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Home Politik

Europa, die Gier und die USA, Teil IV

Dieter Puchta Von Dieter Puchta
11. August 2014

Eine Währungsreform ist unvermeidlich

Die bisherigen Ergebnisse zusammenfassend, lässt sich die augenblickliche weltwirtschaftliche Situation wie folgt umschreiben: Wir haben eine exorbitante Verschuldung der USA auf allen Ebenen. Wir haben eine Verschuldung innerhalb der EU die noch vergleichsweise mäßig ist aber zunehmen wird, weil Deutschland ganz Europa eine Austeritäts-Politik aufgezwungen hat. Statt Wachstumsimpulse zu setzen, betreibt Europa eine rückwärtsgewandte, schon unter Heinrich Brüning fehlgeschlagene, Politik. Und um die Beseitigung der globalen Ungleichgewichte kümmern sich weder die EU noch die USA. Diese Ausgangssituation führt mich zu einer schlechten und einer guten Nachricht.

Die schlechte Nachricht lautet: es wird eine oder mehrere Währungsreformen geben. Eine Währungsreform ist auf Dauer insbesondere in den USA nicht zu vermeiden. Dies wird auch entsprechende Auswirkungen auf den Euro habe.

Die gute Nachricht lautet: eine Währungsreform an und für sich ist nichts Schlimmes.

Auch diese Aussage belegt ein kleiner Blick in die Wirtschaftsgeschichte. Fast  niemand  weiß,  dass  es  in  Deutschland  schon  sieben Währungsreformen seit der Einführung der Reichsmark gegeben hat. Wenn man in Deutschland das Thema Inflation/Währungsreform hört, denken die meisten Menschen an die schrecklichen Ereignisse von 1923 – 1925.

Die erste Währungsreform gab es mit der Einführung der Reichsmark in den Jahren zwischen 1871 – 1876. Der Zeitraum von mehr als fünf Einführungsjahren war insbesondere darauf zurückzuführen, dass Bayern für sich besonders günstige Finanzausgleichskonditionen aushandeln wollte.

Die Währungsreformen Nr. 3 und Nr. 4 hatten wir im Jahre 1948 mit der Einführung der D-Mark und der Ostmark. Diese Währungsreform blieb vor allen Dingen in Westdeutschland in sehr positiver Erinnerung.

Die fünfte Währungsreform hatten wir 1957 in der DDR. Eine Währungsreform, die der Großteil der Deutschen gar nie mitbekommen hat.

Die sechste Währungsreform gab es 1990, als auch in Ostdeutschland die D-Mark eingeführt wurde.

Die bisher letzte Währungsreform war von 1999 – 2002 die Einführung des Euro.

Von diesen sieben Währungsreformen war, wie bereits betont, die Währungsreform 1923 mit erheblichen Nachteilen für breite Bevölkerungsschichten verbunden. Alle anderen Währungsreformen waren mal mehr, mal weniger problematisch, auch wenn sie sich immer auf die jeweils bestehende Einkommens – und Vermögensverteilung verändernd ausgewirkt haben.

Ob und für wen eine Währungsreform Vor – oder Nachteile hat, entscheidet immer die konkrete politische Ausgestaltung. Auch hier gilt, wie immer im Wirtschaftsleben, es gibt nie prinzipiell gut oder prinzipiell schlecht. Wenn man z.B. eine europäische Währungsreform mit einem gerechten Lastenausgleich umsetzen würde, könnten alle Verschuldungsprobleme fast geräuschlos beseitigt werden. Wenn hierzu in allen europäischen Ländern zur Gegenfinanzierung die 10% oder 20 % der Reichsten in jedem Land herangezogen würden, denen mindestens 80 % des Netto – Vermögens gehören( sh. oben Tabelle 3), würde man gleichzeitig alle Schuldenprobleme beseitigen, den Euro stabilisieren und für eine gerechtere Einkommens – und Vermögensverteilung sorgen und damit eine wesentliche Ursache aller Wirtschaftskrisen beseitigen.

