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2019: Ein Jahr der Unsicherheiten

Friedhelm Ost Von Friedhelm Ost
17. Dezember 2018
Löwenzahhn

Mit großer Zuversicht blickten die meisten Menschen in unserem Lande vor einem Jahr auf die Entwicklungen in 2018. Das Vertrauen der Konsumenten erreichte einen Höchststand. Die Zahl der Beschäftigten eilte von Rekord zu Rekord. An den Börsen herrschte Partystimmung; Ende Januar 2018 stieg der DAX mit fast 13.600 Punkten auf ein Allzeithoch.

Langsameres Tempo

Allerdings hat im Laufe dieses Jahres die Euphorie manchen Dämpfer erhalten. Statt der zunächst prognostizierten 2 % für das wirtschaftliche Wachstum wird das Ergebnis per Saldo eher bei 1,5 % liegen. Das ist keineswegs schlecht für die große deutsche Volkswirtschaft, auch wenn andere Länder wie die USA (+2,9 %), China (6,6 %), Polen (+4,8 %), Spanien (+2,5 %) und die Niederlande (+ 2,5 %) sich deutlich dynamischer entwickelten.

Die globalen Probleme wirkten sich zum Teil wie Tiefausläufer auf das Klima hierzulande aus. Vor allem das Gezerre um den Brexit, die vom US-Präsidenten Donald Trump angezettelten Handelskonflikte sowie die Instabilitäten in einigen europäischen Nachbarländern entpuppten sich als nicht zu unterschätzende Risiken für die übermäßig exportabhängige deutsche Wirtschaft. Diese Probleme und Unwägbarkeiten sind längst nicht gelöst, sondern belasten die Erwartungen für das kommende Jahr.

Große globale Unsicherheiten

 Es sind die zunehmenden Unsicherheiten in der Welt, die bei den deutschen Unternehmen die dynamischen Kräfte lähmen. Das verringert das Vertrauen, das insbesondere für neue Investitionen, für die Erweiterung der Produktionskapazitäten und für die Schaffung neuer Arbeitsplätze wichtig ist. Denn niemand vermag zur Jahreswende 2018/2019 exakt vorauszusagen, welche Konsequenzen sich aus dem Brexit ergeben. Wie auch immer die endgültige Entscheidung der Regierung und des Parlaments in London sein wird, Europa wird danach schwächer sein als bisher. Ohnehin nehmen die zentrifugalen Kräfte auch in anderen Mitgliedsstaaten der EU zu. Die nationale Welle hat inzwischen Polen, Ungarn, Italien und andere Länder erfasst. Hinzu kommen die ökonomischen, sozialen und fiskalischen Probleme in einigen europäischen Staaten. Die „Gelbwesten-Revolution“ in Frankreich hat die anfangs so starke Position von Präsident Macron arg geschwächt. Seine ambitionierten Bemühungen, einen Strukturwandel der französischen Wirtschaft einzuleiten, lassen sich offenbar nicht durchsetzen. Die Staatsverschuldung Frankreichs wird 2019 deutlich zunehmen, denn Macron hat den „Gelbwesten“ inzwischen teuere Zugeständnisse machen müssen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Ebenfalls große fiskalische Probleme haben nach wie vor Italien und Spanien. Trotz der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist hier die Wende zum Besseren nicht gelungen und wird auch im nächsten Jahr nicht zu erreichen sein.

Schwacher Euro

Aus diesen Gründen wird die Schwäche des Euro weiter anhalten. Der Kurs für 1 Euro könnte 2019 deutlich unter die Marke 1,10 US-Dollar fallen. Die Zinsen sind in den USA bereits gestiegen und locken internationales Kapital an.

Gegen eine weitere Erhöhungsrunde der Federal Reserve Bank macht derweil Präsident Trump massiv Front, denn er befürchtet ein Ausbremsen der US-Konjunktur durch eine Verschärfung der Geldpolitik. Dagegen wird die EZB nur ganz vorsichtig ihren sehr lockeren geldpolitischen Kurs verändern und möglicherweise erst im Frühjahr 2020 die Leitzinsen anheben. Zudem sind neue Unruhen im Euro-System nicht ausgeschlossen. Eine weitere Währungskrise wäre Wasser auf die Mühlen aller Euro-Gegner, insbesondere der AfD. Immerhin wird es bei den Wahlen zum Europa-Parlament im Mai 2019 um die zukünftigen Weichenstellungen für unseren Kontinent gehen. Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei, Manfred Weber aus der CSU, und der Europäischen Sozialdemokraten, Frans Timmermans aus den Niederlanden, wollen gegen den zunehmenden Nationalismus kämpfen und die Bürger Europas entsprechend mobilisieren. Die Wahlbeteiligung könnte sonst zu einem Desaster für die Volksparteien werden. Aktuelle Umfragen zeigen, dass die Union hierzulande etwa 30 % erreichen könnte, die SPD indessen nur 15 %.

