Gerade noch haben US-Präsident Donald Trump und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron beim Staatsbesuch in Washington überschwänglich „bromance“, also innige Freundschaft zelebriert. Kaum ist Macron zurück im Élysée-Palast, piesackt ihn der große Bruder von jenseits des Atlantiks aufs Schmählichste.
Die Anschlagserie vom 13. November 2015 in Paris hätte weniger Tote gefordert, wenn die Franzosen bewaffnet wären, sagte Trump sinngemäß vor der Waffenlobby NRA. Ein Affront gegen Frankreich, gegen die demokratischen Werte und eine Verhöhnung der Opfer, nur um den amerikanischen Waffenfreunden zu gefallen.
Respekt ist ein Fremdwort für Donald Trump. Der US-Präsident verachtet jeden, der anders denkt, und alles, was ihm nicht dient. Wer nicht für ihn ist, wer ihm nicht huldigt, wird zur Zielscheibe übelster Attacken. Macrons Schmeicheleien haben ihn nicht vor der Arroganz des Egomanen bewahrt. Trump ist unberechenbar, auf sein Wort ist kein Verlass.
Auch gegen Großbritannien, wie Frankreich Waffenbruder der jüngsten US-amerikanischen Militärattacken in Syrien, feuerte Trump eine Breitseite ab. Angesichts zunehmender Messerattacken in London sprach er von kriegsähnlichen Zuständen, blutüberströmten Krankenhausfluren und folgerte, Messer seien blutiger als Schusswaffen. Vor der National Rifle Association, der mächtigen Waffenlobby in den USA, kann Trump mit solcherlei Unfug punkten. Und mit kindischen Gesten in Wildwest-Manier, wenn er während seiner Rede seine Hand zur Pistole formt und dazu „Bumm, komm her“ sagt.
Genau so wollen die Cowboys ihren Präsidenten, für dessen Wahl sie sich ins Zeug gelegt haben. Und Trump liefert. „Solange ich euer Präsident bin“, verspricht er der einflussreichen und spendablen NRA, werde es keine Verschärfung des in einem Verfassungszusatz garantierten Waffenrechts geben. „Eure Rechte des zweiten Zusatzartikels sind unter Druck“, sagt Trump zu den Gewehr- und Pistolenträgern, die sich nach jedem Massaker – und die sind in den USA an der Tagesordnung – mit aller Macht gegen Gesetzesänderungen stemmen. Bisher erfolgreich. Und Trump versichert nun, das solle so bleiben. In den USA sterben jährlich rund 30.000 Menschen durch Schusswaffengebrauch.
Nach dem Schulmassaker in Parkland in Florida hatte der Präsident noch angedeutet, über verschärfte Verkaufskontrollen nachzudenken. Eine Protestbewegung, die nach dem Tod von 17 Schülern von Mitschülern, Angehörigen und Lehrern initiiert wurde und das ganze Land erfasste, weckte kurzzeitig Hoffnung auf Wandel. Doch der NRA-Kongress zeigt, dass Trump es sich mit der Waffenlobby nicht verscherzen will, und die großen Waffenhersteller frohlockten. Ihre Aktien legten kräftig zu, als der Präsident sein Versprechen gab. So füllen sich denn auch die „Kriegskassen“ weiter, aus denen die Schmiergelder fließen. Was für ein Zynismus gegenüber den Opfern.
Bildquelle: ParisSharing from Paris, France (Bata Clan) CC BY 2.0 , via Wikimedia Commons