Matthias Eckoldt, Autor mehrerer Sachbücher und Romane, hat ein Buch über einen großen und gewiß auch großartigen Mann geschrieben, über den in diesem Jahr sicher noch sehr viel publiziert wird, zumal wenn er 500 Jahre tot ist: Leonardo da Vinci. Das im Penguin Verlag erschienene Buch(„Leonardos Erbe“) trägt den Untertitel „Die Erfindungen da Vincis – und was aus ihnen wurde“. Ohne zuviel zu verraten will ich gleich zu Beginn sagen, es ist ein spannendes Werk geworden mit einer überraschenden These und überraschenden, auch amüsanten Wendungen, wie sie auch im frühen 16. Jahrhundert nicht unüblich waren, weder im Norditalien der Renaissance noch im Frankreich Franz I., in dem da Vinci zu Amboise an der Loire seinen Lebensabend verbracht hat und wo er auch gestorben ist: „Da ich einsehe, daß ich einen Stoff von großem Nutzen und Reiz nicht mehr wählen kann, weil die vor mir geborenen Menschen schon alle nützlichen und notwendigen Themen vorweggenommen haben, so will ich es machen wie einer, der wegen seiner Armut zuletzt auf den Jahrmarkt kommt und dort, zumal er sich nicht anders versorgen kann, all jene Sachen nimmt, welche die anderen schon angesehen und nicht genommen, sondern wegen ihres geringen Wertes zurückgewiesen haben.“ Diese Worte da Vincis hat der Autor nicht ohne Bedacht ausgewählt, weil er sich an einer von drei möglichen Thesen abarbeiten will.
Vasari hat nicht nur für Leonardo geschwärmt, er war auch der erste, und einer von ganz wenigen, die den da-Vinci-Nachlass durchforschen durften, wenn auch die argwönischen Erben, allen voran Francesco Melzi, immer dabei waren. Allerdings, bei aller Bewunderung und Schwärmerei des Italieners, von Erfindungen ist in seinen Schriften nichts zu lesen, schreibt Eckholt. Es gebe auch keine Modelle, schließlich gingen die Notizbücher durch die Jahrhunderte bemerkenswerte und auch merkwürdige Wege, dienten nicht als Anregungen für spätere Erfindungen, auch nicht für das U-Boot. Schließlich ist bis in die frühen Jahre des vergangenen Jahrhunderts da Vinci für die Menschen der Maler und nicht der Erfinder gewesen. Mit einzigartigen, nur selten zu sehenden Werken. Das hat Eckoldt in seinem sehr lesenswerten und auch spannenden Buch einleuchtend dargelegt, nicht ohne Bewunderung für den großen Künstler, den Weisen, den sehr gebildeten, charmanten Mann und guten Sänger. Als Erfinder stellte ihn endlich Benito Mussolini heraus während einer großen Ausstellung 1939 in Mailand, als der Duce der Öffentlichkeit den nach ihm zweitgrößten Sohn Italiens vorstellte: Leonardo da Vinci!
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