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Home Politik

Frauenquote: Bald werden Herrenrunden Vergangenheit sein

Alfons Pieper Von Alfons Pieper
26. November 2014
Herrenrunden

Herrenrunden in den Vorständen und Aufsichtsräten der Unternehmen. Heute fast nicht anders als vor über 100 Jahren.

Es war schon immer so: Wenn eine Frauenquote gefordert wurde, regten sich die Herren darüber auf, winkten ab, wiesen daraufhin, dass die Frauen sowieso keine Zeit hätten, Kinder kriegten und so weiter. Irgendwelche Runden, die von Herren dominiert wurden, beklagten dann noch, dass es nicht so viele Frauen mit der nötigen Qualifikation gäbe. Selten so gelacht, wenn man sich die Herren in den Vorstandsetagen anschaut, gleich, in welchen Branchen man stöbert. Überall sitzen die Herren in übergroßer Mehrheit und nur hin und wieder lassen sie gönnerhaft eine Frau am Entscheider-Tisch Platz nehmen. Niemand von ihnen käme auf die Idee, die eigene Qualifikation vielleicht mal in Frage zu stellen. Dann werfen sie sich in ihre Jacketts und strahlen alle Fragen und Zweifel weg.

Dabei haben gerade die Herren in den Nadelstreifen in den letzten Jahren so oft versagt, dass sie bei dieser Debatte eigentlich den Mund halten und Demut zeigen müssten. Namen gefällig? Beginnen wir mit dem jüngsten Beispiel: Thomas Middelhoff, gerade zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und noch im Gericht wegen Fluchtgefahr verhaftet. Peinlicher geht es nicht. Wir könnten den ganzen Fall Arcandor, und dazu gehört Karstadt, nehmen und die in den Fall verwickelten Köpfe aufzählen, alles Männer. Wir könnten weitere Beispiele erwähnen. Den Banker Jens Nonnenmacher zum Beispiel, der zwar die HSH Nordbank in die Nähe der Manövrierunfähigkeit getrieben hat, aber quasi als Gegenleistung oder Abschiedsgeschenk, wie immer man das ausdrücken will, einige Millionen zusätzlich zu seinem bis Vertragsende weitergezahlten Fixgehalt erhielt. Wir könnten über die Führung der Deutschen Bank sprechen, über Pleiten, Pech und Pannen in großen Firmen der Republik, überall saßen und sitzen Männer an den Schaltstellen der Macht. Frauen in Führungspositionen sind die Ausnahmen.

Vor Jahrzehnten preschten die Grünen mit der Frauenquote vor. Aber es war die SPD, die sie in gemäßigter Form in der Politik durchsetzte. Die Union war damals noch nicht so weit, war aber ob des Vorstoßes der Sozialdemokraten froh, dass dadurch der Druck auf die männer-dominierte Politik zunehmen werde. Frauenquote, Frauenpolitik, Gerhard Schröder tat das mal als Gedöns ab und erhielt den Zuspruch des Stammtisches. Frauen gehörten nun mal in die Küche und wenn sie daneben noch Zeit hätten für anderes, auch in die Kirche und dann sollten sie sich um die Erziehung der Kinder kümmern. Das ist so lange noch nicht her, das Denken und Reden in den Rollenklischees.

Jetzt hat die Große Koalition eine Frauenquote für die Wirtschaft beschlossen. Dass Volker Kauder, einer der alten Haudegen im Parlament, Fraktionschef der Union und gelegentlich auch fürs Grobe zu haben, dabei die Familienministerin der SPD, Manuela Schwesig, mit dem wenig löblichen Attribut „weinerlich“ versah, kommt nicht von ungefähr. Kauder stammt noch aus der Zeit, da derlei Attacken an der Tagesordnung standen. Früher hätten die Männer Schwesig noch zugerufen, sie sei eine „Heulsuse“, „wein doch“. Man kennt das noch. Kauder drückte mit seiner wenig schmeichelhaften verbalen Wortwahl nur die Stimmung in weiten Teilen der Union gegen die Frauenquote zum Ausdruck. Die Herren wollen das nicht so einfach hinnehmen und werden dabei von Frauen wie der CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt unterstützt. Was nichts Neues ist.

