Der bisherige WDR-Intendant Tom Buhrow wird sein Amt mit Ablauf des Jahres 2024 nach fast 12 Jahren vorzeitig verlassen. Damit steht der größte öffentliche-rechtliche Sender in Deutschland vor einer neuen Ära.
Eine Findungskommission hat aus insgesamt 26 Bewerbungen ( darunter auch die eines Hochschulabsolventen, der das Amt des WDR-Intendanten als „guten Einstieg in das Berufsleben“ ansah ) – vier Kandidaten ausgewählt, die sich am 27. Juni in einer öffentlichen Sitzung des Rundfunkrates vorstellen werden.
Es sind – wie erwartet – der bisherige Programmdirektor Jörg Schönenborn ( 59 Jahre alt ), bekannt vor allem von den Wahl-Sendungen, und die Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau (51 ), die bereits als Interims-Intendantin beim Rundfunk Berlin-Brandenburg ( RBB ) amtiert und die sich bei diesem Not-Einsatz bewährt hat
Und als Dritten und Vierten im Bunde, gleichsam als Joker, hat die Findungskommission Elmar Theveßen (57 ), den ZDF-Korrespondenten in Washington, und Helge Fuhst ( 40 ) benannt, einen der beiden Chefredakteure von „Tagesschau“ und Tagesthemen“.
Am 27. Juni werden diese vier sich in einer öffentlichen Sitzung des Rundfunkrates präsentieren. Dessen 55 Mitglieder, die vor allem von gesellschaftlichen Organisationen und Institutionen des Landes entsandt werden, müssen dann entscheiden und sich für einen der vier Bewerber aussprechen, mit einfacher Mehrheit.
Das Rennen zwischen den Vieren ist offen, wie Beobachter der Szene rund um den Wallraf-Platz meinen, an dem der WDR liegt. Der Platz ist im übrigen nach dem längst verstorbenen katholischen Priester, aufklärerischen Gelehrten und Kunstsammler Ferdinand Franz Wallraf zu Zeiten Napoleons benannt und nicht etwa, wie der eine oder andere glauben mag, nach dem investigativen Journalisten Günter Wallraff.
Für Schönenborn sprechen seine Bildschirmpräsenz und seine in den Wahlsendungen entstandene Bekanntheit. Gegen ihn spricht, dass er nie außerhalb des WDR tätig war, nicht einmal in einem Auslandsstudio, für das der WDR das Vorschlagsrecht hat. Köln war geographisch der Mittelpunkt seines Arbeitslebens, sein am weitesten von dort entfernter Dienstsitz war ein Arbeitsplatz in Wuppertal.
Außerdem gehört er bereits seit 2013 dem Direktorium des WDR an. In dem fünfköpfigen Gremium ist er neben dem Intendanten der „zweite Mann“ neben Buhrow und seinen drei Kolleginnen ( Das ist ein Frauenanteil von 60 % ). Schönenborn gilt als WDR-„Gewächs“, er hat dort Anhänger und auch Gegner, denen er in den nunmehr zwölf Jahren seiner Amtszeit als Fernsehdirektor auf die Füße getreten ist. Er gilt als Mann des ( eingespielten ) Apparats, aber es ist fraglich, ob er den WDR ( und die ARD ) wirklich in die Zukunft führen kann. Außerdem wird es als Handicap angesehen, dass er mit seinen 59 Jahren wohl nur eine einzige Amtszeit würde absolvieren können, was angesichts der zu erwartenden Reformaufgaben zu kurz sein dürfte.
Das sähe bei Vernau anders aus. Die promovierte Wissenschaftlerin könnte auf längere Sicht das Amt ausüben. Sie war Kanzlerin sowohl der Universität Ulm wie such der Universität Hamburg. Sie hat außerdem in Beratungsunternehmen gearbeitet. Grundlegende Reformen werden von ihr eher nicht erwartet, wohl aber kleinere Reformschritte. Sie ist mit den inneren Regularien und organisatorischen Abläufen innerhalb des WDR und der ARD bestens vertraut. Das hat sie auch in ihrer Zeit als Interims-Intendantin des RBB bewiesen.. Zahlen und Strukturen sind ihr Metier, und sie fühlt sich in kleinen Runden zu Hause. Die große Bühne ist eher nicht „ihr Ding“. Ihr fehlt nämlich die Bildschirm-Bekanntheit, wie sie etwa die früheren WDR-Intendanten Friedrich Nowottny und Fritz Pleitgen oder auch Tom Buhrow mitbrachten.
