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Vom völlig gedankenlosen Gebrauch eines Schlagwortes.

Marianne Bäumler Von Marianne Bäumler
10. März 2018
Geiseldrama

Vor 30 Jahren kam es für mich das erste Mal so richtig grauenvoll im deutschen Sprachgebrauch zum Vorschein, das Wort „Geiseldrama“. Gladbeck 1988.

Nach und nach bedienten sich alle Medien dieses Begriffs, wohl um eine adäquate emotionale Vokabel zu finden, die möglichst viel an Implikationen auf einen griffigen Superlativ bringt, gerade so, wie die Werbung eben auch sich in folgenreicher Akzeptanzakrobatik übt.

Ganz und gar der Eigendynamik eines jeden modernen Mediums gingen die Wortgewaltigen da auf den kauf – und quotenorientierten Leim: es sollte das ganze Ereignis sein, die Spannung des bedienten Zuschauers schon zielgruppentechnisch mit einkalkuliert: „Geiseldrama“. In bodenloser Übereinkunft wird quer durch alle Gazetten und Programme ein scheinbar schon längst feststehender terminus technicus verwendet, knallig und blutrünstig wie ein Serientitel: Das „Geiseldrama von Gladbeck“, „Das Geiseldrama von Köln“, „Das Geiseldrama von…“; ja, da dürfen wir doch gespannt sein, welcher aufmerksame Zuschauer für die nächste Fortsetzung sorgt. Das den bloßen – und nichts desto weniger schrecklichen – Vorgang  benennende Wort „Geiselnahme“ klingt wohl zu wenig  dynamisch, nicht genug nach der Sensation, auf die wir mittlerweile schon alle immer irgendwie warten.

Dabei jedoch erfüllt das mittlerweile so dermaßen inflationär hingeschriebene und hingesagte Wort „Geiseldrama“ ganz eigendynamisch einen fatalen Zweck:

Neben der Abstumpfung unserer Gefühle angesichts solch plakativer Beschwörung von etwas ganz außerordentlichem, dem wir als geneigte Zuschauer kostenlos und  genau über jene grausame Zeitstrecke beiwohnen dürfen, die die Geiseln im Bus, Flugzeug oder dem eigentlich durchschnittlich säuberlichen Einfamilienhaus in Angst und Schrecken verbringen – wird für sämtliche potentiellen Täter solche Tat ganz unter der Hand legitimiert . Da gibt es einen Effekt, der als Unterhaltungswert für ein größeres Publikum offenbar erwünscht  ist; Leute übrigens, die in ihrer Mehrheit bestimmt kein Theater besuchen, aus welchen sozialen Gründen auch immer, von solchem bildungsbürgerlichen Spektakel eher unfreiwillig ausgegrenzt sind. Ein Drama, das garantiert einen immens spannenden Handlungsbogen, und zwar ganz live, dramatische Vorgänge, alles jedoch unter der Voraussetzung einer Inszenierung, die eben ohne das Fernsehen, ohne diese gierigen Frontreporter so gar nicht stattfinden könnte.  Wenn nun aber gerade  auch seriöse Journalisten, z.B. die mit öffentlich rechtlichem Anspruch, die Vokabel „Geiseldrama“ in ihrer Berichterstattung, eben jetzt auch aktuell unentwegt in den Nachrichten und Zeitungsmeldungen, im Informationskontext  völlig unreflektiert benutzen, geht die Distanz zum Aufpeitscher – Gewerbe schleichend, aber sicher verloren.

Inzwischen hat die Verwendung des Schlagworts „Geiseldrama“ die Dimension des Kriegs, des Völkermords auch anscheinend völlig umstandslos erreicht, siehe Tschetschenien.

Daß dort Hunderte Menschen liquidiert werden, vornehmlich durch russische Aggressoren, dieses entsetzliche Ausmaß an Mord und Zerstörung kann doch allen Ernstes nicht unter einen solch elenden Sensationsbegriff subsumiert werden! Hier handeln Menschen gegen Menschen, ganz real.

Ich wünsche mir, dass Geiseln nehmen auch in Zukunft nicht zu meiner Frühstücks – oder Abendbrotunterhaltung wird, und deshalb sollten wir uns mehr auch den problematischen Voraussetzungen des jeweiligen Falles journalistisch nähern, eine Geiselnahme aber keineswegs als pricklige Bereicherung der sowieso schon entsetzlichen Nachrichtenlage mit solch im Grunde ja verharmlosendem Begriff als highlight verkaufen .

Übrigens: das allmähliche Verschwinden von Kritikfähigkeit  wird auch in unseren Reihen inzwischen kaum mal marginal im Feuilleton beklagt.

(Ursprünglich mein Kommentar in der Reihe „Auf ein Wort“ – WDR 1995)

Bildquelle: Von Dirk Vorderstraße – SEK-Schnellboot (Schlauchboot), CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31872005

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Tags: AbstumpfungBoulevardmedienGeiseldramaGladbeckInflationSensationsgeilheitSprachgebrauch
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Comments 1

  1. Lisa Wilczok says:
    8 Jahren ago

    „Gladbeck“

    Es gibt ein vielsagendes Presse-Foto: Wenn Dieter Degowski seinem Opfer Silke Bischoff die Pistole unters Kinn hält, gleichzeitig einem Journalisten ein Interview gibt und sich dabei auch noch ablichten lässt, verschwimmen die Unterschiede zwischen Fotokamera, Pistole und Mikrofon, zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Wer ist der Täter? Nur der, der den Schuss abgibt?
    Dass Degowski Silke Bischoff als Opfer auswählte, war kein Zufall, sie war jung, blond, sexy: Ein gefundenes Fressen für die Kamera.
    „Geiseldrama“, diesen „elenden Sensationsbegriff“ (Marianne Bäumler), haben wir mittlerweile verinnerlicht. Auf einen reißerischen Titel wie „Das Geiseldrama von Gladbeck“ kann das ARD-Fernsehen 2018 verzichten. So heißt der aktuelle Fernsehfilm kurz und schlicht „Gladbeck“.
    Um Quote zu machen, muss der Titel nicht schreien. Hier schleicht er sich leise in unser Ohr. Die Fernsehmacher reiben sich die Hände, denn sie wissen: Alle denken doch nur an das eine, wenn sie „Gladbeck“ hören – an DAS „Geiseldrama“.
    Das öffentlich-rechtliche Fernsehen war damals „an vorderster Front“. Das ist es auch heute noch, nur kontrollierter und vermeintlich diskreter. Mit dem Titel „Gladbeck“ wirkt die ARD daran mit, dass sich die Gleichsetzung Gladbeck = Geiseldrama in unseren Köpfen noch weiter verfestigt. Ich sage im Sinne meiner lieben, klugen Großmutter, die aus Gladbeck stammte: Das ist widerlich!

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