Unberechenbarer Trump

Völlig offen ist zur Jahreswende auch der Ausgang der handelspolitischen Auseinandersetzungen mit den USA. Mit seinen Zoll-Drohungen hat Präsident Trump bereits die Weltwirtschaft mehr als beunruhigt. Ob er im neuen Jahr einen heißen Wirtschaftskrieg mit China wagt, ist nicht ausgeschlossen; die chinesischen Handelsbilanzüberschüsse, die auf die hohen Exporte in die USA zurückzuführen sind, sorgen für Alarmstimmung im Weißen Haus. Auch die europäische Wirtschaft könnte 2019 stärker in die Schusslinie der USA geraten, wenn es nicht bald zu einem handelspolitischen Friedensabkommen zwischen der EU und Amerika kommen sollte. Zudem mischt sich Präsident Trump immer stärker in den Welthandel mit Sanktionen gegen den Iran und Russland ein. So könnte auch schon bald der amerikanische Widerstand gegen die bereits im Bau befindliche Ostsee-Pipeline Nordstream 2 riesige Probleme bereiten – vor allem für die deutschen Unternehmen, die an diesem Gastransportsystem beteiligt sind.

Keine Rezession

Eine Rezession oder gar ein Rutsch in eine Wirtschaftskrise ist für 2019 nicht zu befürchten. Doch die Konjunktur wird mehr oder weniger stark abkühlen. Der fast 10 Jahre andauernde Aufschwung wird jedenfalls schwächer. Deutschlands Volkswirtschaft wird 2019 um gut 1 % wachsen. Die Plusraten in wichtigen Branchen werden bescheidener als in den Jahren zuvor ausfallen. In der Automobilindustrie wird es bestenfalls eine Zunahme der Produktion um 1 % geben. Die Nachfrage auf den großen Märkten der USA und China wird schwächer; auch hierzulande werden die Neuzulassungen stagnieren oder gar sinken. Die bislang ungelösten Dieselprobleme und die Betrugsmanöver der Autofirmen wirken sich negativ aus. Die Autohersteller müssen zudem schneller auf den Wandel in Richtung alternativer Antriebstechnologien wie etwa Elektro oder Wasserstoff umstellen. Ebenso wird es im Maschinenbau und in der Elektrotechnik nicht weiter steil aufwärts gehen, sondern ein Plus von 0,5 bis 1 % geben. Rückläufig war bereits 2018 die Produktion in der Chemischen Industrie; auch 2019 wird es eine weitere Abschwächung um rund 1 % geben. Sowohl Bayer als auch die BASF befinden sich auf einem schwierigen Kurs. In nahezu allen Wirtschaftszentren wird die Digitalisierung noch stärker als bisher eine Rolle spielen. Die größere Effizienz der Wertschöpfungsketten, die Robotik und künstliche Intelligenz werden zu einer Steigerung der Produktivität führen; zugleich können diese digitalen Technologien dazu beitragen, den Mangel an Fachkräften zu lindern. Insgesamt wird die Zahl der Beschäftigten im neuen Jahr noch weiter leicht ansteigen.

Unruhige politische Szene

Politisch wird 2019 zum einen durch die Europa-Wahl, zum anderen durch die Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen geprägt. Nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur Bundesvorsitzenden der CDU wird Angela Merkel in aller Ruhe als Bundeskanzlerin weiterregieren können. Das Verhältnis zwischen CDU und CSU wird sich auf jeden Fall verbessern, denn Krach und Unfrieden schaden der Union, die insgesamt auf 25 % abgesunken war und inzwischen wieder auf über 30 % der Wähler zählen kann. Schwieriger wird es für die SPD, die unter der Führung von Andrea Nahles immer weiter an Zustimmung verliert. Die im Herbst geplante Groko-Bilanz wird ein entscheidendes Datum – vor allem wenn die SPD bei den Landtagswahlen weitere dramatische Einbrüche hinnehmen muss.

Über 60 % der SPD-Anhänger sind derzeit der Meinung, dass die Partei viel stärker nach links steuern sollte. Die CDU/CSU/SPD-Koalition könnte im Spätherbst 2019 scheitern. Neuwahlen wären dann nicht ausgeschlossen. Oder es gäbe einen neuen Anlauf für eine Jamaika-Koalition mit der Union, den Grünen und der FDP.

Bildquelle: pxhere, public domain

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Tags: 2019globale EntwicklungKonsumklimaRisiken WirtschaftsentwicklungVertrauenWirtschaftWirtschaftsentwicklung
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