Der Spruch ist bekannt: „Scheiße schmeckt gut, Millionen Fliegen können nicht irren“. Das scheint die Devise der ARD-Programmverantwortlichen zu sein, wenn sie immer wieder Florian Silbereisen mit seinen Shows austesten lassen, wie weit nach unten Geschmacksgrenzen zu verschieben sind.
In seiner jüngsten Show „Schlager, Stars und Sterne“ zur allerbesten Sendezeit und dann gleich über drei Stunden lang fuchtelte, hüpfte und juchzte Silbereisen durch die Kitzbühler Alpenkulisse – in einem bunten Kurzhosen-Anzug, den normale Menschen vielleicht als Pyjama in einer heißen Sommernacht tragen würden. Aufgesetzt aufgeregt präsentierte er B-, C- und D-Sternchen. Die trällerten Lieder, deren Texte großenteils an Blödheit nicht mehr zu über- oder unterbieten waren.
Man muss kein elitärer Griesgram sein, um dann doch mal die Frage zu stellen, ob solche dämlichen Lustbarkeiten wirklich noch zum Programmauftrag des gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Fernsehens gehören. Zugegeben: zum Programmauftrag der ARD gehört neben Information und Bildung auch die Unterhaltung. Aber ist nicht auch Unterhaltung mit wenigstens einem Mindestmaß an Niveau möglich? Es heißt ja immer, über Geschmack lasse sich nicht streiten. Das kann aber doch nicht im Umkehrschluss bedeuten, dass jede Geschmacklosigkeit erlaubt ist.
Immer wieder ist zu lesen, wie sehr die ARD unter einer angeblich viel zu dürftigen Finanzausstattung leidet und dass die anstehende Erhöhung der Rundfunk- und Fernsehgebühren überlebenswichtig ist. Wenn man dann sieht, wie visuell bombastisch so eine Silbereisen-Show inszeniert wird, wie mit aufwändiger Pyrotechnik die Gelder der Gebührenzahler wahrhaftig in die Luft geblasen werden, dann könnte man die Frage aufwerfen, ob da nicht eine Menge Sparpotential drin steckt.
Da weist eine Zeitungsmeldung den Ausweg aus diesem Dilemma zwischen Geschmacklosigkeit und Sparzwang. Sie lautet:
Mit mehr als 370 000 Euro wurde die ARD-Schlagershow „Schlager, Stars und Sterne“ mit Florian Silbereisen bezuschusst. Verschiedene Verbände finanzierten so einen Teil der Produktionskosten.
Mit einer unentgeltlichen Produktionshilfe von insgesamt 371 597 Euro wurde die ARD-Schlagershow „Schlager, Stars und Sterne“ mit Florian Silbereisen bezuschusst. Zu den Unterstützern der in den Kitzbühler Alpen live ausgestrahlten Sendung gehören die Stadt Kitzbühel, die Bergbahn AG sowie der Tourismus-Verband Kitzbüheler Alpen. In der Summe enthaltene Hotelkosten übernimmt der Verband Kitzbühel Tourismus mit rund 60 000 Euro.
Dann, liebe ARD, nicht auf halbem Wege stehen bleiben: Die Silbereisen-Show voll von der Werbung finanzieren lassen und ab damit ins Prekariats-Fernsehen von RTLII, Vox oder ProSieben. Denn da gehört sie eigentlich hin.
Anmerkung: Die Silbereisen-Show lief in der ARD um 20:15 Uhr. Den Nachruf auf Hans-Jochen Vogel, einen der größten deutschen Sozialdemokraten, platzierte der angebliche „Nachrichtensender Nummer Eins“ nach Mitternacht.
Bildquelle: Wikipedia, Bild von Smalltown Boy, CC-BY SA 3.0
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Sie sind nicht alt genug. Nicht die Zielgruppe. Meine Schwiegermutter (bald 96) war total begeistert. Ich muss aber anfügen, dass sie leider sehr schlecht hört. Vielleicht lags daran?