrhein-Provinz und in Westfalen liefern zudem anschauliche Beispiele dafür, welche Persönlichkeiten in dieser schweren Zeit bereit waren, am Aufbau der jungen Demokratie mitzuwirken. Aus ihnen rekrutierte sich die kommende Führungselite auf der Landes- und der Bundesebene, neben Adenauer etwa in NRW die späteren Ministerpräsidenten Karl Arnold und Fritz Steinhoff, der erste DGB-Vorsitzende Hans Böckler sowie die unmittelbaren Nachfolger von Theodor Heuss als Bundespräsident, nämlich Heinrich Lübke und Gustav Heinemann.

Diese Phase des Neubeginns des Parlamentarismus in Nordrhein-Westfalen und auch die Rolle Konrad Adenauers dabei ist in der historischen Forschung bislang zu wenig gewürdigt worden. Für Adenauers Bereitschaft, seine Erfahrungen beim Aufbau einer neuen Demokratie einzubringen und in seinem Alter noch einmal politisch aktiv zu werden, liefert Kießling allerdings eingängige Erklärungen. Aus einem Brief an den ehemaligen Bürgermeisterkollegen Rudolf Petersen in Hamburg geht z. B. hervor, dass Adenauer eindringlich dafür warb, dass „Leute, die über Ansehen verfügen, sich politisch zur Verfügung stellen.“ Dies bezog sich auf das Engagement in der neu zu gründenden CDU, aber natürlich galt es auch für den Wiederaufbau kommunaler und staatlicher Strukturen. Aus historischer Sicht ist es ein eindrucksvoller Beleg für die Beobachtung Alexis de Tocquevilles über die Zeit während des Kampfes um die amerikanische Unabhängigkeit: „In dieser allgemeinen Erregung eilten die überragenden Männer auf das Volk zu, und das Volk nahm sie auf und machte sie zu seinen Führern.“

Insgesamt liest sich die neue Adenauer-Biografie flüssig. Die einzelnen Abschnitte sind ausgewogen gewichtet und jeweils für sich genommen lesenswert. Ob die „Rückbesinnung auf Adenauer“, wie es der Klappentext des Buches ausdrückt, dabei hilft, „das Heute zu schätzen, seine Verwurzelung zu verstehen und Adenauer, bei all seiner Ambivalenz, zu würdigen“, sei dahingestellt. Große Neuigkeiten zu liefern, etwa zu den Themen Westbindung der Bundesrepublik oder europäische Integration, ist auch nicht der Anspruch des Autors. Es geht ihm explizit um die Darstellung der Zusammenhänge, der Kontinuitäten und der Brüche in Adenauers Biografie. Das ist ihm gut gelungen.

Bei den Themen Parteienfinanzierung, Öffentlichkeitsarbeit, Umgang mit der NS-Vergangenheit oder den Methoden der Bekämpfung des politischen Gegners scheut Kießling keine Kritik an den ambivalenten und umstrittenen Seiten des Kanzlers. Der Blick auf dessen autoritäres und machtbewusstes Agieren nicht nur als Bundeskanzler wie auch auf seinen konfrontativen Politikstil verhilft dem Leser auf jeden Fall zu einem besseren Verständnis der Kanzlerdemokratie, wie sie in der Regierungszeit Adenauers entstanden ist. Vergleiche mit der Zeit nach ihm und deren Kanzlern und der Kanzlerin drängen sich natürlich auf. Dem Leser liefert das Werk dazu viel Material, wie auch für weiterführende eigene Beobachtungen und Überlegungen, historisch und aktuell.

Friedrich Kießling, Adenauer. Dreieinhalb Leben – Biografie, 544 S., dtv, München 2025, ISBN: 978-3-423-28468-4.

Bildquelle: CDU, Fotograf: Peter Bouserath, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

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