Man könnte sich an Erich Kästner halten, wenn man einen Ausblick auf das neue Jahr versucht. „Wird’s besser, wird’s schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.“ Womit sollen wir bei dieser Wochenchronik anfangen, nachdem das neue Jahr gerade mal ein paar Tage alt ist? Mit dem Dauerbrenner US-Präsident Donald Trump, der im Clinch liegt mit den Demokraten. Und der eine neue Gegenspielerin hat: Nancy Pelosi, Sprecherin der Mehrheitsfraktion im Repräsentantenhaus. Die Demokratin mit italienischen Wurzeln hat Trump in der Haushaltsdebatte klar gemacht, dass sie im Kongress auf Konfrontationskurs zum Präsidenten geht. Trump will partout eine Grenzmauer zu Mexiko bauen lassen. Kosten. 5,6 Milliarden US-Dollar. Trump macht es wie immer: Er hat den Bau der Mauer im Wahlkampf angekündigt und jetzt will er sein Versprechen umsetzen. Mag es noch so unsinnig klingen, er droht, er poltert, er bläst sich auf. America first, lautet nun mal seine Devise. Die anderen interessieren ihn nicht, Europa nicht, Deutschland nicht. Er spielt sein Spiel, mal mit Putin, mal mit Nordkoreas Diktator. Dabei hat er stets die Interessen seiner Wähler aus dem mittleren Westen im Sinn. Die sind auf seiner Seite. Was die in Washington, Boston und New York denken, scheint ihm egal.
Weltmacht China
Nicht egal kann ihm das immer stärker werdende China sein, das jetzt auch als Weltraummacht sich präsentiert. Peking hat es geschafft, was noch keiner anderen Nation gelungen ist: Die Chinesen haben eine Sonde auf der Rückseite des Mondes gelandet. Von wegen hinterm Mond, Peking ist damit in die Premium-Klasse aufgerückt. Die Welt hat es zur Kenntnis genommen, Bilder der Mondlandung demonstrierten Chinas Spitzenrolle. Im 70. Jahr der Gründung der Volksrepublik. Ganz nebenbei hat der starke Mann in Peking, Präsident Xi Jinping, der Insel Taiwan gedroht, sie notfalls mit Gewalt heim ins chinesische Reich zu holen. Leere Worte? Die USA nehmen Peking als Gegner auf dem Globus ernst, auch als militärische Macht. Wirtschaftlich könnte es zu einem Handelskrieg mit Amerika kommen, ein gewagtes Spiel für alle. Damit nicht genug. Man konnte es gerade in einer zweiteiligen Klasse-Reportage im ZDF beobachten: China drängt nach Westen, die Seidenstraßen-Initiative ist kein Riesen-Unternehmen, das Tempo dabei ist rasant. Das Reich der Mitte schafft mit seiner Finanzpolitik neue Abhängigkeiten, die vor allem Entwicklungsländer mehr an China bindet, ja sie abhängig macht von Peking. Weltmacht China, das ist der Traum, und niemand soll dem Land etwas vorschreiben wollen.
Daten-Gau
Ein Datenklau von noch nicht einzuschätzendem Ausmaß beherrscht die politische Debatte in Deutschland. Wie konnte das passieren, wer steckt dahinter? Ist der Hacker zu ermitteln? Prominente aus Politik und Gesellschaft sollen die Opfer sein, auch Bundespräsident Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel sind wohl davon betroffen. Noch weiß man nicht, was der bisher unbekannte Hacker alles veröffentlichen kann. Aber klar ist jetzt schon: Die Unsicherheit im Umgang mit dem Netz wird größer, auch wenn keine geheimen Dokumente in die Hände des Hackers gelangt sein sollen. Schon werden Fragen gestellt zum Beispiel über die Sicherheit des Online-Banking, über das immer mehr Kunden ihre Finanzgeschäfte abwickeln. Der Angriff könnte gezielt auf den Staat und seine Institutionen gerichtet gewesen sein, um Unsicherheiten zu schüren. Merkwürdig dabei, dass Politiker des Europa-Parlaments, der Landtage und des Bundestages Opfer des Datenklaus geworden sein, es sind Vertreter aller Parteien- mit der Ausnahme der AfD, deren Vertreter nicht betroffen sind. Es ist ein Skandal, peinlich für den Sicherheitsapparat des Staates, der hat in diesem Fall klar versagt. Den Rechtsstaat zu schützen, ist seine Aufgabe. Die haben die zuständigen Institutionen nicht erfüllt. Politiker, Prominente, Journalisten und andere Personen können durch derartige kriminelle Handlungen angreifbar, ja erpressbar gemacht werden. Es ist nicht übertrieben, von einem Daten-Gau zu reden.
