Hauptsache, sie reden miteinander? Für ein Gipfeltreffen der Mächtigsten der Welt ist das ein minimalistischer Anspruch. Doch genau das bleibt die Bilanz von Buenos Aires. Der G20-Gipfel in der argentinischen Hauptstadt ist von blamabler Dürftigkeit, misst man ihn an den globalen Krisen und Problemen, auf die es wieder einmal keine verlässlichen Antworten gibt.
Auf eine gemeinsame Abschlusserklärung haben die Unterhändler viel Energie verwandt. Es wäre ihnen wohl peinlich, wenn zum ersten Mal in den zehn Jahren seiner Existenz, dieses informelle Treffen der zwanzig wirtschaftsstärksten Industrienationen und Schwellenländer ohne ein solches Vorzeige-Dokument enden würde. Es gehört, wie Gruppenbild, Varieté und Galadinner einfach dazu, auch wenn es noch so scheinheilig ist. Unverbindlich ja sowieso. Die Liste der wohlklingenden, aber nie eingelösten Versprechen ist lang.
Die Bekämpfung von Hunger und Armut, von Klimawandel, Kriegen und Konflikten sind oft in ausgefeilten Schlusserklärungen zugesagt worden. Sie bleiben Belege des Versagens. Aktuell steht der Krim-Konflikt ganz oben auf der Tagesordnung, doch US-Präsident Donald Trump nutzt in Buenos Aires nicht einmal die Gelegenheit, mit seinem russischen Amtskollegen Vladimir Putin zu sprechen.
Der wiederum begrüßt den saudischen Kronprinzen übertrieben kumpelhaft in der feinen Gesellschaft; Trump trifft Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Vier-Augen-Gespräch, die angedrohten US-Zölle auf europäische Autos sind ein Zankapfel. Der Handelsstreit mit China ist von noch größerem Kaliber. Man redet.
Eine Reform der Welthandelsorganisation WTO wird in Aussicht gestellt, um den Protektionismus einzudämmen. Auch ein Bekenntnis zur multilateralen Zusammenarbeit wird als Erfolg gewertet. Was für eine verzerrte Realität, wenn Autokraten und Egomanen beim Wort genommen werden.
Donald Trump hat erst im vergangenen Jahr beim G-20-Gipfel unterschrieben und, kaum dass er Hamburg vorzeitig verlassen hatte, seine Zustimmung widerrufen. Er hat das Pariser Klimaabkommen und den Atomdeal mit dem Iran gekündigt. Er hat die Vereinten Nationen torpediert und mehreren Organisationen der UNO die Unterstützung entzogen. Er ist nicht der US-Präsident, mit dem die Welt besser, friedlicher und gerechter wird.
„Globale Herausforderungen“, sagte Argentiniens Präsident Muricio Macri als Gastgeber des Gipfels, „globale Herausforderungen brauchen globale Lösungen.“ Das ist nun beileibe keine neue Erkenntnis, doch eine, die mit dem erstarkenden Nationalismus zunehmend aus dem Blick gerät. Der Schlüssel, fügte Macri beinahe beschwörend hinzu, sei „Dialog, Dialog, Dialog“. Auch das ist richtig, doch zu ernsthaftem Dialog fehlt die Bereitschaft. Sie reden halt mal miteinander.
Bildquelle: Wikipedia, Regierung von Argentinien (CC BY 2.5 AR)