Napoleon

Freiheit, die ich meine….

Max von Schenkendorf hat  1813 bei der Verfassung dieses Textes, der versehen mit einer Melodie zu einem der bekanntesten Volkslieder wurde, den Traum von der Befreiung von der Napoleonischen Herrschaft vor Augen gehabt.

Für die Menschen in der untergegangenen DDR war der Begriff der Freiheit  sehr abstrakt. Gemeint war dort vor allem damit, die Freiheit ungehemmt konsumieren und in alle Welt reisen zu können.Das Begrüßungsgeld nach der Wende – ältere Bürgerinnen und Bürger werden sich erinnern – war die Eintrittskarte zur Konsumwunderwelt im Westen und zugleich verdeckte Aufforderung nach der Vereinigung die Union zu wählen. So einfach und selbstverständlich ging damals Bestechung.

Im Jahr der Wende habe ich dienstlich die DDR im Rahmen des Kulturaustausches wie auch schon zuvor seit 1985 vielfach bereist. Dabei ist mir die dortige Erwartungshaltung im Blick auf den goldenen Westen überdeutlich geworden. Wenn ich bei den vielen Kontakten eingewendet habe, dass dieser Wohlstand seinen Preis hat, wurde ich verständnislos beäugt und die Vermutung geäußert, man wolle nur nicht teilen mit den Ostdeutschen. Dahinter verbarg sich die Auffassung: „jetzt sind wir mal dran.“. Der Schock nach der Vereinigung, nun einer Leistungsgesellschaft ausgesetzt zu sein, ist bis heute nicht überwunden. Vermisst wird im Rückblick auf die frühere Gesellschaft in der DDR das Umsorgtsein durch den Staat in allen Lebenslagen. Geglaubt wurde, dies werde sich im neuen Gesamtdeutschland so fortsetzen. Dass dies unser demokratische System nicht leisten kann, wird als Schwäche des Staates und Versagen aufgefasst.

Die Generation der Erwachsenen bei der Vereinigung 1990 hat die entsprechende Sozialisation aus der DDR – Gesellschaft auf die nachfolgende vererbt. Jüngste Studien belegen die verfestigte Skepsis gegenüber staatlichem Handeln und der Demokratie überhaupt. Die AfD  profitiert davon und hat damit teilweise die Linke an den politischen Rand gedrängt, die nicht mehr als Partei des Ostens verstanden wird. Ich habe persönlich große Zweifel, ob dies eine schnell vergehende Erscheinung bleiben wird. Nach der Wende und der Vereinigung habe ich gemeinsam mit meiner Frau 31 Jahre in Ost-Berlin gewohnt und die langsame und stetige Verhärtung dieser Positionen wahrgenommen. Für die nahe Zukunft sind in den Ländern Ostdeutschlands  Regierungsbildungen voraussichtlich nur noch durch ganz große Koalitionen gegen die AfD oder Koalitionen aus CDU und AfD zu erwarten Alle jetzigen Beteuerungen von Friedrich Merz werden zur Makulatur geraten. Sie werden es wieder tun mit der Hoffnung, die neuen Faschisten in einer Regierung domestizieren zu können. Franz von Papen und das Zentrum lassen schön grüßen.

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Leitungsstab Bundesbauministerium von 1973 - 1979, zuletzt Persönlicher Referent des Ministers. 1979 bis 25.01.1990 Referatsleiter Presse, Öffentlichkeitsarbeit und politische Grundsatzfragen Ministerium für Bundesangelegenheiten NRW in Bonn, 26.01.1990 bis 02.10.1990 Leiter des Verbindungsbüros NRW in der DDR.


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