Die Deutsche Bank, einst die glanzvolle Nr. 1 im deutschen Kreditgewerbe, sorgt weiterhin für Hiobsbotschaften. Auf 3,15 Mrd. € addierte sich ihr Verlust in den Monaten April bis Juni diesen Jahres. Dieses negative Ergebnis, das höher ausfiel, als von den meisten Experten erwartet wurde, sei damit zu erklären, dass die Bank so bereits einen größeren Teil der dringend notwendigen Umstrukturierungsmaßnahmen verbuchte, so erklärte es der Chef Christian Sewing. Rote Zahlen schreibt das früher so feine Institut in fast allen Bereichen – als Unternehmens- und Investmentbank, im Privat- und Geschäftskundengeschäft.
Gewaltiger Personalabbau
18.000 Mitarbeiter werden ihren Arbeitsplatz in der Deutschen Bank verlieren. Der Personalabbau und andere Umbaukosten werden insgesamt auf 7,4 Mrd. € veranschlagt. Viele gute Leute haben sich bereits freiwillig von der Bank verabschiedet, um bei anderen Firmen anzuheuern. Andere müssen noch ausgemustert werden; dafür sind hohe Abfindungen erforderlich. Dieser personelle Kahlschlag wird die Qualität der Deutschen Bank gewiss nicht steigern. Dienstleister in den Filialen, die von ihren Kunden geschätzt werden, werden fehlen. Ob bei der Geldanlage, ob bei der Finanzierung mittelständischer Firmen – der persönliche Kontakt mit dem Betreuer, der wie ein „Hausarzt für alle finanziellen Transaktionen“ tätig war, wird vielfach gekappt oder zumindest schlechter. Die bitteren Folgen der Großmannssucht, der riesigen Fehler der Vergangenheit, der dubiosen Geschäfte und verfehlten Strategie, die von früheren Mitgliedern des Vorstandes dieser Bank zu verantworten sind, müssen nun die Beschäftigten auf der mittleren und unteren Ebene sowie viele Kunden ausbaden.
Profilierung als Skandalbank
Dabei können die Kunden relativ einfach von der Deutschen Bank zu anderen Instituten wechseln; der Wettbewerb im Geldgewerbe ist außerordentlich intensiv. Ohnehin ist die Verbindung zur Deutschen Bank nicht mehr so prestigeträchtig, wie sie es noch zu Zeiten von Abs, Christians und Herrhausen war. Wo auch immer in den letzten Jahren Skandale, Gesetzesverstöße und Unregelmäßigkeiten im nationalen Finanzsektor aufgedeckt wurden: In der Regel war die Deutsche Bank fast immer dabei. Gerade jüngst berichtete das Wall Street Journal, dass dieses Institut sogar Geschäfte mit dem Unternehmer Jeffrey Epstein, der in den USA wegen der Misshandlung minderjähriger Mädchen angeklagt ist, gemacht habe. Auch der Bautycoon Donald Trump wurde wohl von der Deutschen Bank finanziert. Angesichts solcher Nachrichten wenden sich manche seriösen Kunden mit Grausen von der einst so renommierten Bank ab.
4 € für eine Umbuchung
Hinzu kommt, dass die Deutsche Bank ihre Kunden immer kräftiger mit höheren Gebühren belastet. So wird beispielsweise eine Sepa-Überweisung von dem einen auf das andere Konto innerhalb der Bank mit 4 € berechnet. Andere Dienstleistungen werden ebenfalls verteuert, um so einen Beitrag zur Verbesserung der Ertragslage zu erreichen. Konto- und Depotinhaber werden dadurch verärgert, zumal auf der anderen Seite immer noch viele Millionen für Boni an Vorstände und Händler gezahlt werden. Denn üblich sind Bonifikationen in der Regel für exzellente Leistungen, die einer Firma besonders gute und ertragreiche Geschäfte bringen. Bei der Deutschen Bank ist im Geschäftsbericht für das Jahr 2018 nachzulesen, dass ein Mitglied des Vorstandes die schlechtesten Leistungen lieferte, dafür aber höchste Einkommen kassierte. Für aussortierte Vorstandsleute mussten außerdem immer hohe Abfindungen und nachträgliche Boni geleistet werden – satte Gewinne für manche Verlustbringer. Allein in der noch relativ kurzen Zeit des CEO Christian Sewing wurden bislang vier Vorstandsleute aussortiert.
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AR-Chef Achleitner: Niete in Nadelstreifen?
An den Wertpapierbörsen, die wie ein sensibles Barometer reagieren, fiel der Kurs der Deutschen Bank auf etwa 6 bis 7 €. Der gesamte Wert des Instituts bewegt sich gerade noch um die 15 Mrd. €. Die Übernahme durch andere internationale Banken wäre leicht möglich, doch ist weit und breit kein Interesse daran festzustellen.
Ohne jeden Zweifel trägt der Aufsichtsrat eine Mitverantwortung in diesem Niedergang und der Misere der Deutschen Bank. Allen voran ist hier der AR-Vorsitzende Paul Achleitner zu nennen, der seit dem Jahre 2012 diese wichtige Funktion wahrnimmt. Vor dem Hintergrund der negativen Entwicklungen fragen nicht wenige, wo und wie dieser eitle Mann Aufsicht geführt und guten Rat gegeben hat. Ohne den Chef des Aufsichtsrates sind personelle Rochaden im Vorstand nicht möglich. Achleitner hat also die Entlassung der früheren und die Berufung der neuen Vorstände zu verantworten. Allerdings scheint ihm völlig entgangen zu sein, welche Fehldispositionen er dabei gemacht hat. Denn er klebt weiterhin auf seinem Aufsichtsratssitz und kassiert für seine katastrophalen Fehler rund 800.000 € pro Jahr als Tantieme. Während der Vorstandsvorsitzende Sewing sich als Mutmacher versucht und hofft, bald wieder Boden gutzumachen, tanzt sein AR-Vorsitzender als „Niete in Nadelstreifen“ völlig unbeeindruckt von dem Desaster weiterhin munter auf dem Vulkan. Niemand darf sich da wundern, dass so große Zweifel am Zukunftskurs der Deutschen Bank herrschen und Investoren die Risiken der Sanierung fürchten.
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