Es schien fast 3 Jahrzehnte lang klar: Klimaschutz ist eine von allen Verantwortlichen anerkannte Notwenigkeit, um die Bedingungen auf unserem Planeten lebensfreundlich zu halten. Alle diesbezüglichen wissenschaftlichen und politischen Konferenzen stimmten darin überein. Auch wenn man sich mit konkreten Beschlüssen oder gar Einstimmigkeit schwer tat, kam es zu eindeutigen Zielfestlegungen wie die von Paris 2015, die Erderwärmung unter 2°C zu halten.
Nun aber befindet sich der Klimaschutz im Krieg und wir haben den Salat: Caesars salad, denn der Cäsar in Washington gibt selbst den Warlord.
Es gab auch vorher schon eine bedeutende Quelle von Verweigerung, nämlich erkennbar große Teile der Menschheit, die doch lieber bei den Treibhausgas emittierenden Energien und Verfahren bleiben wollten und wollen, wenn der Zielpfad Opfer an Konsumgewohnheiten oder auch nur Bequemlichkeit zu fordern schien oder tatsächlich fordert. Und dann gab es noch eine sehr kleine Gruppe von Menschen mit großer finanzieller Macht, nämlich die Eigentümer und Manager der großen Öl-, Gas- und Kohlekonzerne inklusive der Autokraten in Staaten mit hohem Einkommen aus fossilen Energien. Aber es schien lange Zeit, als beugten sich auch diese Leute der Einsicht, dass ihr Geschäft dem Ende zuging – zumindest äußerten sie sich einsichtig und flexibel. Die USA als früher demokratisches Land waren zwar nicht begeistert (Präsident Clinton förderte das Kyoto-Protokoll von 1997, fand aber keine parlamentarische Zustimmung), allerdings haben wichtige US-Staaten wie Kalifornien doch kräftig mitgemacht.
Es sah also eine ganze Weile ganz günstig für weltweiten Klimaschutz aus, allerdings wurde bald klar, dass es eine Sache ist „ambitionierte“ Ziele zu beschließen und eine ganz andere, den Menschen etwas zuzumuten, was an Geldbeutel und Bequemlichkeit rührt.
Vielleicht ist weithin nicht klar genug gewesen, dass Klimapolitik ihr Schutzziel nur erreichen kann, wenn sie die Treibhausgasemissionen rasch genug senkt und damit den Konzentrationsanstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre und den globalen Temperaturanstieg rechtzeitig stoppt. Es sah schon vor Cäsars Wiederwahl so aus, als sei diese Bedingung nicht mehr erfüllbar, eine durchschnittliche Erwärmung über 2°C gegenüber 1990 also nicht mehr verhinderbar.
Das ist schlimmer als es klingt, weil die Erderwärmung nicht in allen Regionen gleich ist, sondern z.B. in Europa oder gar den Polarregionen deutlich überproportional ausfallen wird; schon heute ist die Erwärmung in Europa und Nord-Amerika 1°C höher als in Ozeanien oder in Afrika immerhin 0,6°C höher.
Nun ist häufiger zu hören, man habe Zeit, weil man das CO2 doch auch aus der Atmosphäre wieder herausholen könne, um es geologisch sicher im Untergrund unter Land und Meer zu „entsorgen“. Obwohl ich in meiner aktiven Berufszeit mit diesen CCS-Technologien (carbon capture and sequestration) vertraut war, getraue ich mich nicht, über die Kosten solcher Verfahren zu urteilen. Aber die Kosten sind dabei gar nicht der springende Punkt, sondern die Frage, ob jemand z.B. in Deutschland dafür bezahlen wird, wenn anderswo, insbesondere beim Großemittenten USA, munter emittiert wird. Wer klassischen Umweltschutz mit Schadstofffiltern betreibt, zahlt dafür bereitwillig, weil er sich selbst „unmittelbar“ vor den Giften schützt; CO2 aber ist ein nicht-lokaler Schadstoff, d.h. es entsteht kein spürbarer Nutzen in der Region, die die Kosten bezahlt. Das heißt, die Hoffnung auf eine solche Technologie unterstellt ein unrealistisches Ausmaß an internationaler Solidarität.
Klartext: Klimaschutz, der nicht in sich selbst profitabel ist wie die Nutzung erneuerbarer Energien, muss weltweit einigermaßen gleichmäßig betrieben werden.
Der überraschende Titel dieses Textes spielt darauf an, dass es der Cäsar in Washington ist, der versucht, jede Chance zu erfolgreichem Klimaschutz zu verhindern, ja geradezu Klimaschutzpolitik zu bestrafen. Seine bevorzugte Waffe ist auch dabei die Erpressung durch Zölle und Sanktionen.
Nachdem er in seiner kürzlichen Rede vor den Vereinten Nationen, die Erderwärmung als großen Betrug an der Menschheit bezeichnet hat, hat er begonnen, internationale Beschlüsse wie die über klimaschonende Hochseeschiffe nicht nur zu verweigern, sondern alle zustimmenden Staaten mit Zoll- und anderen Strafmaßnahmen zu bedrohen. Ein Vorhaben wie das der EU, eine positive Klimaschutzpolitik zu betreiben, ist unter Wettbewerbsaspekten auf einen zollähnlichen Grenzausgleich angewiesen – auch gegenüber den USA. Wer glaubt eigentlich ernstlich, dass sich das durchsetzen lässt?
Die Cäsar-adäquate Schleimerei europäischer Regierungen würde wohl eher Cäsars Forderung erfüllen, die „völlig unsinnigen“ Windanlagen abzureißen – nicht nur in der Nähe seiner Golfplätze, zumal sich die EU bereits zu Fossilenergie-Importen aus USA hat erpressen lassen, deren tatsächliche Abnahme den angestrebten Klimaschutz ohnehin sabotiert. Dazu passt eine Presse-Meldung vor einem Monat über Ergebnisse führender Forschungsinstitute, dass die zurzeit weltweit für 2030 geplanten Fördermengen an Kohle, Öl und Gas jene Mengen um 80% übersteigen, die mit der Eindämmung des Klimawandels vereinbar wären.
Wir müssen also ernsthaft über Konsequenzen nachdenken, zumal auch in Deutschland eine Partei immer stärker wird, die auch mit dem Begriff „Klima-Armut“ Wähler zu gewinnen sucht, die im Klimaschutz vor allem die Kosten sehen und fürchten.
Wir müssen uns wohl darauf einstellen, dass der real existierenden Menschheit ausreichend wirksamer Klimaschutz leider nicht gelingen wird. Alle Elemente der geplanten Klimaschutzpolitik, die wirtschaftlich vorteilhaft sind wie insbesondere die Nutzung erneuerbarer Energien, sind fortzusetzen, Wasserstoffanwendungen und „grüne“ Metallurgie sind insofern kritisch zu überprüfen.
Was wir aber auch im nationalen und europäischen Rahmen zu eigenem Nutzen tun können und müssen, ist die massive Investition in den Schutz vor den Erwärmungsfolgen wie Hochwasser, Dürren und Überhitzung von Gebäuden und Städten.













