• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Dienstag, Dezember 16, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Kultur Buchbesprechungen

Ein unbequemes Buch – Tupoka Ogette: Und jetzt Du. Rassismuskritisch leben

Alfons Pieper Von Alfons Pieper
28. März 2022
Titelbild

Es ist ein unbequemes Buch, das ich gerade gelesen habe. Die Autorin Tupoka Ogette, eine Expertin in Sachen Rassismus, eine Trainerin, jemand, der selber Rassismus erfahren hat in der Schule, dann mit den eigenen Kindern, eine Spiegel-Bestseller-Autorin auch noch, hält uns den Spiegel vor. Nach dem Motto: Jeder von uns ist Rassist. Wer dennoch behauptet: Ich doch nicht. Ich bin offen, rede offen über Schwarze und nie negativ über sie, ich verteidige sie sogar, wird bei der Lektüre des Buches feststellen, wie schief er mit seiner Selbsterklärung- Ich doch nicht!- lag. Das Buch eignet sich kaum als Bettlektüre, weil es kein einfacher Stoff ist, den die kundige Autorin dem Leser ausbreitet. Aber es lohnt sich, man wird mal geschockt, mal belehrt, man lernt etwas kennen, was man eigentlich in Deutschland nicht für möglich halten würde. Und dennoch, der tägliche Rassismus ist da.

Ich will gleich ein paar Sätze zur Autorin sagen, damit der Leser weiß, um wen es sich handelt. Eine Schwarze Frau, verheiratet, Kinder, gut ausgebildet, geboren in Leipzig 1980. Ein Punkt, bei dem ich gleich angehalten habe, weil ich selber immer wieder einen Taxifahrer, wenn er ein Schwarzer war und dennoch fließend deutsch sprach, ihn ausfragen wollte, woher er denn komme. Natürlich hatte ich eine Antwort erwartet: Aus Afrika, also Ghana, zum Beispiel. Unsere Autorin ist als Tochter eines tansanischen Studenten der Landwirtschaft und einer deutschen Mathematikstudentin geboren. Aber eben in Deutschland, damals der DDR. Kurz vor der Wende wechselte die Familie nach Westberlin, wo Ogette das Abitur ablegte. Sie hat einen  Magister in Afrikanistik und Deutsch als Fremdsprache von der Uni Leipzig und damit nicht genug auch einen Master in International Business von der Uni Grenoble. Ihr Handbuch „exit Racism“wurde ein  Spiegel-Bestseller, sie hat mehrere Auszeichnungen erfahren.

Jeder Mensch ist gleich. Die Menschenwürde ist unantastbar und unteilbar und sie unterscheidet nicht zwischen Weißen und Schwarzen. Man schaue ins Grundgesetz. Aber das ist vielfach im Alltag anders. Weiße genießen Privilegien, Schwarze nicht. Man kann beliebig in das Buch von Tupoka Ogette schauen und stößt auf Beweise, die einen erschrecken. Auf Seite 160 finden wir Beispiele über den Kolonialismus, darüber wie Kolumbus Amerika entdeckte, wobei er glaubte, es handele sich um Indien. Und dann erzählt sie, wie Kolumbus die Freunde aus der europäischen Heimat aufforderte, mit ihm in das von ihm entdeckte Amerika zu gehen. Die Leute würden ihnen schon Platz machen, notfalls müsse man sie zwingen, mit Gewalt, „sie zerstörten die Häuser der Menschen, die dort lebten, taten ihnen weh und töteten sie sogar.“ Und was ist mit dem Gerede von den „edlen Wilden“ und den „Cowboys? Es stimmt halt nicht, es ist eine „verzerrte Projektion, die die grausame Ausbeutung, die Genozide, die Vertreibung und vor allem die bis heute anhaltende Unterdrückung und Marginalisierung von Native Americans verkennt.“ Schreibt Tupoka Ogette.

Auf der Seite 233 findet sich das Kapitel „In der Schule“. Tupoka Ogette spricht über ein Thema, das sie selber leidvoll erfahren hat. Ihr wurde in der vierten Klasse „keine Gymnasialempfehlung gegeben, weil die Welt ja auch Handwerker und Reinigungskräfte braucht.“ So hat man es ihr gesagt. Ihr Sportlehrer sagte der 15jährigen Tupoka, wenn man sie in zwei Teile schneide, „könne man wenigstens mit dem unteren noch etwas anfangen.“ Ihre Französisch-Lehrerin teilte ihr kurz vor dem Abitur mit, dass es Zeitverschwendung sei, sie weiter zu unterrichten, da Menschen wie Tupoka „eh unter der Brücke landen würden.“ Tupoka rannte dann in den letzten zwei Jahren ihrer Schulzeit zur Deutschlehrerin, „um mich wieder stark zu weinen. Ohne sie hätte ich es sicher nicht geschafft.“ Noch heute bekomme sie feuchte Hände, wenn sie ein Schulgebäude betrete. Alte Ängste, Verunsicherungen und Ohnmachtsgefühle paarten sich mit Wut und dem Entsetzen über die Verletzungen, die nun ihre und unsere Kinder erlebten, schreibt sie im Wissen, das eigene Kind nicht oder nur bedingt schützen zu können.