Es ist weiterhin eine politische Entscheidung, ob die Währungsreform in einem einzigen radikalen Schritt erfolgt oder im Rahmen einer schleichenden oder galoppierenden Geldentwertung. Hier muss man verschiedene Kosten – und Effizienzdynamiken gegeneinander abwägen. Entscheidend ist im gesamten Prozess, dass die uneinbringlichen Schulden auf allen Ebenen „irgendwie“ abgetragen werden. Im Rahmen einer schleichenden Inflation – und diese Lösung präferiere ich –  mit einer jährlichen Inflationsrate von z.B. 6%, wäre der gesamte Schuldenberg schon nach rund 12 Jahren um die Hälfte reduziert.

Eine generelle Handlungsanleitung: Was tun?

Zum Schluss will ich den Schritt vom Denken, Wissen und Können zum Tun skizzieren. Vielen Ökonomen wirft man vor, dass sie aufgrund ihrer Spezialisierung richtige Antworten auf falsche Fragen geben. Vielen Politikern wirft man vor, dass sie auf jede Frage eine Antwort haben, aber für kein Problem eine Lösung. Und vielen Managern wirft man vor, dass sie sich, von der eigenen Gier getrieben, nicht um gesellschaftliche Probleme kümmern.

Auch wenn man in den Methoden und Instrumenten sowie in der Analyse häufig verschiedener Meinung ist, sollte man sich aber auf das folgende von Peter Drucker formulierte gesellschaftspolitische Ziel einigen können:  Eine moralische Gesellschaft mit funktionierenden Institutionen. Eine Gesellschaft, in der Arbeiten eine Bedeutung hat, in der die Führungskräfte integer sind und akzeptieren, dass es letztlich eine ihrer wichtigsten Aufgabe ist, der menschlichen Würde und Entwicklung zu dienen.

Unsere geldgeschichtlichen Betrachtungen haben gezeigt, dass wir es Mitnichten mit einer einmaligen oder gar besonderen Krise zu tun haben. Wenn man die Irrungen und Wirrungen von Gier getriebener Menschen und falsche institutionelle Regelungen, die diese Gier nicht richtig lenken und bündeln, in ihren geschichtlichen Ausprägungen kennt, können große Aufgeregtheiten einer noch größeren Gelassenheit Platz machen.

Ob sich Geschichte wiederholt oder nicht, ist eine umstrittene Frage. Aber sicher ist sie ein guter Ratgeber, um dauerhafte strukturelle Komponenten zu erkennen. Wie wir gezeigt haben, manifestiert sich individuelle Gier gesamtgesellschaftlich in einer ungleichen Entwicklung der Einkommens – und Vermögensverhältnisse. Will man diese krisenverursachende Ungleichheit bekämpfen, benötigt man bessere institutionelle Regelungen und Organisationen.

Das sich Bewahrende und sich Verändernde sind – unter Zuhilfenahme geschichtlicher Erkenntnisse – die Leitplanken für unsere täglichen Führungsaufgaben. Deshalb sollten wir die Konstanz von vielem akzeptieren und das verändern, was sich verändern lässt. Dies bedeutet, wir müssen für den gesamtgesellschaftlichen Prozess den Primat der Politik akzeptieren. Umgekehrt bedeutet dies, dass die Politik akzeptieren muss, dass bei ihr die gesamtgesellschaftliche Verantwortung liegt. Dieser muss sie gestaltend gerecht werden. Es ist die dauerhafte und nie endende Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die jeweils – sich ständig verändernden – größten Ungleichgewichte angegangen werden. Eine verantwortliche Politik weiß, dass das ständige Streben nach und das Arbeiten für mehr Gleichgewicht existentiell ist, um auf konservativer Basis gesellschaftliche Reformen umzusetzen, damit revolutionäre Umbrüche verhindert werden können.

 

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Tags: EuropaGierUSA
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