Der humanitäre Verein „Grünhelme“ wurde im vergangenen Jahr 15 Jahre alt. Hier ein kleiner Rückblick und ein aktueller Stand der Dinge.
Wir alle erinnern den 11. September 2001, die Bilder von den einstürzenden Türmen des World Trade Centers in New York. Wir hielten den Atem an und hatten: Angst. Angst auch vor einem Krieg, den wir uns bis zu diesem Tag nicht vorstellen konnten.
Rupert Neudeck hatte dann bald die Idee, keine großen Konferenzen einzuberufen, sondern gemeinsam mit Muslimen, Christen und anderen Menschen guten Willens KONKRET etwas zu TUN, etwas AUFBAUENDES.
So wurden im April 2003 die „Grünhelme“ geboren. Klaus Töpfer hatte gesagt, je mehr Grünhelme es gebe, desto weniger Blauhelme seien notwendig. Das war ein gutes Motto.
Die Arbeit begann in Afghanistan, wo nach dem ‚Untergang‘ der Taliban Aufbruchsstimmung herrschte. Leider kann man davon heute nicht mehr sprechen. 2017 gab es bei Anschlägen 2.300 Tote und Verletzte, davon zahlreiche Kinder.
2003 zogen die Grünhelme los, bauten in der Provinz Herat 30 Schulen, ein Krankenhaus, erneuerten eine Brücke; es war ein wunderbares Arbeiten gemeinsam mit der Bevölkerung. Unsere einzige Bedingung war, dass Mädchen und Jungen in die Schule gehen müssten, das war jedoch nie ein Problem. In der Provinz Herat gehen mehr Mädchen als Jungen in die Schule. Die Einsicht verbreitet sich: Bildung bringt eine bessere Zukunft für ALLE. In Deutschland sammelten Schülerinnen und Schüler und Gemeinden Geld; in Troisdorf z.B. dauerte es ein Jahr lang, bis alle 21 Schulen 45.000 Euro für eine Schule durch viele Aktionen gesammelt hatten. Bis heute sind alle Schulen am Netz, keine wurde zerstört.
Auch die nächste Generation der Grünhelme ist den Prinzipien treu geblieben: Sie arbeiten auf dem Lande, wohnen dort, wo sie arbeiten, haben einen sehr geringen Verwaltungsaufwand und – sie arbeiten immer mit den Einheimischen zusammen, nach dem Spruch aus Estland: „Gib den Menschen eine Angel und keinen Fisch.“
„Erfolg ist kein Name Gottes“, sagte Martin Buber, das zeigt sich vor allem in Kriegsgebieten. So wurden 2013 drei unserer Mitarbeiter in Syrien entführt. Nach drei Monaten hatten sie sich selbst befreit; aber es zeigte uns in schrecklicher Weise die Grenzen unserer Möglichkeiten auf.
Aktuell arbeiten die Grünhelme
- in Sierra Leone: an einer 2. Schule werden sechs Klassenräume als Erweiterung einer Grundschule für 400 Schüler*innen und Wohnräume für Lehrer*innen gebaut, die weit entfernt wohnen.
- in Syrien: zwei mobile Zahnarztpraxen, die außerordentlich gut und gerne angenommen werden.
- in Irak: Es wurden zwei Schulen gebaut, wobei die Hilfsbereitschaft der jesidischen Bevölkerung beeindruckend war.
- in Nepal: Sichere Häuser für bedürftige Familien.
- in Senegal: Eine Ausbildungswerkstatt für Kfz-Mechaniker und ein medizinisches Familienzentrum
- mit Geburtenstation.
- in Libanon: Instandsetzung vieler Flüchtlingsunterkünfte als Schutz vor dem strengen Winter und Renovierung von Schulen.
- in Nigeria: Unterstützung mit einer Wasserversorgung im nördlichen Borno (Boko-Haram-Gebiet).
Größere Projekte sind in Planung. Weitere Informationen unter: www.gruenhelme.de
Über die Autorin: Christel Neudeck hat schon früh eine hohe Sensibilität für Menschen in Not entwickelt. Als 1979 viele Vietnamesen auf ihrer Flucht im Meer ertranken, waren viele entsetzt, aber Christel Neudeck und ihr Mann Rupert waren es, die konkret etwas taten. Mit dem legendären Schiff „Cap Anamur“ begannen sie ab 13. August 1979 mit der Rettung sogenannter Boatpeople im Chinesischen Meer. Im Lauf der folgenden Jahre wurden tausende vorwiegend vietnamesische Flüchtlinge gerettet und an Bord des zum Hospital umgebauten Schiffs mit Medikamenten und Nahrung versorgt.