Bottrop und Amberg
Wird’s besser oder schlimmer, um noch einmal Kästner zu zitieren. Wenn ich an Bottrop und Amberg denke, wird’s nicht besser. In der Ruhrgebietsstadt Bottrop, gerade noch im Mittelpunkt denkwürdiger Feiern zum Ende des Bergbaus, der Bundespräsident würdigte auf Prosper Haniel die Verdienste der Bergleute und der Region für die Bundesrepublik, fuhr ein 50jähriger Mann mit seinem Auto in Menschengruppen und verletzte neun Personen. Ob der Täter aus Fremdenhass gehandelt hat, auch wenn er eindeutige Parolen gesagt haben soll, oder ob er eher ein Fall für die Psychiatrie ist, wird Gegenstand von Ermittlungen und Untersuchungen sein. Ein Deutscher fuhr auf Ausländer und verletzte sie in Bottrop und in Essen. Anders der Fall im fränkischen Amberg, wo gegen Jahresende vier jugendliche Asylbewerber aus Syrien und Afghanistan auf deutsche Passanten einprügelten. Warum? Bundesinnenminister Horst Seehofer(CSU) kündigte sofort schärfere Gesetze an, als wenn es diese nicht längst gebe. Und eine Falschmeldung machte die Runde, wonach sich eine Bürgerwehr in Amberg gebildet habe, um die Sicherheit der Bürger herzustellen. Der Bürgermeister der Stadt hat es nicht leicht, seine Stadt aus dem entsprechenden Gerede herauszuhalten. Es gibt keine Bürgerwehr, das Gewalt-Monopol liegt beim Staat, auch in Amberg. Klar ist, jede kriminelle Tat ist zu verurteilen, egal, wer sie ausübt, Deutsche oder Ausländer. Die Würde des Menschen ist unantastbar, heißt es im Grundgesetz, nicht die des Deutschen.
CSU hat Kreide gefressen
Die CSU hat ihre traditionelle Tagung dieses Mal im Kloster Seeon am Chiemsee abgehalten, nicht mehr in Kreuth. Wie es heißt, haben bei dem Ortswechsel die Kosten eine Rolle gespielt. Angeblich wollte die Besitzerin in Kreuth einige Hunderttausende Euro mehr verlangen. Inhaltlich haben die Christsozialen übers Jahr Kreide gefressen. Sie wollen nicht mehr streiten, weder untereinander, noch mit den Freunden von der CDU und auch nicht mit der SPD. Jedenfalls waren Ministerpräsident Markus Söder und Landesgruppenchef Alexander Dobrindt so zu verstehen. Söder, bald auch Parteichef, betonte sogar, es werde keine neue Asyldebatte geben. Überhaupt sei Streit langweilig. Warten wir es ab, wie es weitergeht, wenn der Weihnachtsfrieden mit seiner besinnlichen Stimmung verflogen und der politische Alltag eingekehrt ist. Und für ein paar Tage ist schließlich der Oberstreiter-Seehofer noch Parteichef und Bundesinnenminister ist er auch danach noch.
Eines der größten Frachtschiffe der Welt hat bis zu 270 Container verloren. Teile der Kisten sind inzwischen auf der holländischen Insel Terschelling geborgen worden, darunter Fernseher, Stühle, Kleidung, Sandalen, jede Menge Verpackung verschmutzte den Strand. Die deutsche Insel Borkum war als nächstes betroffen, auch dort musste bei Kälte und stürmischen Winden der Strand und die Dünen von Geräten befreit werden, die eindeutig nicht dahin gehörten: Flachbildschirme, Schuhe, Kleidung, was alles so auf den Container-Schiffen transportiert wird. Es sind bisher nur einige der Kisten geborgen worden, viele auch sehr schwere Teile treiben irgendwo in der Nordsee und stellen eine Gefahr für die Umwelt und die Schifffahrt dar. In mindestens einem Container soll Gefahrgut sein. Wenn man die Bilder mit diesem voll beladenen Container sieht und wie dieser auf den Riesen-Wellen hin- und herwogte, kann einem schon Angst und Bange werden. Es ist nicht vergessen, dass immer wieder auch Öltanker stranden, ihre Ladung verlieren und das Wasser und die Strände verdrecken, Vögel und Fische verenden.
200. Geburtstag von Fontane
Die Stadt Neuruppin feiert in diesem Jahr den 200. Geburtstag des Schriftstellers Theodor Fontane(Wanderungen durch die Mark Brandenburg). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich zur Eröffnung der Feierlichkeiten angesagt. Ein anderer gilt als Vermesser der Welt: Alexander von Humboldt, der Naturforscher.Deutschland feiert in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag
Vor 125 Jahren wurde Pater Maximilian Kolbe geboren. Im KZ Auschwitz rettete der damals 47jährige einem polnischen Landsmann das Leben, indem er freiwillig für ihn in den Tod ging.Papst Paul VI nannte Kolbe einen „Märtyrer der Liebe“, er hat einem von mehr als einer Million Menschen, die in Auschwitz ermordet wurden, das Leben gerettet. Der Bonner Generalanzeiger erinnert in einer lesenswerten Reportage an das Leben von „Häftling Nr. 16670“.
Im Alter von 92 Jahren stirbt der Autor Edgar Hilsenrath. International berühmt machte ihn der Roman „Der Nazi und der Friseur“. Der Holocaust war das Thema in Hilsenraths Werk. Als Sohn eines jüdischen Kaufmanns wurde er selbst als Jugendlicher ins Ghetto deportiert, daraus entstand der Roman „Nacht“. Der Kölner Schriftsteller und Nobelpreisträger Heinrich Böll hat das Wirken von Hilsenrath gewürdigt.
Und wen es interessiert: die Qualifikation für das Skispringen im österreichischen Bischofshofen wurde wegen zu starken Schneefalls abgesagt. Der deutsche Springer Markus Eisenbichler kann nach seinem enttäuschenden Abschneiden in Innsbruck seine Hoffnungen auf den Gesamtsieg begraben. Der Japaner Ryoyu Kobayashi springt allen davon, als wäre er in einer anderen Liga.
Bildquelle: pixabay, mohamed_hassan, CC0 Creative Commons
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