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Gegen die Gier der Manager

Friedhelm Ost Von Friedhelm Ost
2. August 2016
Geier - Symbol für Gier

Die deutsche Wirtschaft ist sehr erfolgreich. Etwas mehr Wachstum, vor allem auch mehr Innovationen wären indessen wünschenswert – vor allem aus den großen Konzernen, denn sie haben durchweg Manager an ihrer Spitze, die Supereinkommen kassieren. Die dynamischen Impulse kommen jedoch insbesondere aus den mittelständischen Firmen, die neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen erfinden und auf die Märkte bringen.

Auf den Mittelstand setzen!

Deutschland kann stolz auf seinen Mittelstand sein – auf selbständige Unternehmer, die selbst und ständig aktiv sind. Diese Schicht ist der Motor unserer Volkswirtschaft und vor allem auch der größte Arbeitgeber. Unternehmer in kleinen und mittleren Betrieben müssen täglich Risiken wagen, denn Wagemut gehört zu ihrer Geschäftspolitik. Zugleich müssen sie – zumeist ganz persönlich – für diese Risiken haften, oft genug bis zum „letzten Hemd“. Risiko und Haftung sind ganz wichtige Elemente unserer Sozialen Marktwirtschaft, um Gewinne erzielen zu können, mit denen die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, für Investitionen und neue Arbeitsplätze zu bestreiten sind. Für die Verluste muss der selbständige Unternehmer stets selbst eintreten. Nur sehr selten, ja fast nie hilft hier der Staat mit finanziellen Subventionsspritzen, mit Bürgschaften oder Beteiligungen. Der „Lohn“ mittelständischer Unternehmer ist selbst verdient, hält sich in der Regel in vertretbaren und angemessenen Grenzen.

Raubritter in Konzernen

Ganz anders sieht die Welt in den Konzernen aus. Der Aufsichtsrat bestellt dort Manager, die Verantwortung für die Geschäfte der Unternehmen übernehmen sollen. Die Einkommen dieser Manager liegen vielfach auf der Höhe der Fußballstars, Supertenöre und Stars aus Film, Kunst und Kultur. Die Vorstandsvergütungen bewegten sich für 2015 zwischen gut 2 und 8 Millionen Euro. Beim Daimler-Chef, Dieter Zetsche, sind es gar weit über 9 Millionen. Natürlich setzen sich diese Einkommen aus dem Festgehalt und zu einem großen Teil aus variablen Erfolgsprämien, auch Risikozuschlägen, zusammen. Der einstige VW-Vorstandsvorsitzende Winterkorn, der die Software-Mogelei beim Abgas zu verantworten und somit auch die hohen Milliarden-Strafen für den Wolfsburger Auto-Konzern, hatte mit seinen über 16 Millionen € Jahreseinkommen alle in den Schatten gestellt. Dagegen nehmen sich die 3,8 Mio. € für die CEO’s der Deutschen Bank, J. Cryan und J. Fitschen, fast moderat aus – ebenso wie die knapp 2,8 Mio. für M. Blessing bei der Commerzbank; ein Geschäftsmodell für die Zukunft haben diese Banker bislang jedoch nicht zustande gebracht.

Millionen für Nieten in Nadelstreifen

Gewiss ist es richtig, den von den Aufsichtsräten – zumeist mit Zustimmung der Betriebsräte und Gewerkschaften – bestellten Managern gute Gehälter zu zahlen und betriebliche Erfolge, also gute Erträge, sichere Arbeitsplätze sowie positive Weichenstellungen für die Zukunft und soziale Leistungen – extra zu vergüten. Niemand wird da mit klassenkämpferischem Neid operieren. Aber derart hohe Managereinkommen sind vor allem da ein Ärgernis, wenn sie kaum oder gar nicht mit dem unternehmerischen Erfolg in Einklang zu bringen sind. Wer etwa die 30 DAX-Unternehmen analysiert, aber auch viele andere Aktiengesellschaften, wird leicht feststellen, dass manche Top-Manager als echte „Nieten in Nadelstreifen“ arbeiten. Milliarden-Verluste, Betrug und Korruption, Führungsfehler, Prozessrisiken und verfehlte Strategien sind in manchen dieser Firmen auszumachen. Die ebenfalls hochbezahlten Aufsichtsräte sind vielfach Sitzriesen, unfähig und wenig hilfreich.

Geforderte Aufsichts- und Betriebsräte

Nur selten werden die Verantwortlichen auf den obersten Führungsetagen dafür in Regress genommen oder letztlich juristisch belangt. Deutschlands Bosse, so ist es im neuen Manager-Magazin nachzulesen, leben „fast risikofrei – jedenfalls, was ihre Gehälter angeht“. Da die Aktionäre auf den Hauptversammlungen mehrheitlich von ihren Depotbanken ihr Stimmrecht ausüben lassen, werden die Vorstandsherren durchweg entlastet und fast nie gefeuert, egal was sie auch an Fehlern zu verantworten haben. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.

So glimpflich kämen bei den hohen Schäden, die angerichtet werden, normale Arbeiter und Angestellte in den Firmen nicht weg. Sie würden bei viel geringerem Fehlverhalten mit Sanktionen und zumeist mit einer Kündigung bestraft. Dieses Zweiklassen-Recht müsste vor allem die Gewerkschaften und die Betriebsräte, die doch die Interessen der Arbeitnehmer machtvoll zu vertreten haben, auf den Plan rufen.

Vollends unverständlich ist dann noch, wenn ehemalige Top-Manager, die wegen Betrugsaffären oder grandiosen Misserfolgen ausscheiden mussten, vor Gericht ziehen und Boni einklagen – wie zum Beispiel aktuell Leute der oberen Verantwortungsstufe der Deutschen Bank. Das Kreditinstitut, das vom einstigen Flaggschiff zum Kahn ohne Kurs wurde, tut nun wirklich gut daran, endlich mit dem seit Jahren angekündigten Kulturwandel zu beginnen: Wer immer mehr Filialen schließt und Jobs vernichtet, darf den Versagern von gestern nicht heute noch Boni zahlen. Es gilt endlich Zeichen gegen die unbändige Gier von Bankern, Managern und Steuerbetrügern zu setzen, um unsere Soziale Marktwirtschaft zu retten. Den Rittern des Raubtierkapitalismus ist längst die Rücksicht auf das abhanden gekommen, was unsere Gesellschaft zusammenhält – insbesondere die soziale Verantwortung für alle.

Bildquelle: pixabay, amigos3d, Public Domain

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Tags: GehaltsschereManagerManager-BoniSoziale GerechtigkeitTurbo-KapitalismusVerantwortung
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