Das königlich-deutsche Fernsehen trug schwarz

Vielleicht trample ich jetzt furchtbar in ein Fettnäpfchen. Aber was zum Tod der Queen im Deutschen Fernsehen  los war, das war denn doch etwas zu dicke – jedenfalls für meinen Geschmack.

Denn man konnte alles auch etwas anders sehen: Da ist eine sicherlich sehr nette Dame im biblischen Alter von 96 Jahren gestorben, was wegen des biblischen Alters irgendwie erwartbar war; eine Frau, von der vor allem bekannt war, dass sie Hunde und Pferde liebte.

Sie war Oberhaupt einer ziemlich kaputten Familie, hat – dies ein unbestreitbares Verdienst – vieles kaschiert und damit den steuerfinanzierten Laden am Laufen gehalten. Einige in ihrer Familie sprachen dem Alkohol vielleicht etwas zu stark zu, andere setzten ihre Ehen krachend auf Grund, eine Schwiegertochter wurde von einem Playboy in den Tod chauffiert, der Lieblingssohn war dem Sex-Straftäter Epstein wohl sehr nahe gekommen, ein Enkel nahm mitsamt seiner Angetrauten Reiß-Aus nach Amerika, und, und, und.

Trotzdem: Das Deutsche Fernsehen trug kollektiv Trauer. Die Moderator:innen dunkel gewandet, als sei die eigene Oma verblichen. Und als der Chefredakteur des ZDF für seinen Kommentar im Bild erschien, musste ich mich selbst beruhigen: Nein, nein, wir haben zum Glück keine Monarchie, und gestorben ist bei uns auch keiner oder keine, der oder die besonders wichtig für unser Land wäre. 

Um für mich diese überbordende Pietät zu kanalisieren, wurde ich selbst pietätlos und malte am PC dieses Bild.

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Christoph Lütgert war Rundfunk-Korrespondent beim NDR, hat für Panorama gearbeitet und war später Chefreporter Fernsehen beim Norddeutschen Rundfunk. Lütgert wurde wegen seiner sozialkritischen Reportagen mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.


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