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Kinder des Olymp – Ein Film, der in schwierigen Zeiten Lebenswillen und Hoffnung vermittelt

Joke Frerichs Von Joke Frerichs
1. Januar 2021
Kinder des Olymp

Diesen unvergleichlichen Film von Marcel Carné haben wir mehrere Male gesehen. Wir haben ihn uns jetzt auf einer DVD noch einmal angeschaut. An das letzte Mal, als wir ihn an einem Sonntagnachmittag in einem kleinen Programmkino sahen,  erinnern wir uns gern.

Der Film wurde zwischen 1943 und 1945 unter extremen Bedingungen   gedreht; die deutsche Besatzungsmacht griff ständig in den Entstehungsprozesse ein; nahm Änderungen an dem Drehbuch des Schriftstellers Jacques Prévert vor, verhaftete Schauspieler und die Kulissen mussten einmal vollständig abgebaut und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden. Dem Film merkt man nichts von all dem an.

Die traurig-schöne Liebesgeschichte zwischen dem Pantomimen Baptiste  (Jean-Louis Barrault) und der blumengleichen Garance (Arletty) fasziniert uns immer wieder aufs Neue. Trotz der melancholischen Grundstimmung einer unglücklich endenden Liebesgeschichte vermittelt der Film einen unbändigen (Über-) Lebenswillen. Verkörpert in der natürlichen Schönheit der Garance, die den scheuen Baptiste mit ihrem Ausspruch: „Die Liebe ist doch so einfach“ in ihren Bann zieht. Garance verzaubert sie alle: den Schauspieler Frédérick (Pierre Brasseur), den Gauner Lacenaire und natürlich Baptiste, der wegen seiner Liebe zu Garance seine Frau und seinen Sohn verlässt.

Als Garance, die völlig mittellos ist,  den steinreichen Comte de Montray heiratet und Paris verlässt, entwickelt sich zwischen den um Garance und die Gunst des Publikums konkurrierenden Männern Frédérick und Baptiste eine von gegenseitiger Anerkennung getragene Freundschaft. Beide beneiden einander um ihre jeweilige Kunst.

Als Garance nach Jahren kurzzeitig nach Paris zurückkehrt und die Kunst der Beiden bewundert, beginnt das Drama von Neuem. Es endet dann aber sehr schnell mit Garance’s fluchtartigem Aufbruch, nachdem ihr Mann vom eifersüchtigen Lacenaire ermordet wird.

Immer wieder können wir uns an der Schauspielkunst der Protagonisten ergötzen. An der hoch interessanten Konstruktion des Films als „Spiel im Spiel“. An der Welt des Theaters, dem Pantomimenspiel, von dem  die einfachen Leute verzückt sind und deren Szenen sie lautstark begleiten. Wie überhaupt der ganze Film eine Vorstellung vom prallen Leben auf den Straßen von Paris vermittelt und man zu verstehen glaubt,  was das berühmte „savoir vivre“, das die Franzosen auszeichnet, bedeutet.

Bei jedem Besuch einer weiteren Filmvorführung hat man den Eindruck, das Publikum sei mit dem Film gealtert. Fast nur ältere Besucher schauen sich den Film an. Man kann sie in der Pause studieren. In die Jahre gekommene Liebespaare säumen den Flur. Alle ganz andächtig. Man nickt sich stumm zu. Alle scheinen das gleiche zu empfinden. Sinnieren über die Vergänglichkeit der Liebe, deren Metamorphose der Film in so unnachahmlicher Weise noch einmal vorführt. Alle schwelgen irgendwie in Erinnerungen  – so kommt es uns vor. Beim letzten Besuch beobachte ich ein altes Paar – ich schätze fünfundsiebzig Jahre alt. Er drückt ihr stumm die Hand. Angerührt. Verkneift sich eine Träne. So geht es wohl den meisten. Viele werden den Film ebenso wie wir schon mehrfach gesehen haben. Aber alle scheinen irgendwie entschlossen zu sein, beim nächsten Mal wiederzukommen, um sich erneut verzaubern zu lassen. Wie Kinder im Puppentheater. Oder eben: wie die Kinder des Olymp.

Bildquelle: Atlas Film

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Tags: DramaFilmbesprechungKinder des OlympLebenLiebeTragödie
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