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Home Politik

Subjektive Anmerkungen zu Robert Menasse

Wolfgang Wiemer Von Wolfgang Wiemer
15. Januar 2019
Roman "Die Hauptstadt" (Buchcover)

Kurz nach dem Jahreswechsel, in der nachrichtenarmen Zeit vor dem Dreikönigstag, erhob sich Kritik an Robert Menasses Buch „Die Hauptstadt“. Es handelt sich hier um einen aus allerlei absurden Ereignissen vorangetriebenen, fiktiven Roman, der allerdings freundlich bis sogar liebevoll mit der Brüsseler EU umgeht – womit er eine große Ausnahme ist. Keiner der Leser*innen wird dieses schöne Buch als wahrhaftiges Geschichtswerk gelesen haben. Deswegen ist es seit Erscheinen bis dieser Tage niemandem aufgefallen, dass Walter Hallstein NICHT 1958 in Ausschwitz über die moralischen Grundlagen der EWG gesprochen hat, wie es in dem Roman aber geschieht. Zwei namhafte Historiker haben diese Fiktion als solche „entlarvt“ und die FAZ macht deswegen ein feuilletonistisches Fass auf. Dessen ungeachtet – und aus guten Gründen – verleiht Malu Dreier, die Mainzer Ministerpräsidentin, die Zuckmeier-Medaille an Robert Menasse. Ich stelle mir vor, die beiden, wären sie Zeitgenossen,  hätten sich gut verstanden, Zuckmeier und Menasse.

Menasse hat sich schon in die Defensive drängen lassen und sich für Fehler entschuldigt, die die Authenzität der erfundenen Rede durch Anführungszeichen suggerieren. Mir ist es andererseits vollends schleierhaft, wie irgendjemand überhaupt glauben konnte, dass der reale Hallstein mitten im kältesten Kalten Krieg in Polen, Mitglied des Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe, dem stalinistischen Gegenstück zur EWG, eine solche Rede hätten halten können. Wahrscheinlich hätte er es nicht einmal gewollt.

Die FAZ-Kritik gipfelt aber darin, Menasse würde der EU mit diesem „Bluff“ einen falschen Gründungsmythos unterschieben. Der Kritiker macht das in der Haltung des Anwalts, der die EU vor Falschem schützen wolle. Ungefährer Gedankengang: so schlecht sei die EU ja auch wieder nicht, dass sie solcher Legenden bedürfe. Damit sind wir bei der Politik im Europawahljahr, das Minenfeld ist gewissermaßen eröffnet.

Einerseits: den Zeitzeugen und den Zeithistorikern war und ist klar, dass es im Großen und Ganzen

Anfang der 50er Jahre darum ging, die europäische Wirtschaft in Schwung zu bringen – wozu damals die deutsche Steinkohle unbedingt gebraucht wurde – und gleichzeitig die Deutschen, deren aktive Generationen ja noch dieselben waren wie im Nationalsozialismus, so einzubinden, dass sie unter Kontrolle blieben. Andererseits: damals schon war die Wahrung von Frieden und Freiheit ausdrückliches Ziel der Römischen Verträge.

Das herbeigezauberte Bild einer „Nie wieder Auschwitz“-Rede des ersten Kommissionspräsidenten der EWG ist eine Mahnung mit literarischen Mitteln. Tatsächlich wird doch die heutige EU deswegen von rechts angegriffen, weil sie bestimmte Prinzipien vertritt und obwohl sie diese nur mit geringem Nachdruck einzufordern in der Lage ist. Diese Prinzipien entsprechen ungefähr den im Grundgesetz definierten individuellen und politischen Freiheitsrechten. Deren Mehrheitsfähigkeit hat sehr wohl mit „Nie wieder Auschwitz – Nie wieder Krieg“ zu tun. Im Rückblick handelt es sich bei der EU fraglos und gar nicht zuletzt um ein erfolgreiches Friedenswerk, um eine Multi-kulti-Union von Anfang an – und ich finde, man darf diese Bedeutung der heutigen EU durchaus mit einem solchen literarischen Kniff, der die bisherige Wirkung und Bedeutung schon im Gründungsakt symbolisiert, beschreiben. Es ist eine offensichtlich unwahrscheinliche Übertreibung, die künstlerischer Freiheit erlaubt sein muss. Gemessen am Vertragsziel von 1958, nämlich Frieden und Freiheit zu sichern, handelt es sich keineswegs um einen erlogenen „Bluff“.

Die FAZ bezieht sich auf öffentliche Äußerungen Menasses, die zitiert werden und den Eindruck erwecken, der Autor habe sich seine Erfindung schließlich selbst geglaubt. Dergleichen kommt vor und ist verglichen mit „fake-news“ wirklich mächtiger Zeitgenossen eine Petitesse, eine sehr kleine Petitesse.

Was politisch droht ist nun die Umkehrung eines antinationalistischen, europäischen Werkes, der einzige mir bekannte aktuelle Versuch, die Bedeutung der EU mit literarischen Mitteln zu begreifen in etwas, das die EU abwertet. Eine politische Debatte über einen guten Roman droht die politische Debatte über eine bessere EU, die in einem Europawahljahr angemessen wäre, zu ersetzen.

Kaum zu glauben, dass das von der FAZ beabsichtigt war.

 

Bildquelle: Buchtitel, Robert Menasse, Die Hauptstadt, Suhrkamp Verlag

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Tags: EUFAZGründungsmythosKritik am Roman "Die Hauptstadt"Literaturkritik als politische KritikRobert Menasse
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