Rassismus, Diskriminierung, Entmenschlichung, all dies ereignet sich täglich. Der Mord an dem Schwarzen George Floyd ist nur eines von vielen schrecklichen Beispielen. Und wir haben gelernt, dass Rassismus historisch gewachsen ist. Christoph Kolumbus als Beispiel, Tupoka weist auch auf die Missionierung hin. Auch dort herrschte der Weiße Mann vor, der Privilegierte, weil Weiße. Rassismus äußert sich in Spott und schlechten Witzen, in ungerechter Behandlung, darin, dass man einem Schwarzen eher nicht traut, ihm aber Diebstahl zutraut, deshalb verschließt man schnell manches, wenn ein Schwarzer in der Nähe ist. Oder man versperrt das Auto, weil ein Schwarzer daran vorbeigeht. Das hat übrigens US-Präsident Barack Obama in seinem Buch beschrieben, weil er es als Student erlebt hatte. Rassismus zeigt sich im Kindergarten, in Familien, in Freundschaften. Und auch in der Musik-Klassik. Das glauben Sie nicht? Auf der Seite 275f beschreibt Tupoka Ogette dieses Problem: Schwarze Dirigenten würden bewusst vergessen. Schwarze Musiker würden schnell abgestempelt für Soul, Rap, Hip-Hop, für das Klassische eigneten sie sich nicht. So das gängige Vorurteil. In den klassischen Orchestern fänden sich bis heute kaum Schwarze Dirigentinnen und Dirigenten, die Klassik bleibe als Teil der gehobenen Bildung „einer exklusiven weißen Elite vorbehalten“.

Eine der wenigen Ausnahmen sei der US-Amerikaner Brandon Keith Brown. Der habe in einem Interview mit dem Deutschlandfunk gesagt: „Wir werden immer als etwas Unerwartetes bestaunt, wenn wir die Bühne eines klassischen Orchesters betreten. Wir gelten unbewusst als minderwertig- einfach, weil wir Schwarz sind.“ Und Brown kritisiert weiter: „Die klassische Musik unterteilt die Gesellschaft nach Rasse und Klasse. Schauen Sie sich doch in den Konzertsälen um, wer da sitzt und wer da nicht sitzt…Das ist eine hochfein verlesene Zuhörerschaft, ein ganz bestimmtes Grüppchen von weißen Menschen, die da zuhören. Und hier wird natürlich nicht die Musik verkauft, sondern hier wird im Grunde nur die Überlegenheit der weißen Rasse verkauft. Das klingt jetzt abstoßend und ekelhaft- weil es abstoßend und ekelhaft ist.“

Wie gesagt, es ist ein unbequemes Buch. Die Autorin will unbequem sein, das ist auch gut so, weil man sich sonst schnell wegducken würde und eine Entschuldigung für sich parat hätte. Tupoka Ogette will ihre Leser dazu bringen, aktiv daran zu arbeiten, „dass die Räume, zu denen du-gemeint der Weiße- Zutritt hast, weniger rassistisch werden.“ Es ist unsere Wahl, Verbündeter im Kampf gegen Rassismus zu werden. Jeden Tag. Immer wieder, weil das Konstrukt Rassismus auch uns, jeden von uns einengt. Am Ende zitiert sie die Autorin und Aktivistin Audre Lorde: „Ich bin nicht frei, solange irgendeine Frau unfrei ist, auch wenn ihre Fesseln ganz anders sind als meine eigenen. Und ich bin nicht frei, solange noch eine Person of Color angekettet bleibt. Und auch ihr werdet es bis dahin nicht sein.“

Das Buch sollte Schullektüre werden. Damit das System Rassismus verschwindet und wir „eine gerechtere Welt für uns alle schaffen.“

Tupoka Ogette: Und jetzt du. Rassismuskritisch leben. Penguin Verlag. München 2022. 329 Seiten. 22 Euro. ISBN 978-3-328-60218-7

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Tags: Buch "Und jetzt du"RassismukritikRassismusSchuleTupoka Ogette
Vorherigen Post

Zum virtuellen Wasser und Wasserfußabdruck. Teil 1

Nächster Beitrag

Kriminelles Chaos ist keine Folklore – Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Nächster Beitrag
Abgebranntes Feuerwerk und Böller

Kriminelles Chaos ist keine Folklore - Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Schreibe einen Kommentar Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Justizskandal im Sauerland: Das von Charlotte Merz, Ehefrau von Bundeskanzler Friedrich Merz, geleitete Amtsgericht erließ einen rechtswidrigen Durchsuchungsbeschluss gegen eine junge SPD-Frau 08.09.2025
  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Joke Frerichs bei Friedenspläne? Oder: Wie Friedenspolitik zur brutalen Comedy verkommt
  • Philipp bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht
  • Kathrin bei Nikolaus, das Teilen und der Sozialstaat
  • Ronald bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Screenshot Twitter

Ein Abstieg in menschenfeindliche Tiefen

15. Dezember 2025
Ortseingangschilc "Asylrecht ist ein Grundrecht" mit Sprayzusatz "Sorry, jetzt gerade nicht". AI generiert

Offener Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: Glaubwürdigkeit wahren!

15. Dezember 2025
Eine Abrissbirne prallt auf eine Wand, auf der "DEMOKRATIE" steht. Es sind schon deutliche Risse zu erkennen. AI generiert

Warum die Demokratie gefährdet ist

15. Dezember 2025
Die Heiligen Drei Könige auf Kamelen in der Wüste vor einem Nachthimmel mit Mond, Sternen und dem Stern von Betlhehem

Die (schein-) Heiligen Drei Könige – Fast eine neue Weihnachtsgeschichte

14. Dezember 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden Merz NoAfD Rechtsextremismus Rechtsstaat Ukraine

© 2025 Blog der Republik.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2025 Blog der Republik