Es gab einmal eine gemeinsame Industrie- und Wirtschaftszone zwischen Süd- und Nordkorea – Kaesong heißt sie. 2002 wurde sie in Betrieb genommen. Mit dieser gemeinsam betriebenen Zone wurde die Hoffnung auf ein allmähliches friedliches nebeneinander leben verbunden.
2013 freilich wurde dieses Gebiet durch die kommunistische Führung Nordkoreas wieder stillgelegt, 2016 kurzzeitig in Gang gesetzt, aber dann auf Betreiben der südkoreanischen Regierung geschlossen, weil der Staat im Norden eine Atomwaffe gezündet hatte. 53 000 nordkoreanische Beschäftigte gab es in der Industriezone. Es war freilich ein Unterfangen mit ziemlichen Tücken. So erhielten beispielsweise die nordkoreanischen Arbeiter ihre Löhne vom Süden nicht ausbezahlt, sondern die wurden an den Staat Nordkoreas überwiesen.
Nun hat Nordkoreas Führung, 70 Jahre nach Beginn des Koreakriegs am 25. Juni 1950, diese Wirtschaftszone mit Streitkräften in Regimentsstärke belegt. Es heißt in Presseberichten, die Spannungen zwischen den beiden Staaten nähmen wieder zu.
Bei Streifzügen durch Googles Imperium oder durch die Welt der Bücher findet man merkwürdige Hinweise auf diesen Krieg: Er brach aus. Es kam zu…. Es ist so, als habe jemand geraten: Vorsicht, man weiß nicht so richtig. Noch im Schrifttum der Bundeszentrale für Politische Bildung schimmert so etwas durch: „Bestärkt vom Sieg der Kommunisten in China unter Mao Tse Tung überschritten nordkoreanische Truppen am 25. Juni 1950 die Demarkationslinie. Die Sowjets unterstützten den Einfall auf Drängen Kim Il-Sungs und bezeichneten ihn als Reaktion auf einen Angriff der südkoreanischen Armee.“ Überschritten, unterstützten, Reaktion.
In diesem Krieg, der bis Juli 1953 dauerte, starben nach Schätzungen fast eine Million Soldaten und drei Millionen Zivilisten. Es war der erste Krieg im Rahmen des ideologisch- politischen Gegensatzes zwischen Kommunisten/Staatssozialisten auf der einen Seite und den auf Selbstbestimmung der Völker pochenden UN unter Führung der USA. Es war ein grausamer, ein blutiger Krieg, der aus unserem Gedächtnis fast völlig verschwunden ist.
Dean Acheson, damals US- Außenminister, mag den nordkoreanischen Regierungschef Kim Il Sung, Stalin und auch Mao Tse Tung ermuntert haben, in Südkorea einzufallen. Denn er hatte Anfang 1950 in einer außenpolitischen Grundsatzrede den südlichen Teil der Halbinsel nicht zu den Teilen der Welt gezählt, auf die die USA ein wachsames Auge hätten – wie zum Beispiel Japan oder Westdeutschland. Im Standartwerk der politischen Linken über die US- Außenpolitik des Historikers David Horowitz wuchs sich das zur Behauptung aus, die Vereinigten Staaten hätten den Krieg herbeigeführt. Horowitz hat sich später gründlich gedreht und zu einem echten, rechten „Falken“ entwickelt: „Inside Every Progressive Is A Totalitarian Screaming To Get Out„. Whow! Da fällt mir glatt ein heutiger US-Spitzenmann ein, der das auch gesagt haben könnte.
Und bis heute wird von „Fachleuten“ aus dem Dunstkreis der längst verschwundenen SED behauptet, die wahren Schuldigen des Koreakriegs hätten in Washington gesessen und nicht in Moskau, Peking oder Pjöngjang. Dabei hatte Nikita Sergejewitsch Chruschtschow in seiner 1791 auf Deutsch erschienen Biografie („Chruschtschow erinnert sich“) zum Ärger mancher Linienkader ausführlich und mit Ironie beschrieben, dass Stalin bereits Mitte 1949 mit dem Gedanken gespielt hatte, dem koreanischen Diktator einen Scheck für einen Krieg gegen die Brüder und Schwestern im Süden auszustellen. Er wartete nur auf einen geeigneten Zeitpunkt.
Für den Süden rückten Soldaten aus den USA, Frankreich, Türkei, Australien mit in diesen Krieg. An der Spitze stand der „First Soldier“ der USA, General Douglas MacArthur, ein hartgesottener Antikommunist. Der wollte Atomwaffen auf die chinesischen Truppen abwerfen, die eingegriffen hatten, weil die nordkoreanischen Truppen den UN- Einheiten nicht gewachsen waren. Literarisch hat James A. (Albert) Michener den Koreakrieg aufgegriffen: „The Bridges at Toko-Ri“, auf Deutsch 1955 als Fischer Taschenbuch erschienen und hin und wieder noch antiquarisch zu ergattern; kein Heldenepos, sondern eine durchaus quälerische Auseinandersetzung mit Tod und Vernichtung. Weitgehend in Vergessenheit ist geraten, dass dieser Krieg nach dem Eingreifen chinesischer Truppen drauf und dran war, in einer noch größeren Katastrophe zu enden, als er mit vier Millionen Toten schon war. Douglas MacArthur war von seinen Atombomben nicht weg zu kriegen. Ein hin und her schwankender US- Präsident Harry S. Truman wurde schließlich von seiner Schwester Mary Jane (“Mama Truman“) dazu gebracht, die Atomwaffen im Arsenal zu lassen und den General nach Hause zu schicken. Mary Jane war eine tolle Frau! Wenigstens die sollten wir nicht vergessen, sie stattdessen in ehrendem Ansehen behalten.
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