Kommenden Samstag, dem Weltflüchtlingstag, wird daran erinnert, dass Millionen von Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen veröffentlicht heute dazu den jährlichen Bericht „Global Trends“, der die weltweit dramatische Situation in nüchterne Zahlen fasst. Gleichzeitig würdigt der UNHCR die Stärke, den Mut und die Widerstandsfähigkeit, die Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Staatenlose täglich aufbringen.
79,5 Millionen Menschen waren vergangenes Jahr auf der Flucht, so berichtet der UNHCR und zählt damit die größte Zahl an Vertriebenen, die je registriert wurde.
Rund 100 Millionen Menschen mussten in den letzten zehn Jahren fliehen, entweder innerhalb ihres Herkunftslandes oder über Landesgrenzen hinweg. Es war ein extremes Jahrzehnt mit komplexen Krisen, weltweit. Angesichts dieser Entwicklung ist klar, dass Nationalismus für diese Herausforderungen ebenso die falsche Antwort ist, wie Grenzen und Zäune. Internationale Zusammenarbeit und die Solidarität als Zivilgesellschaft mit den Menschen auf der Flucht, sind eindeutige Lösungsvoraussetzungen. „Wir beobachten eine veränderte Realität. Vertreibung betrifft aktuell nicht nur viel mehr Menschen, sondern sie ist auch kein kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen mehr“, sagte Filippo Grandi, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge. „Von den Betroffenen kann nicht erwartet werden, jahrelang in Ungewissheit zu leben, ohne die Chance auf eine Rückkehr und ohne Hoffnung auf eine Zukunft an ihrem Zufluchtsort. Wir brauchen eine grundlegend neue und positivere Haltung gegenüber allen, die fliehen – gepaart mit einem viel entschlosseneren Bestreben, Konflikte, die jahrelang andauern, zu lösen, und die Ursache dieses immensen Leidens sind.“
Zu der großen Zahl der Vertriebenen kommt hinzu, dass sich 80 Prozent in Regionen befinden, die auf unsere Unterstützung angewiesen sind, weil sie selbst von akuter Ernährungsunsicherheit und von Unterernährung betroffen sind. Hauptursache für die Flucht ist die Kombination aus Langzeitkonflikten mit großen Fluchtbewegungen wie etwa in Syrien, Afghanistan oder Südsudan und neueren Krisen wie in Venezuela oder Myanmar. Auch die Folgen des Klimawandels treiben die Fluchtbewegungen auf Rekordkurs: Extremwetterereignisse verschärfen bestehende Krisen. Mehr als zwei Drittel aller Menschen, die aus ihrem Land fliehen müssen, kommen aus nur fünf Ländern: Syrien, Venezuela, Afghanistan, Südsudan und Myanmar. Der starke Anstieg von 70,8 Millionen Ende 2018 auf 79,5 Millionen ein Jahr später ist auf zwei Hauptfaktoren zurückzuführen: Zum einen ist die Zahl der Binnenvertriebenen vergangenes Jahr besorgniserregend gestiegen, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo, der Sahelzone, im Jemen und in Syrien. Der Krieg in Syrien dauert mittlerweile neun Jahre und hat 13,2 Millionen Menschen zu Flüchtlingen, Asylsuchenden und Binnenvertriebenen gemacht – das ist allein ein Sechstel der weltweiten Gesamtzahl. Zum anderen wird im aktuellen Bericht die Situation der Venezolaner außerhalb ihres Landes erstmals besser abgebildet. Viele von ihnen sind weder als Flüchtlinge noch als Asylsuchende registriert, sie brauchen aber ebenso Schutz.
Hinter diesen unfassbaren Zahlen stecken Millionen von individuellen Schicksalen und schreckliche Geschichten: Unter den Vertriebenen befinden sich Millionen Kinder, Zehntausende von ihnen unbegleitet. Das bedeutet, dass ganze Generationen unter schwierigsten Bedingungen aufwachsen müssen und oft nicht die Chancen bekommen, die sie verdienen. Die UNO-Flüchtlingshilfe, der nationale Partner des Flüchtlingshilfswerkes der Vereinten Nationen (UNHCR) macht anlässlich des Weltflüchtlingstages gemeinsam mit Spotify Deutschland auf das Schicksal der 79,5 Millionen Flüchtlinge weltweit aufmerksam und ruft zur Unterstützung auf. Unter dem #WITHREFUGEES übernimmt am Samstag und Sonntag die UNO-Flüchtlingshilfe die Cover einiger der erfolgreichsten Musik-Playlists auf Spotify Deutschland, darunter OFF POP, Top Hits Deutschland und Modus Mio, sowie einige Podcast-Playlists. Zahlreiche bekannte Musikerinnen und Podcasterinnen nehmen an der Aktion teil. Sie schließen sich damit internationalen Unterstützern*innen wie Cate Blanchett, Ben Stiller und Benedict Cumberbatch an, die bereits Teil der #WITHREFUGEES Kampagne sind und sich unter dem Hashtag #withrefugees solidarisch an der Seite von geflüchteten Menschen weltweit stellen.
https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/spenden-withrefugees/
Peter Ruhenstroth-Bauer ist Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, dem deutschen Partner des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR)