• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Freitag, Dezember 5, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Kultur

Ein schwarzer Sklave namens James – Mark Twains Abenteuer des Huckleberry Finn aus neuer Perspektive

Jürgen Brautmeier Von Jürgen Brautmeier
18. Mai 2024
Buchtitel von 1884

Es gibt literarische Werke, die über ein Land, eine Gesellschaft oder historische Ereignisse mehr aussagen als jedes Geschichtsbuch. Und es gibt Bücher, die selbst Geschichte geschrieben haben. In den USA hat zum Beispiel Harriet Beecher Stowe mit „Onkel Toms Hütte“ die Geringschätzung und Missachtung der Menschenwürde der Sklavenhaltergesellschaft in den Südstaaten derart eindrucksvoll thematisiert, dass die Vorgeschichte des amerikanische Bürgerkriegs (1861-1865) nicht ohne dieses Werk erklärt werden kann. Abraham Lincolns oft zitierter, anerkennender Satz über „die kleine Dame, die diesen großen Krieg begonnen hat,“ ist historisch nicht zweifelsfrei belegt. Aber er sagt etwas über die Wirkung aus, die ein Buch haben kann.

Beecher Stowe veröffentlichte ihren Roman 1852. Neun Jahre später kam es zum Sezessionskrieg, an dessen Ende die Abschaffung der Sklaverei stand. Fast zwanzig Jahre später, nämlich 1884, erschien ein Werk, dass sich ebenfalls mit dem Thema der Sklaverei in der Zeit vor dem Bürgerkrieg beschäftigte. Allerdings wurde dieses Werk aus einem anderen Grund zur Weltliteratur. Der berühmte Satz von Ernest Hemingway, dass die gesamte moderne amerikanische Literatur auf dieses Buch von Mark Twain zurückgeht, nämlich auf „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“, ist oft zitiert und interpretiert worden. Diese Bewertung zielte vor allem auf die Sprache, die Twain seinem Ich-Erzähler Huckleberry Finn in den Mund legte und in deutschen Übersetzungen nur schwer wiederzugeben ist. Bei uns zählt das Werk eher zur Jugendliteratur – leider. Dennoch wird wohl jeder, der das Buch gelesen hat, so wie Huck tiefe Sympathie für den schwarzen Sklaven Jim empfinden. Jim ist bei Twain die zweite Hauptperson des Romans. Als er an einen Sklavenhändler verkauft und damit von seiner Familie getrennt werden soll, flieht er zusammen mit Huck, der sich den Erziehungsversuchen der weißen Gesellschaft entziehen will.

Jim wird in einem Roman des schwarzen amerikanischen Autors und Literaturwissenschafters Percival Everett zur Hauptfigur. Wer Twains Werk über die Abenteuer des Huckleberry Finn noch als Jugend- und Abenteuerroman in Erinnerung hat, sollte unbedingt Everetts Buch „James“ lesen, das sich dem gleichen Stoff widmet und Hemingways Satz wörtlich nimmt. Everett erzählt Hucks und Jims Abenteuer nämlich aus der Perspektive von Jim, der jetzt als Ich-Erzähler fungiert. Jim nennt sich konsequenterweise James, was seinen Anspruch signalisiert, nicht mit der Kurzform seines Namens quasi klein gemacht zu werden. Das Buch sollte man, wenn möglich, in der Originalsprache lesen, obwohl auch die deutsche Übersetzung den Perspektivwechsel gut wiedergibt und die Grausamkeit und Unmenschlichkeit der Sklaverei eindrucksvoll nachempfinden lässt. Everett greift nur die Episoden auf, die Huck und Jim gemeinsam erleben, und schildert deshalb die Abenteuer Hucks logischerweise nicht, die dieser bei Twain getrennt von Jim alleine erlebt. Dies erlaubt dem Autor eine Konzentration auf sein eigentliches Thema und sorgt für einen stringenten Erzählstrang und eine fesselnde Lektüre.

Der Perspektivwechsel von Huck zu Jim wird verstärkt und gleichzeitig ironisiert dadurch, dass Jim bzw. James und die anderen Sklaven, wenn sie unter sich sind, nicht die von den Weißen erwartete, kindliche und unbeholfene Sklavensprache benutzen, sondern sich ganz normal und stellenweise elaboriert über Gott und die Welt unterhalten. Sie spielen den Weißen Einfältigkeit und Unterwürfigkeit vor – und können sich darüber amüsieren. Der tiefgründige Humor Twains wird von Everett gespiegelt und weitergeführt. Überhaupt ist der Protagonist James, der sich selber das Lesen und Schreiben beigebracht hat, ein intelligenter und mit den Philosophen der europäischen Aufklärung vertrauter Mann, der die unmenschlichen und verbrecherischen Handlungen der weißen Sklavenhalter erleidet, ohne ihnen entfliehen zu können. Die grausamen Szenen des Buches, die es durchaus gibt, handeln von Züchtigungen, Vergewaltigungen und Mord. Und James selbst verursacht den Tod anderer, ja, er erschießt sogar einen der weißen Peiniger.

Das Ende des Buchs ist bewusst offengehalten. Everett verknüpft es zeitlich mit dem Beginn des Bürgerkriegs, womit der Leser vielleicht hoffen kann, dass es ihm gelingt, mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in Freiheit zu leben. Aber wie die Geschichte der weiteren Unterdrückung der vormaligen Sklaven und der fortgesetzten Rassentrennung in den USA nach dem Bürgerkrieg und bis weit in unsere Zeit hinein weiterging, weiß der historisch gebildete Leser natürlich auch. In diesem Zusammenhang sei nur auf die jüngst erschienene Biografie über Martin Luther King von Jonathan Eig hingewiesen.

„James“ wurde von der Kritik bereits kurz nach dem Erscheinen zu Recht gefeiert. Der Roman steht in der Tradition der großen Werke der amerikanischen Weltliteratur. Er wird nicht Geschichte schreiben, aber er lässt dieses dunkle Kapitel der amerikanischen Geschichte besser verstehen, als es so manches wissenschaftliche Werk vermag. Das Buch ist nicht nur ein literarisches Ereignis, sondern es regt auch dazu an, sich intensiver mit der Geschichte der Sklaverei in den USA zu befassen. Das macht es besonders lesenswert.

Percival Everett, James. Roman, Hanser Verlag München, 336 Seiten, 26,00 €, ISBN 978-3-446-27948-3

Percival Everett, James. A Novel, Doubleday Publishing Group New York, 320 Pages, Ebook 14,99 $, ISBN 978-0-3-855-55037-6

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Tags: GesellschaftHuckleberry FinnMark TwainPolitik und LiteraturUSA
Vorherigen Post

Die gute alte BRD- 75 Jahre alt und immer noch fit und modern

Nächster Beitrag

Sie können zueinander nicht kommen….

Nächster Beitrag
Einer gegen alle

Sie können zueinander nicht kommen....

Schreibe einen Kommentar Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Justizskandal im Sauerland: Das von Charlotte Merz, Ehefrau von Bundeskanzler Friedrich Merz, geleitete Amtsgericht erließ einen rechtswidrigen Durchsuchungsbeschluss gegen eine junge SPD-Frau 08.09.2025
  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.660 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Jochen Luhmann bei Ich kann das Wort „Reform“ nicht mehr hören
  • Anton Pöss bei Was nun Herr Merz, Herr Söder? Sie brauchen die Grünen, die sie beschimpft haben
  • Philipp bei Entfremdung zwischen Europa und USA
  • Dr. Karl-Heinz Klär bei Nein, diese Suppe ess‘ ich nicht! Die Europäer und der Trump-Plan

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 2.660 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Fragezeichen am Ende eines etwas gespentischen Waldwegs, Symbolbild für Angst und Unsicherheit

Gibt es die EINE Strategie gegen die AfD?

4. Dezember 2025
Plakat Klaus Staeck: Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen

Vorwärts Millionäre – Euer Reichtum soll Lohn unserer Arbeit sein

3. Dezember 2025
Konrad Adenauer

Adenauer: Eine neue Biografie zum 150. Geburtstag

3. Dezember 2025
Friedenstaube mit Clownsgesicht, mit Olivenzweig im Schnabel. AI generiert

Friedenspläne? Oder: Wie Friedenspolitik zur brutalen Comedy verkommt

2. Dezember 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden Merz NoAfD Rechtsextremismus Rechtsstaat Ukraine

© 2025 Blog der Republik.

Unser Blog lebt durch Sie!

Das Erstarken der Rechtsextremen und Rechtspopulisten in ganz Europa in den letzten Jahren und gerade jetzt bei der Wahl zum Deutschen Bundestag besorgt uns alle zutiefst. Denn diese Kräfte wollen die zentralen Werte unserer Gesellschaft in Frage stellen und Demokratie als Lebens- und Regierungsform zerstören. Dagegen treten wir aktiv ein und engagieren uns für eine freiheitliche, soziale und gerechte Demokratie.

Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leser*innen. Möchten Sie dazu beitragen, dass der Blog der Republik weiterhin informativ bleibt und sich weiterentwickeln kann?

Bereits mit 5 Euro helfen Sie uns, hochwertigen Journalismus zu sichern und neue Inhalte für Sie bereitzustellen.
Ihre Unterstützung macht den Unterschied!

Jeder Beitrag zählt – sind Sie dabei?

Ja, ich möchte den Blog der Republik unterstützen.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2025 Blog der Republik