Seit einiger Zeit beobachte ich, wie ganz in unserer Nähe der Teilabschnitt einer neuen Straße entsteht. Frühmorgens wird schweres Gerät aufgefahren, mit deren Hilfe Unmengen von Erdreich bewegt, Gräben für Rohrleitungen ausgehoben und sonstige Arbeiten verrichtet werden. Zwischen 7.00 und 16 Uhr, situativ auch länger, herrscht reges Treiben auf der Baustelle. Die Gerätschaften erleichtern den Arbeitern die Arbeit, aber dennoch sind sie der Hitze, dem Lärm und Staub ausgeliefert.
Ich frage mich, wie bei diesen Leuten die Aufforderung aus Politik und Wirtschaft ankommen mag, wir alle müssten länger und effektiver arbeiten! Wie Hohn muss es diesen und den Beschäftigten in anderen Tätigkeitsfeldern in den Ohren klingen, da viele von ihnen bis an die Grenze ihrer Belastungsfähigkeit arbeiten.
Man wird den Eindruck nicht los, dass die sog. Eliten in Politik und Wirtschaft von eigenen Fehleinschätzungen und Versäumnissen nur ablenken wollen. Dass kaum noch bezahlbarer Wohnraum vorliegt, hat ja wohl nichts damit zu tun, dass die Bauarbeiter nicht lange genug arbeiten. Auch das Chaos bei der DB-Bahn ist doch auf jahrzehntelange Fehlentscheidungen in Politik und Management zurück zu führen, die von der Belegschaft ausgebügelt werden müssen. Die Misere in der Automobilindustrie ebenso. Beispiele gibt es zur Genüge.
In solchen Botschaften schwingt immer auch eine gewisse Geringschätzung der Leistungen derjenigen mit, die das gesellschaftliche Leben hierzulande auf Laufen halten. Das sind ja nicht die Politiker, die kommen und gehen. Auch nicht die Manager, die meist mit ‚goldenem Handschlag‘ verabschiedet werden, was immer sie auch geleistet haben mögen.
Man könnte von einer „neuen Aristokratie der Wohlhabenden und Vermögenden“ sprechen, die es sich in ihren Wohlstandsblasen gut gehen lassen. Ihre Privilegien halten sie für selbstverständlich, obwohl diese oft nicht einmal auf eigenen Leistungen beruhen, sondern z.B. aus Erbschaften resultieren. Sie schauen mehr oder weniger verächtlich auf diejenigen, die schwere körperliche Arbeiten verrichten und kaum eine Chance haben, jemals auf den ‚grünen Zweig‘ zu kommen. Sollen sie sich eben mehr anstrengen. Das ist purer Zynismus und fördert die allgemeine Politikverdrossenheit. Auf die Dauer gesehen ist es ein gefährliches Spiel. Aber so sieht er aus, der Klassenkampf von oben!