Und was ist mit den Jokern Theveßen und Fuhst? Der ZDF-Mann ist im öffentlich-rechtlichen System „groß geworden“, und er hat insoweit Stallgeruch. Er hat sehr viel Bildschirm-Präsenz, verständlich bei der Bedeutung seines Arbeitsplatzes in Washington.. Auch Helge Fuhst ist mittlerweile zu einem „Fernsehgesicht“ geworden, seit einigen Jahren durch seine häufigen Moderationen der „Tagessthemen“ und zuvor bereits durch seine Funktion als einer der Programm-Geschäftsführer des Ereigniskanals PHOENIX. Er ist bestens mit den inneren Problemen des Senders und auch der ARD vertraut.
Im Kreis der Medienjournalisten wird folgendes Szenario gemalt:. Sollte keines der beiden bisherigen Direktoriums-Mitglieder ( Schönenborn und Vernau ) im ersten Wahlgang die einfache Mehrheit erreichen, dann wachsen die Chancen für einen der Joker. Theveßen kommt vom ZDF, hat also einen strategischen Nachteil gegenüber den drei ARD-“Gewächsen“. Die Aussichten für Fuhst stehen dabei nicht schlecht. Er hat in Washington gearbeitet ( und seine Doktorarbeit über Barack Obama geschrieben ) und kennt aus seiner Zeit im WDR und bei PHOENIX sehr gut das Innenleben des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Er hat bei den „Tagesthemen“ Reformen umgesetzt, etwa die Pro- und Kontra-Meinungsbeiträge, die zu einer größeren Ausgewogenheit führen. Ihm werden von allen vier Kandidaten am ehesten Reformeifer und Reformwillen nachgesagt.
Ein Plus-Punkt für Fuhst darf nicht unerwähnt bleiben. Immer wieder wird beklagt, die Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Trans-Menschen und allen nicht-binären Personen in der deutschen Gesellschaft sei immer noch nicht beseitigt. Eine Entscheidung für Fuhst würde hier ein Zeichen setzen: Er ist offen schwul und mit einem Mann „glücklich“, wie er sagt, verheiratet. Der WDR müsste künftig nicht nur Sendungen über Diversity und über Respekt für queere Menschen ins Programm nehmen, sondern könnte Diversity beim eigenen Personal umsetzen, sogar beim Intendanten.
Das Rennen ist eröffnet – und es ist offen. Der WDR ( und das gesamte System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland ) steht vor großen Herausforderungen und strukturellen Umbrüchen. Eine Entscheidung für Schönenborn wäre wohl ein schlichtes „Weiter so“. Gleiches gilt für den Fall, dass Theveßen das Rennen macht. Eine Entscheidung für Vernau wäre die Basis für eine solide Weiterentwicklung des Systems. Eine Entscheidung für Fuhst wäre die mutigste – auf zu neuen Ufern mit einem jungen, dynamischen charmanten und fernseherfahrenen Journalisten, der auch die Administration beherrscht.
In zwei Wochen wissen wir, wohin der WDR gesteuert werden wird und ob jener alte „Fernseh-Hase“ recht behält, der im Oktober 2017, nachdem er Fuhst bei einem Abendessen im traditionsreichen Bad Godesberger „Weinhaus Maternus“ kennengelernt hatte, sein Urteil so formulierte: „Aus diesem Holz werden Intendanten geschnitzt“. .
Bildquelle: User Bodoklecksel, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Buhrow hat den WDR programmmäßig heruntergewirtschaftet,sowohl Radio als auch tv.
Wenn man WDR 3 tv einschaltet, hat man immer das Gefühl bei RTL2 gelandet zu sein, nur das Logo auf dem Bildschirm zeigt das dass Gefühl täuscht.
Im übrigen ist die wiederholungsquote eine Zumutung für die Zuseher.Das gleiche gilt für das Radioprogramm, Unterschied zwischen privat und öffentlich rechtlich kaum mehr erfassbar.
Dass er zugelassen hat, das Politsendugen stark verkürzt wurden widerspricht dem
Rechtlichöffentlichen Auftrag!von daher hätte Buhrow schon längst zurücktreten müssen.
Von der Auswahl der Bewerber für den Posten ist zumindest in dieser Hinsicht keine Besserung zu erwarten.