SPD-Chef Sigmar Gabriel ließ den Angriff des Kollegen Kauder auf seine Parteifreundin Schwesig nicht unkommentiert. „Wenn Männer das als nervig empfinden, zeigt das eher, dass Männer ein Problem haben“. Selten hat Gabriel so Recht gehabt wie in diesem Fall, der ja den Finger in eine offene Wunde der Gesellschaft legt.

Überhaupt, so gönnerhaft sind manche Männer dann noch zusätzlich, dass sie die Frage stellen, ob die Frauen denn die Quote nötig hätten, sie könnten sich doch durch ihre Kompetenz für höhere Ämter qualifizieren. Hat jemand bei den Männern mal nach der Kompetenz gefragt, wenn sie von einem Ministerium ins andere wechselten und scheiterten? Oder wenn mal wieder ein Vorstandschef Millionen Miese seiner von ihm geleiteten Firma bekanntgeben musste? Dass BDI-Chef Ulrich Grillo vor Belastungen der Wirtschaft warnt, geschenkt, Herr Grillo. Das ist der alte Griff in die Mottenkiste, wenn er behauptet, viele Frauen hielten nichts von der Frauenquote. Und überhaupt gebe es nicht genug Frauen mit dem erforderlichen Potenzial und der Erfahrung für Vorstandsetagen. Aber genügend qualifizierte Männer gibt es?

Die Frauenquote kommt in kleinen Schritten, aber sie kommt, weil es ohne Frauen selbst in den Führungsetagen nicht mehr geht. Warum eigentlich leisten wir uns den Luxus, dass Frauen hervorragende Abschlüsse in nahezu allen Fächern der Universitäten ablegen, die Männer  sie aber nicht aufsteigen lassen? Die Frauenquote wird auch nicht die Familie zerstören, wie Konservative nicht müde werden, zu predigen. Die Wirtschaft wird sich den Erfordernissen anpassen müssen,  nicht die Familie sich der Wirtschaft beugen.

Es handelt sich hier um ein Stück Gleichberechtigung, wie sie auch in der deutschen Verfassung niedergeschrieben ist. Die Frauenquote ist die Fortsetzung der Gleichberechtigung der Frauen in allen gesellschaftlichen Belangen, in Ehe und Familie genauso wie in der Politik und bald in der Wirtschaft. Die von der Politik beschlossene Frauenquote löst den nötigen Druck aus, um hier Türen für Frauen zu öffnen und Widerstände abzubauen. Von allein lösen sich derlei Probleme nicht.

 

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Tags: FrauenquoteFrauenquote WirtschaftGeschlechtergerechtigkeit
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Karl Otto Pöhl

Karl Otto Pöhl wird 85 -  Journalist, Politiker und Bankier 

Comments 1

  1. Tester says:
    11 Jahren ago

    Hallo lieber Autor,

    Ihre Entgleisungen, Fehlschlüsse sowie schlichte Lügen hier will ich nicht sezieren, dazu würde der Raum hier nicht reichen. Eines greife ich heraus – ihre verfehlten Beispiele, wo sie einfache Kriminelle mit einem ganzen Geschlecht gleich setzen wollen. Genauso könnte man alle Frauen als Prostituierte bezeichnen nur weil es 0,1% tatsächlich sind. Ungefähr identische „Logik“.

    Es ist nun mal so, dass in vielen Berufen, vor allem in technischen, nach wie vor sehr wenige Frauen zu finden sind. Hier wird man mit viel aaah und Krach jede Pförtnerin zu Chef machen (passiert bereits so ähnlich in vielen Unternehmen) mit bekannten und zu erwarteten Ergebnissen.

    Eines kann ich Ihnen jedoch sagen – die Quote ist eine Erfindung von Kommunisten und extrem zerstörerisch in ihrer Wirkung. Das kommt von einem Menschen, welcher in Kommunismus aufgewachsen ist. Reale Erfahrung, keine blumige Theorie.

    Fähige Frauen sind sehr wohl selbst in der Lage sich durchzusetzen und in allen Unternehmen die ich kenne, sowie in meinem, sind viele fähige Frauen in hohen Positionen. Auch diese empfinden diese verfehlte Politik als falsche Bevormundung, welche es ja auch ist.

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