Wir zitieren aus einer Pressemeldung der Uni Bonn:
»Geringverdiener sind doppelte Verlierer der Coronakrise
Ökonomen der Universität Bonn und des IZA werten Daten von rund 5.500 Personen aus
(Sie) befragten vom 20. bis zum 31. März 2020 rund 5.500 Niederländer zu den Veränderungen ihrer Arbeitswelt während der Pandemie. Deutlich wird: Höher qualifizierte Arbeitnehmer verbringen mehr Zeit im Homeoffice, während weniger qualifizierte gezwungen sind, Stunden zu reduzieren oder Gefahr laufen, ihren Job ganz zu verlieren.
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Die Verlierer der Krise auf dem Arbeitsmarkt sind Geringverdiener
Grund dafür kann sein, dass weniger Qualifizierte öfter in Berufen arbeiten, in denen sie ihre Tätigkeit nicht im Homeoffice erledigen können, wie beispielsweise im Transportwesen, dem Einzelhandel oder der Gastronomie. Für einen Teil der weniger Qualifizierten kommt es in der Folge häufiger zu Entlassungen oder einer starken Reduzierung der Stunden. Personen am unteren Ende der Einkommensverteilung trifft es außerdem doppelt hart: Nicht nur müssen sie ihre Stunden stärker reduzieren als Besserverdienende. Es ist außerdem zu erwarten, dass diese Stundenreduktionen für sie schwieriger zu bewältigen sind, da sie weniger Rücklagen haben, um die Verluste der kommenden Monate auszugleichen. Sie werden daher stärker als andere Einkommensgruppen staatliche Unterstützung benötigen.
Ein anderer Teil der weniger Qualifizierten arbeitet in systemrelevanten Berufen, wie der Pflege oder im Lebensmitteleinzelhandel. Sie haben zwar derzeit einen sicheren Job, sind jedoch einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Im Gegensatz dazu sind Arbeitnehmer im Homeoffice doppelt geschützt – vor Infektionen und Einkommensverlusten. So wird die Zweiteilung von Branchen in Büroberufe, die von hoher Qualifikation und Heimarbeitsquoten geprägt sind, und solche mit jeweils niedrigen Werten sehr deutlich .
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Für Deutschland liegen noch keine umfangreichen Daten vor, es zeigen sich aber erste Tendenzen, die in dieselbe Richtung gehen. Zwar scheint der Anstieg im Homeoffice etwas geringer zu sein als in den Niederlanden, es wird aber deutlich, dass Nicht-Akademiker auch hier das Nachsehen haben und ihre Arbeit nicht von zu Hause ausüben können.«
Frage 1: Wurde bereits einmal untersucht, wie viele »höher Qualifizierte« in allen möglichen Branchen zu Dumpinglöhnen arbeiten (müssen)?
Frage 2: Warum nicht? Um nicht an der gebetsmühlenartig vorgetragenen Beschwichtigungsformel zu kratzen, die da behauptet, (akademische) Bildung sichere ein gutes Auskommen?
Frage 3: Was zum Teufel soll das andauernde Gequatsche von »Systemrelevanz«? Wo sind wir denn eigentlich – in Metropolis?
Not amused
Gitta List (Chefredaktion Bonner Stadtkulturmagazin Schnüss)
(erschienen in Stadtmagazin Schnüss 06/20)
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