Jedes Jahr am 07. April nutzt die Weltgesundheitsorganisation WHO ihr Gründungsdatum, um weltweit Gesundheitsthemen mit globaler Relevanz wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. In diesem Jahr lautet das Motto „Flächendeckende Gesundheitsversorgung“. Ein Thema, das leider auch ein Industrieland wie Deutschland immer noch vor große Probleme stellt – gerade im Hinblick auf eine der Volkskrankheiten unserer Zeit: den Diabetes mellitus.
Knapp 7 Millionen Menschen, also mehr als 8% der Bevölkerung, sind hierzulande mittlerweile von Diabetes mellitus betroffen. Eine Krankheit, die sich gerade in den Industriestaaten seit der Jahrtausendwende rasant ausgebreitet hat. So spricht man von einer Steigerungsrate in Deutschland von 24 % seit 1998.
Diabetes mellitus: Chronische Erkrankung mit besonderen Anforderungen an die Gesundheitsversorgung
Diabetes ist eine chronische Erkrankung, die dauerhafte Aufmerksamkeit und eine spezielle medizinische Versorgung erfordert. Betroffene sind auf Medikamente angewiesen, müssen den Blutzucker messen, auf die Ernährung achten und teilweise regelmäßig Insulin spritzen. Nur durch eine dauerhaft gute Stoffwechseleinstellung kann man das Risiko von Folgeerkrankungen von Augen, Nieren, Nerven oder des Herz-Kreislaufsystems mindern. Gleichzeitig gilt es, diese Folgeerkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu lassen. Dementsprechend ist eine engmaschige und regelmäßige Betreuung durch Diabetologen und anderen Fachärzten unverzichtbar. Besonders erkrankte Kinder und Jugendliche und ihre Eltern benötigen eine noch gezieltere Betreuung. Ihre Versorgung erfolgt meist über Krankenhäuser.
Diabetologen verzweifelt gesucht
Was für eine optimale, flächendeckende Versorgung von Diabetikern wünschenswert wäre, sieht in der Realität nach wie vor anders aus. Laut Zahlen der gemeinnützigen Organisation „diabetesDE – Diabetes in Deutschland“ betreut bei 60.000 Hausärzten hierzulande einer etwa 100 Patienten mit Diabetes. In etwa 1.100 Diabetes-Schwerpunktpraxen werden durchschnittlich 600 Betroffene pro Einrichtung behandelt. Knapp 400 spezielle Kliniken stehen zur stationären Versorgung zur Verfügung, davon 57 für Kinder und Jugendliche. Platz und Zeit für den Patienten und seine speziellen und individuellen Bedürfnisse ist da nur wenig.
Für die flächendeckende Umsetzung einer wohnortnahen Betreuung von Diabetikern scheinen bessere Versorgungsstrukturen und Organisationen unbedingt notwendig. Schließlich ist die Zahl der Betroffenen nach wie vor steigend und in den strukturschwachen ländlichen Räumen gibt es schon jetzt Versorgungsengpässe.
Es muss, wie so oft, etwas geschehen
Die Appelle werden dementsprechend anlässlich des Weltgesundheitstags dringlich: „Dieser Entwicklung müsse dringend entgegengewirkt werden, sagt der im Vorstand von diabetesDE aktive Mediziner Professor Dr. Thomas Haak. „Wir fordern, mehr in die Erforschung zur Vermeidung und Heilung von Diabetes Typ 1 und Typ 2 zu investieren. Etablierte und erfolgreiche Forschungsstrukturen sollten erhalten und weiter ausgebaut werden.“ Darüber hinaus werde mehr diabetologischer Nachwuchs benötigt: Derzeit gebe es nur noch acht Lehrstühle an den insgesamt 33 Medizinischen Fakultäten in Deutschland. Hinzu komme, dass die Diabetologie als vermeintlich ambulantes Fach in vielen Kliniken nicht mehr vertreten sei.
Quellen:
Pressemitteilung diabetesDE vom 04.04.2019
https://www.diabetesde.org/system/files/documents/gesundheitsbericht_2019.pdf
https://www.diabetesde.org/kampagne-diabetes-stoppen-handeln
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