Wieder einmal sind die Borussen im bayerischen Biotop untergangen. Die 4:0 Niederlage gegen den FC Bayern München war eine Klatsche, die jeden BVB -Fan entweder in den Wahnsinn trieb oder eine tiefe Erschütterung auslöste. Männerfußball war von der Borussenführung lautstark angekündigt worden. Doch was dort in der Allianz-Arena gegen die Bayern geboten wurde, war bestenfalls ein Memmen-Kick.
Keine Qualitätsverbesserung
Von einer Spitzenmannschaft, in die die BVB-Führung zu Beginn der Saison nochmals weit über 100 Mio. € investiert hat, ist man nach dem ersten Drittel der Spielzeit um Lichtjahre entfernt. Die Neuzugänge Brandt, Hazard, Schulz und Hummels stehen nun mit hohen Millionen-Spielergehältern auf der Lohnliste, doch das BVB-Team hat bislang keine Steigerung der Qualität auf dem Platz erfahren. In der letzten Saison war der BVB immerhin Vizemeister der Bundesliga geworden – mit 2 Punkten Rückstand auf Bayern München; zuvor war ein Vorsprung von 9 Punkten leichtfertig verspielt worden.
Nun rangiert die Borussia auf Platz 6 der Tabelle und mit 6 Punkten Rückstand auf die kleine Borussia aus Mönchengladbach. Wer sich das BVB-Personal anschaut, muss von den bisherigen Vorstellungen arg enttäuscht sein. Denn mit Reus, Götze, Alcácer, Witzel, Sancho und Guerreiro sowie einigen anderen Spielern verfügt der Kader über Leute, die die Kunst des Ballspiels durchaus beherrschen. Doch in vielen der bisherigen Vorstellungen in der laufenden Saison haben sie sich oft genug als Balltreter denn als Ballspieler profiliert. Selbst Pässe über kurze Distanzen kommen nicht an. Von schnellem Zuspiel fehlt zumeist jede Spur. Das Umschaltspiel findet kaum statt.
Kein unbedingter Wille zum Sieg
Das Laufen und Kämpfen der Borussen-Elf sind nicht die Stärken, mit denen sie den anderen Mannschaften auf dem Platz begegnen. Das konsequente Pressing und die Balleroberung blitzen viel zu selten auf. So gab es auch nur einen Sieg bei den sechs Auswärtsspielen. Der Wille zum Sieg ist beim Gegner eben zumeist größer als beim BVB, wie es Reus nach der Niederlage beim Aufsteiger Union Berlin selbst diagnostizierte.
Das Team wirkt oft lustlos auf dem grünen Rasen, wenig gierig und kaum zielstrebig. An den Fähigkeiten der Spieler kann es wohl nicht liegen, wenn sie wiederholt wie „Ritter von der traurigen Gestalt“ auftreten und sich – wie besonders deutlich – im Kampf mit dem Gegner ergeben. Dass sie es auch noch anders können, haben die Borussen nur gegen Inter Mailand in der Champions League bewiesen, als sie ein 0:2 zur Halbzeit doch in ein 3:2 am Schluss drehten.
Keine Begeisterung von Boss und Trainer
In der Mannschaft steckt jedenfalls mehr, als sie bisher gezeigt hat. Offenbar wirkt der Boss Watzke, der mit lustloser Miene auf der Tribüne neben dem noch weniger faszinierten Berater Sammer hockt, geradezu lähmend auf die BVB-Spieler. Der Trainer Lucien Favre sprüht zudem auch nicht vor Begeisterung und Temperament, der die Elf auf dem Platz anspornt, mitreißt und aus der Coaching-Zone antreibt. Das alles wirkt saft- und kraftlos. Das scheint sich auf die mentale Einstellung der Spieler auszuwirken, die das Match ohne jeden Biss, ohne jede Phantasie und Überraschung abspulen. Wer jüngst das Spiel von Liverpool gegen Manchester City sah, den Kampf der Klopp-Elf gegen die Mannen von Pep Guardiola, der konnte wirklich Männerfußball erleben. Die Borussen und ihr Trainer Favre sollten die Länderspielpause nutzen und diese Gala des FC Liverpool studieren – als Blaupause für den Rest dieser Saison. Nach nunmehr 12 Liga-Spielen ist noch nichts entschieden. Doch es wird höchste Zeit für ein BVB-Revival, wenn das Team nicht im Mittelfeld landen will. Ein Wechsel im Trainerjob bei der Borussia kann dafür gewiss nicht ausgeschlossen werden, um die Lethargie der Mannschaft zu besiegen.
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