Trump Karrikatur

Trump macht, was er will – Ohne Diplomatie, im Alleingang, unberechenbar, ohne Freunde

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde. Der Satz stammt aus dem Mund von EU-Ratspräsident Donald Tusk. Der Pole in Brüssel gibt damit durchaus eine breite Stimmung in Europa gegenüber US-Präsident Donald Trump wieder. Es klingt wie harsche Kritik am mächtigsten Mann der Welt. Trump macht, was er will, ohne Rücksicht auf irgendwen, ohne jedwede Diplomatie, ohne Kompromiss. Mal ledert er gegen die Europäer, droht den Deutschen mit einem Handelskrieg, kündigt im Alleingang das von sieben Ländern unterzeichnete Atomabkommen mit dem Iran, steigt aus dem Klimaschutzvertrag aus, liebäugelt mit einem Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator Kim, den er jahrelang beschimpft hat, wendet sich dann gegen einen solchen Gipfel, um anschließend so zu tun, als könne man sich doch in wenigen Wochen mit Kim in Singapur treffen. Ist das noch Politik? Oder reines Spektakel? Was will Trump eigentlich?

Wohin man auch hört, es gibt kein Vertrauen zu Trump. Und der erweckt den Eindruck, als wäre ihm das egal. Er rennt nach vorn, schubst sich den Weg frei und greift nach jedem Mikrophon. Und dröhnt dann los, von sprechen kann ja nicht die Rede sein. Der Mann genießt kein Vertrauen, schlimmer noch, man kann Angst vor ihm und seiner Unberechenbarkeit bekommen. Seine Drohungen gegenüber dem Iran sind ja laut genug, von niemandem zu überhören. Belässt er es bei verbalen Attacken oder setzt er irgendwann das um in eine Politik, die einem Krieg mit Waffen sehr nahe kommt? Von Experten hört man die Sorge, die Amerikaner wollten einen „Regime change“, also einen Politikwechsel in Teheran mit Gewalt herbeiführen. Man erinnert sich an Anfang 1950, als den Amerikanern und Briten die iranische Regierung Mossadeq nicht passte, weil der Premier die Ölgesellschaften verstaatlichte. Der Mann wurde mit militärischen Mitteln gestürzt, die jeweiligen Nachrichtendienste besorgten das schmierige Geschäft.

Aber ein „Regime change“ mit Gewalt ist gefährlich. Man fängt ihn schnell an und weiß dann nicht, wie man ihn beenden soll. Washington hat für manche Einmischung in innere Angelegenheiten eines Landes blutig bezahlt, im Irak genauso wie in Afghanistan oder damals im Vietnam. Und man kann auch nicht sagen, dass nach dem Sturz von Gaddafi Libyen befriedet sei. Das Gegenteil ist der Fall, das Land liegt am Boden, bar jeder Regierung oder irgendeiner anderen Ordnung.

Den Westen gibt es seit Trump nicht mehr oder wegen Trump. Weil er die Welt im Alleingang regieren will. Oder wie soll man das nennen? Man ist keinen Tag mehr sicher vor irgendeinem Alleingang des US-Präsidenten gegen wen auch immer. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das vor Monaten in einem Bierzelt zum Ausdruck gebracht, dass wir uns nicht mehr auf andere, gemeint Amerika, verlassen können, sondern dass wir uns selber um alles kümmern müssen, wir, gemeint Europa. Ein Europa, das sich behaupten muss gegenüber einem überstarken Amerika, mit dem man früher kooperierte, man war freundlich miteinander  verbunden, man redete von der westlichen Allianz. Das war einmal. Der starke Mann in Washington scheint nur noch an seine Wähler im Mittleren Westen zu denken, denen er den Wahlsieg verdankt.

Der Westen, das war mal Vertrauen und Berechenbarkeit. Der Westen wurde verteidigt in Westberlin, zumindest war das vertraglich so vereinbart für den Fall, dass die Russen wirklich angegriffen hätten. Das taten sie nicht, Michail Gorbatschow hat die Mauer abreißen lassen, zog seine Soldaten in die Heimat zurück und schenkte uns die Einheit. Ewiger Friede statt Kalter Krieg. Mit Russlands Präsident Putin haben wir so einige Probleme, die zu lösen nur gemeinsam möglich sind. Ob Europa das begreift? Auf Trump sollten wir uns nicht verlassen, der geht seinen Weg, wobei niemand weiß, in welche Richtung er marschiert. Auf dem alten Kontinent müssen Franzosen und Deutsche, Briten und Polen, Italiener und Spanier, Holländer und Skandinavier gemeinsam ihren Weg finden. Die Europäische Union ist eine Macht mit ihrem Markt und  den über 500 Millionen Menschen. Gemeinsam können wir bestehen im Wettbewerb mit den USA und China. Einer allein ist verloren, wann begreifen das die Europäer, die Polen zum Beispiel. Ihre nationalistische Politik wird ihnen nicht helfen. Sollte die EU zerbrechen wie die Nato, dann müssten sie sich sorgen, weil der Nachbar im Osten bärenstark ist. Jetzt können sie sich sicher fühlen.  Und besser als früher geht es ihnen auch- dank der EU.

Was Trump mit dem Iran vorhat, mit Nordkorea, niemand weiß es. Wie er die Europäer anherrscht, das zeigt seine schlechte Kinderstube. Er allein ist nicht die Welt, Amerika auch nicht. Die Weltordnung, wie wir sie schätzten, sie scheint dahin, er hat sie durcheinander gebracht. Oder erkennt noch jemand Amerika als Vorbild, dem nachzueifern wäre? Das Modell, das mal ein Exportschlager war, die freiheitlich-kapitalistische Gesellschaft mit einem möglichst freien Handel und Austausch von Ideen und Meinungen- Trump stellt alles in Frage oder mehr noch: er zerschlägt es, indem er sich mit allen anlegt. Als könnte ein noch so mächtiges Amerika abgeschottet von der übrigen Welt allein besser leben.

Sanktionen helfen niemandem, sie schaden, auch Amerika. Und sie sorgen für Unfrieden und noch mehr soziale Ungerechtigkeit. Einer wie Trump spaltet die Welt, er vereint sie nicht und lässt die anderen nicht teilhaben am Fortschritt.  Er ist ein Egoist, die Fratze des üblen Kapitalisten, der die Menschen ausbeutet, so sieht sie aus.

Bildquelle: pixabay, user johnhain, CC0 Creative Commons

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arbeitete als stellvertretender Chefredakteur und Berliner Chefkorrespondent für die WAZ. 2009 gründete Pieper den Blog "Wir in NRW". Heute ist er Chefredakteur des Blogs der Republik.


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