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Home Politik

Die FDP wechselt die Farbe – na und?

Alfons Pieper Von Alfons Pieper
22. Dezember 2014
Ob wärmere Parteifarben tatsächlich die Wählerherzen erwärmen ist fraglich.

Ob wärmere Parteifarben tatsächlich die Wählerherzen erwärmen ist fraglich.

Die FDP spielt auf der politischen Bühne der Republik so gut wie keine Rolle mehr. In Diskussionen fragt kaum noch jemand nach der Meinung der FDP, sie ist außen vor. Und sie kann bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg im nächsten Jahr ihr nächstes blaues Wunder erleben. Und weil das so ist, will man nun noch schnell die Farben wechseln. Statt Blau-Gelb soll es künftig eine Kombination aus wärmeren Farben werden. Wer immer diese Idee hatte, er liegt daneben wie jener Zeitgenosse, der vor Monaten mal den Vorschlag gemacht hat, die FDP solle sich einen anderen Namen geben. Selten so gelacht, damals wie heute.

Nein, Herr Lindner, so einfach wird die Sache nicht laufen. Dass die Liberalen keine Rolle mehr in der Bundespolitik spielen, dass in Umfragen deutschlandweit nur noch zwei Prozent sagen, sie würden FDP wählen, spricht Bände. Auch gegen Christian Lindner. Der Mann ist ja nicht neu, er war in den letzten Jahren bei allen wichtigen Entscheidungen der FDP dabei. Er ist nur damals schnell nach NRW gewechselt und sitzt dort für die Liberalen im Landtag. Da hatte er eine gute Nase. Wäre er in Berlin geblieben, er hätte kein Mandat und müsste sich allein auf den Vorsitz der außerparlamentarischen FDP konzentrieren.

Es hat viele Gründe, warum die meisten Wählerinnen und Wähler schon seit Jahr und Tag die FDP für überflüssig halten. Neoliberal wie sie war und ist, eine Partei, die soziale Kälte ausstrahlte, die fast immer dabei war, wenn regiert wurde im Bund, mal mit der Union, kurz in der Opposition, dann mit der SPD, dann wieder mit der Union, dann Opposition, mal mit Adenauer, mit Brandt und Schmidt, mit Kohl, mit Merkel. Sie hat fast immer mitregiert, aber nach dem Scheitern von Regierungen mit FDP-Beteiligung oft den Eindruck erwecken wollen, als habe sie mit den Fehlern der Politik nichts zu tun. Höhere Schulden? Höhere Steuern? Doch nicht mit der FDP. Das hat sich gerächt. Der politisch Interessierte sah in der FDP nur noch eine Partei, die auf Posten und Ämter aus war, deren Inhalte aber beliebig waren.

Die FDP, das war mal eine Partei mit Ecken und Kanten, die für Bürgerrechte eintrat, für Minderheiten, die unbequem war und nicht dem Opportunismus frönte, die die Entspannungspolitik eines Willy Brandt unterstützte. Eine Partei, die dafür sorgte, dass die Republik nicht zu schwarz und nicht zu rot wurde. Sie war oft genug Königsmacherin, ja sie wurde als Mehrheitsbeschafferin gebraucht. Das ist Geschichte. Längst haben die Grünen ihren Platz eingenommen. Die Grünen verhalfen der SPD mit Gerhard Schröder zur Macht in Bonn und in Berlin. Und natürlich werden die Grünen auch der Kanzlerin Angela Merkel zur Macht verhelfen, wenn Merkel es will. Dass Merkel kürzlich ein lobendes Wort zu Schwarz-Gelb fand, geschenkt.

Wer weiß heute schon, was aus der AfD wird, jener eher rechtskonservativen Partei, die vor allem Stimmen aus dem Lager der Union erhält, von der die Unions-Spitze sich heute noch distanziert? Das muss nicht so bleiben. Die Partei ist neu, sie kann sich ändern, anpassen an die politischen Gegebenheiten. Vergessen wir nicht den Weg, den die Grünen nahmen. Auch sie waren zunächst nicht wählbar, als sie noch eine Gruppierung aus Friedensbewegten, Protestierern, Deutsch-Nationalen, Kommunisten, Umweltfreunden waren, die vor allem dagegen waren und sich gegen das Establishment auflehnten.

Längst sind die Grünen in der Mitte angekommen, stellen ausgerechnet in Baden-Württemberg den Ministerpräsidenten, sie regieren in Hessen mit dem CDU-Regierungschef Volker Bouffier, der galt mals als Hardliner. Sie werden als Ersatz für die FDP gesehen, als Wertkonservative, die aber auch über gute Kontakte in die Wirtschaft verfügen. Für die Grünen spielt die Umwelt weiter eine wichtige Rolle, was sie nicht davon abhält, eine pragmatische Politik zugunsten des Frankfurter Flughafens zu machen, dem größten Arbeitgeber des Landes. Die Grünen gelten als die Partei der Besser-Gebildeten und Besser-Verdienenden. Dabei darf nicht unterschlagen werden, dass sie sehr wohl auch für militärische Einsätze sind, falls das geboten erscheint. Die Grünen sind da sehr beweglich, fast geschmeidig.

Nein, Herr Lindner, nach der FDP fragt zurzeit kaum jemand. Da müssten Sie sich schon mehr einfallen lassen, als sich nur einen neuen Anstrich zu geben. Und ob namhafte Unternehmensberater Ihnen wirklich den richtigen Weg zeigen, darf bezweifelt werden. Denn an Unternehmensfreundlichkeit hat es der FDP gewiss nie gefehlt.

Bildquelle: Wikipedia  © Raimond Spekking // http://spekking.de/. Lizenz   CC BY-SA 4.0 DE

 

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