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Wie Buschfeuer in Australien die Trinkwasserversorgungen bedrohen

Siegfried Gendries Von Siegfried Gendries
16. Januar 2020
Waldbrand

Die Buschbrände in Australien haben katastrophale Folgen für Natur und Bewohner in New South Wales. Auch die Infrastrukturen werden betroffen sein. Für die Trinkwasserversorgung sind die kurz- und langfristigen Folgen schon heute spürbar. Löschwasser und Asche verunreinigen die Flüsse und bedrohen nicht nur kurzfristig die Wasserqualität. Zerstörte Anlagen zur Wasseraufbereitung, Stromausfälle, sinkende Wasserstände in den Stauseen und bakterielle Kontaminationen führen schon zu kritischen Verhältnissen. Wissenschaftler und Wasserexperten warnen davor, dass diese Folgen auch langfristig sein könnten. Damit liefert Australien ein bedrohliches Szenario für andere Weltregionen. Der „Day Zero“ in Kapstadt bleibt kein Einzelfall.

Dürrefolgen: Wasservorräte in den Stauseen sinken weiter

Während die Öffentlichkeit noch auf die Brände und deren verheerenden Folgen blickt, warnen die Behörden in der betroffenen Region New South Wales (NSW) vor Engpässen bei der Trinkwasserversorgung. Wegen der Dürre sinken die Vorräte in den Stauseen von New South Wales, wozu auch Sydney gehört. Diese weisen die niedrigsten Stände seit Jahren auf (siehe Abbildung). Auch für den Warragamba Stausee, dem wichtigsten Wasser-Reservoir Australiens, der zu 80 Prozent die Trinkwasserversorgung der Metropole sicherstellt, vermelden die Wasserbehörden seit Wochen sinkende Wasserstände.

Aktuell liegt der Füllstand bei nur 43,8 Prozent, ein Rückgang um ein halbes Prozent zur Vorwoche. Auch die anderen deutlich kleineren Stauseen in der Region können nicht dazu beitragen, die Vorratslücke zu schließen. Im Gegenteil: insgesamt liegen die Wasserstände bei nur 42,8 Prozent (Stand jeweils 12.1.2020).

Sinkende Wasserstände in den Stauseen und Flüssen von New South Wales (Q: New South West Water Screenshot vm 12.1.2020)

Schon im Dezember 2018 hatten die Behörden weit reichende Beschränkungen für die Wassernutzung erlassen. Ergänzt wurden diese durch teilweise drakonische Strafen. Wenn der Regen ausbleibt, werden auch diese nicht ausreichen, um die Versorgung mit Trinkwasser auf Dauer sicher zu stellen.

Wälder werden auch dem Wasserhaushalt fehlen

In Deutschland diskutieren wir gegenwärtig über die Rolle des Waldes auch für den Wasserhaushalt. Schon jetzt seien in New South Wales bis zu 100.000 Hektar, damit rund 80 bis 90 Prozent der Bewaldung, den Bränden zum Opfer gefallen, berichten Medien. Damit können die Wälder ihre wichtige Funktion für die Wasserwirtschaft nicht mehr erfüllen, erklärt Stuart Khan, Experte für Trinkwasserqualitität der University of New South Wales. Die Waldböden speichern große Mengen von Wasser und verhindern so die Verdunstung, die Erosion und den Abfluss des Humus. Vermutlich wird es Jahrzehnte dauern, schätzen die Experten, bis die Wälder in Australien sich wieder stabilisiert haben werden und diese Funktion für den Wasserhaushalt erfüllen können.

Kontaminiertes Wasser kann zu Massenerkrankungen führen

Auf Dauer größer könnte das Risiko auch durch starke Verunreinigungen der Wasserreservoirs und Flüsse sein. Stuart Khan warnt, dass in Folge der Brände Löschwasser und Asche-Ströme in den Warragamba Stausee fließen könnten. Um die Versorgungssicherheit für die 3,7 Millionen Menschen nicht zu gefährden, müsste das kontaminierte Wasser mit hohem technischen Aufwand aufbereitet werden. Das nachfolgende Video von einem vergleichbaren Aschestrom in Kalifornien veranschaulicht die Gewalt aus der Kombination von Wasser und Ascheschlamm.

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Während es bei Sydney noch Bedrohungsszenarien sind, wurde den Bewohnern Städte Eden und Boydtown an der Südküste des NSW schon in den letzten Tagen geraten, ihr Wasser abzukochen, bevor sie es trinken. Die Chloreinspeisung in der Trinkwasseraufbereitungsanlage, die die Kommunen versorgt, war ausgefallen. Damit war unbehandeltes und somit verunreinigtes Wasser direkt aus dem Staudamm in die Trinkwassersysteme eingespeist worden.

Abkochanordnung in Eden und Boydtown wegen der Kontamination des Trinkwassers

Die Buschfeuer führen auch zu ungewolltem Wachstum. Die Buschfeuerasche enthält Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor. Erhöhte Nährstoffkonzentrationen können das Wachstum von Cyanobakterien stimulieren. Diese sind allgemein als “blaugrüne Algen” bekannt. Die darin enthaltenen Cyanotoxine sind, wie der Name schon sagt, giftig. Sie bedrohen die menschliche Gesundheit, wenn sie in das Trinkwasser gelangen. Deshalb warnen die Behörden bei erhöhten Blau Algen-Konzentrationen vor dem Genuss oder auch dem Betreten des Wassers.

