Die Debatte bei „Anne Will“ mit der Merkel-Nachfolgerin Annette Kramp-Karrenbauer als neuer CDU-Chefin brachte wenig Neues. Wie sollte das auch sein nach dem Parteitag der Christdemokraten in Hamburg, auf dem die personellen Weichen gestellt worden waren. Ich vermute mal, dass die beiden Herren Wolfgang Kubicki(FDP) und Gabor Steingart, Journalist und Autor, offensichtlich auf Friedrich Merz gesetzt und sich damit vertan hatten. Sie sollten zur Kenntnis nehmen, dass die Zeiten der Männer-Vorherrschaft in der Politik vorbei sind und damit auch entsprechende Seilschaften nicht mehr funktionieren. Das gilt auch für einen alten Fuchs wie Wolfgang Schäuble, der versucht hatte, seinem alten Freund Merz mit dem bedenkenswerten Satz „Es wäre das Beste für unser Land, wenn Friedrich Merz eine Mehrheit auf dem Parteitag erhielte“, zu helfen. “ Was für eine Hybris verbirgt sich hinter so einer Denkungsart?!
Auch Fragen an AKK nach dem Motto, ob sie sich ein Amt wie das der Bundeskanzlerin überhaupt zutrauen würde, entsprechen dieser hochnäsigen männlichen Denke. Einer wie Kubicki, ein Anwalt, der sein halbes politisches Leben im Bundestag verbracht hat, betonte mit der ihm eigenen Überheblichkeit, um nicht von Chuzpe zu sprechen, dass er sich alles zutraue. Gönnerhaft sein Verhalten Richtung neuer CDU-Chefin, als wieder mal war die Rede davon war , etwas einer Frau nicht zugetraut zu haben. Satt saß der FDP-Mann in seinem Sessel und grinste die meiste Zeit vor sich hin. Dann warf er seinem Gegenüber von der SPD, Martin Schulz, einen Satz-Brocken dergestalt hin, dass die SPD kaum noch über eigene Kandidaten verfüge- gemeint wohl die mögliche Nachfolge von Andrea Nahles. So etwas sagt ausgerechnet einer jener Partei, über die man früher spottete, sie könne ihre Parteitage in einer Telefonzelle abhalten. Gut, Telefonzellen gibt es nicht mehr. Sorry, aber das muss mal sein.
Dann der Herr Gabor Steingart, früher Spiegel und Handelsblatt, Autor und Journalist- mehr Egozentrik geht wohl kaum. Er versuchte, die bisherige Lebensleistung von Kramp-Karrenbauer, die ihren Aufstieg im Saarland begonnen hatte, dadurch herunterzuspielen, indem er die Wirtschaftsleistung des Saarlands als armselig bezeichnete und die Erfahrungen der Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer an der Saar von ihrer Bedeutung her mit denen eines Bürgermeisters verglich. Aber da hatte der feine Herr nicht mit AKK gerechnet, die wütend zurückblaffte, seine Bemerkungen seien gegenüber dem „Saarland in höchstem Maße despektierlich“. Da zeigte sie, dass sie wirklich keine Mini-Merkel ist, sondern eine eigenständige Persönlichkeit. Ihre Erfolge lasse sie sich nicht kaputtreden. Einmal in Fahrt legte sie richtig los und erinnerte an männliche Reaktionen, ob sie Kanzler könne. Sie verwies darauf, dass sie drei Kinder groß gezogen und gearbeitet habe. Männliche Kollegen seien nie gefragt worden, wie sie das denn schafften, Kinder und Bundestag. Steingart begleitete Kramp-Karrenbauers Attacken mit dem Einwurf, er könne ihr seine Kenntnis über die Wirtschaftsleistung des Saarlandes zuposten. Wie großzügig der Herr Wirtschafts-Journalist! Dazu lächelte er überlegen-arrogant. SPD-Mann Martin Schulz kam AKK an einer Stelle noch zur Hilfe und wies Richtung Steingart darauf hin, dass der ihm mal die Kompetenz abgesprochen habe, weil er, Schulz, kein Abitur habe. Ende der Vorstellung. Vielleicht sollten die Talk-Veranstalter mal nach anderen Gästen Ausschau halten, die sich mehr auf dem Boden und nicht so sehr in der Luft bewegen.
Bildquelle: Wikipedia, gemeinfrei
Dieser Herr Kubicki kam mir während des Betrachtens der Anne-Will-Sendung vor wie ein Beteiligter bei der Erschaffung der Welt: Urschleim.
Zum Glück hatten wir inzwischen die Evolution.