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Home Kultur Buchbesprechungen

Ostende – 1936, Sommer der Freundschaft

Rainer Wolf Von Rainer Wolf
20. Juni 2014
Ostende – 1936, Sommer der Freundschaft

Kaum sind die opulenten geschichtlichen Werke über Entstehen und Verlauf der ersten großen Katastrophe des vergangenen Jahrhunderts an den Lesern vorbeigezogen (Christopher Clark „Die Schlafwandler“, Herfried Münkler „Der große Krieg“, Jörn Leonhard „Die Büchse der Pandora“), bereitet uns eine kleine feullietonistische Skizze auf die noch größere vor.

Auf den ersten Blick beschreibt Volker Weidermann, Feuilleton-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in „Ostende – 1936, Sommer der Freundschaft“ den letzten gemeinsamen Sommer der beiden Schriftsteller- Freunde Joseph Roth und Stephan Zweig in dem belgischen Küstenort. Es ist eine melancholisches Idylle, in dem sich deutschsprachige Exilkünstler, vor der Hitlerei geflohen, verabredet haben oder zufällig treffen. Zweig, der erfolgreiche großbürgerliche Wiener Jude und Roth, sein Leben lang von seinen Wurzeln als armer gallizischer Jude nicht losgekommen, versoffen und rastlos. Es ist der letzte vergebliche Versuch Zweigs seinen Freund vor dem Untergang im Alkohol zu retten. Und wohl auch der ebenso vergebliche Versuch, noch einmal Hoffnung zu schöpfen gegen die allen hier Eingetroffenen unabwendbar scheinende Katastrophe in Deutschland. Egon Erwin Kisch, der große Reporter, Arthur Koestler, damals noch Kommunist, der Stückeschreiber Ernst Toller und die Schriftstellerin Irmgard Keun, die eine fiebrige Affäre mit Roth eingeht, gehören zu der Runde.

Weidermann umreißt, sich der Ostender Realität der Wochen mit Gesprächen mit Nachfahren, Originaltexten, Archivstudien und Nachempfindungen nähernd, eine Atmosphäre, die zwischen Verachtung und Ignoranz, Wut und Depression über das deutsche Unheil schwankt. Die Angst vor der großen mörderischen politischen Katastrophe ist gepaart mit der persönlichen Angst, durch das Veröffentlichungsverbot in Deutschland Stimme und Wirkung verloren zu haben.

Zweig, der mit seiner „Welt von gestern“ dem Europa vor dem ersten Weltkrieg eine große literarische Träne nachgeweint hat, und Roth, der in seinem „Radetzkymarsch“ von der alten habsburgischen Herrlichkeit schwärmte und im „Hiob“ die Leiden der Ostjuden in eben diesem Reich anprangerte, ahnen, dass sie von den Nazis mundtot gemacht worden sind.
Ein Sommer der Freundschaft, in dem diese merkwürdige Gruppe noch einmal Urlaubsgesellschaft zu spielen versucht. „Ich bin schwarz wie ein Neger“, beschreibt Kisch, Normalität vorgaukelnd, in einem Brief an seine Mutter in Prag.

Aber es ist für die meisten nur ein letztes Atemholen. Joseph Roth geht ins Exil nach Paris, erlebt wie sein Österreich sich den Nazis in die Arme wirft, und stirbt 1939 an seiner Alkoholsucht. Stefan Zweig, nach vielen Stationen des Exils depressiv und verzweifelt, und seine Frau Lotte nehmen sich 1942 in Brasilien das Leben.
„Ostende“ ist ein kleines Buch, das den Blick weit öffnet für das, was die Nazis mit ihren Schreib- und Veröffentlichungsverboten angerichtet haben. Es ist aber auch ein wunderbarer Beweis, dass die Faszination von Schriftstellern wie Roth und Zweig weiter lebt, dass sie eben nicht mundtot zu machen waren.

Volker Weidermann, Ostende -1936, Sommer der Freundschaft, Kiepenheuer & Witsch, 160 Seiten, 17.99 Euro.

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