Algenblüten-Warnungen in NSW (Quelle: WaterNSW, Abruf 13.1.2020)

Versorgungs- und Entsorgungsanlagen fallen aus

Die Wasserqualität ist auch durch technische Schäden an den Wasser- und Abwasserleitungen gefährdet. Durch so genannte „Kurzschlüsse“ der Abwasser- und Trinkwasserrohre könnte verunreinigtes Wasser in die Trinkwassersysteme gelangen und das Netz kontaminieren. Auch Stromausfälle treten vermehrt auf und setzten die Anlagen außer Betrieb. Damit setzen die Chlor-Anreicherungsanlagen aus und dem Trinkwasser droht eine Wiederverkeimung. Die Folgen wären vermehrt auftretende Magen-Darm-Erkrankungen mit Symptomen wie Durchfall und Erbrechen.

Eigentlich tragen Klärgruben und Kläranlagen zur Reduzierung der Bedrohung bei, wenn sie aber ausfallen oder überlastet sind, könnte ungeklärtes Schutzwasser in die Gewässer und letztendlich in die Reservoirs gelangen. Da die Wasserstände in Flüssen und Stauseen zu gering sind, können sie keine ausreichende Verdünnung bewirken. So fällt eine weitere wichtige Sicherungsfunktion aus.

Langfristige Risiken: Bedrohung der Trinkwasserversorgung schon jetzt absehbar

Die verheerenden Buschbrände gefährden schon jetzt die Trinkwassereinzugsgebiete. Dies kann zu längerfristigen Gefahren für das Trinkwasser führen. Wenn der Klimawandel die Hitzeperioden erneut auftreten läßt, dann drohen erneut regenarme Zeiten und Dürren. Dies gefährdet nicht nur die Ressourcenverfügbarkeit. Die verbliebenen Waldgebiete oder Neuaufforstungen – so denn es sie geben wird -, könnten erneuten Brandkatastrophen zum Opfer fallen. Wenn im nächsten Herbst oder Winter wieder Regenfälle auftreten, dann könnte das Wasser in den trockenen Böden schlechter versickern und die Regenmassen würden die verbleibenden Überreste der Brände in die Flüsse schwemmen. Damit wäre die Trinkwasserversorgung flussabwärts erneut beeinträchtigt.

Ausblick: Trinkwasserversorgung könnte auf Jahrzehnte beeinträchtigt werden

Vieles von dem was dieser Beitrag beschreibt, sind die bedauerlichen Fakten der gegenwärtigen Brände im Südosten Australiens. Die Folgen könnten sich auch langfristig nicht nur auf die Natur, sondern auch auf die Trinkwasserversorgung der Region auswirken. „Die Buschfeuer und die anschließenden Erosionen können langfristige Auswirkungen haben. damit könnte sich die Trinkwasserqualität möglicherweise für viele Jahre, sogar Jahrzehnte, verschlechtern”, erklärt Stuart Khan. “Nach diesen Buschfeuern müssen sich viele Wasseraufbereiter und Einzugsmanagement an veränderte Bedingungen anpassen und sich für extreme Wetterereignisse in Zukunft planen.”

Seit 2010 betreibt Sydney zur Absicherung der Trinkwassersysteme eine Meerwasserentsalzungsanlage. Gebaut worden war sie als Absicherung der Stauseen. Diese Anlage filtert mit einer Umkehrosmose die Salze aus dem Meerwasser heraus und gewinnt daraus Trinkwasser. Rund 15 Prozent der benötigten Trinkwassermenge, rund 250.000 Kubikmeter täglich, kann die Anlage beisteuern, wenn die Stauseen nicht genügend Wasser liefern können. Daher laufen sie auf Hochtouren. Die Planungen für eine Verdoppelung der Kapazitäten laufen bereits. Seit Kapstadts “Day Zero“ in Folge der dortigen Dürre, wurden auch die Australier aktiv. Zudem wird über die Wiedernutzung von Schmutzwasser, wie es auch die Verordnung zum WaterReuse der EU vorsieht, nachgedacht. Sydney wird nach den Erfahrungen mit den eigenen klimatischen Verwerfungen und den Buschbränden diese Planungen ganz sicher forcieren.

Die Beschreibung der Folgen der Buschbrände dürfte die Verantwortlichen in einigen Weltregionen zum Nachdenken bringen. Leider wird’s nicht ausreichen…

Quellen / Weiterführendes

  • “Australian bushfires threaten drinking water safety. The consequences could last decades“, Stuart Khan, Kommentar, Channel News Asia
  • Regional Water Availablity Report NSW, WaterNSW, 06.01.2020
  • Australia’s raging fires will create big problems for fresh drinking water, National Geographic, 10.01.2020
  • Abkochanordnungen Eden and Boydtown (NSW), 13.1.2020
  • “Dürre in Australien: Sydney verhängt Geldstrafen gegen Wasserverschwendung”, LebensraumWasser, 19.5.2019

Erstveröffentlichung auf Siegfried Gendries Blog „LebensraumWasser“, 10.1.2020

Titelbild: Pixabay, Bild von skeeze , Pixabay License

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Tags: AustralienBuschbrändeDürreGrundwasserschutzKlimawandelNew South WalesSydneyVersorgungssicherheitWasserversorgung
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