Bekannt für seine gründliche historische Recherche, zeigt Michael Lüders die Jahrzehnte lange Geschäftsbeziehung zwischen USA und Saudi-Arabien auf und vergleicht die Entwicklung der sunnitischen Moslems, dominiert durch den Clan der Saudis, mit den schiitischen Herrschaftsverhältnissen im Iran. Die pax americana, also das imperiale Durchsetzen von Interessen, haben us-amerikanische Politiker seit Langem dergestalt praktiziert, dass durch „Teile und Herrsche“ mal dieses, mal jenes Land lukrativer erschien und entsprechend scheinbar „win-win“ mit ökonomischen Mega-Verträgen bedient wurde. Während es im Wüstenreich Arabien ganz simpel um den Deal „Öl für Waffen“ ging, wurde die hoffnungsvolle demokratische Bewegung 1953 in Persien durch den ach so bewährten „regime change“ eiskalt beendet und Mossadegh militärisch gestürzt. So verwundert es kaum, dass sich nach der Schah – Epoche daraufhin ultraorthodoxe dogmatische Strukturen entwickeln konnten, die sich zum westlichen Feindbild bestens eigneten.
Ohne ideologisch sich auf eine Seite zu schlagen, wie es inzwischen ja leider oft der Fall ist – z.B. entweder ist nur Trump der Böse oder nur Putin – kritisiert der Islamwissenschaftler Lüders auch die wahnhaften Weltbilder vermeintlich unfehlbarer Imame im Iran, obwohl Persien in der Vergangenheit insgesamt eine so vielschichtige Kultur entwickeln konnte.
Der Mord an Khashoggi zeigt nun überdeutlich, wie entsetzlich geschäftstüchtige Herren in Saudi-Arabien kurzen Prozess machen und kritische Menschen eiskalt vernichten.
Was kann aus unserer Welt noch werden, wenn auch diese Gewalttat wieder relativiert wird? Im Augenblick ist aus dem mutigen Journalisten fast ein Märtyrer geworden, denn ein Fanal dieser äußersten Brutalität kann die Weltöffentlichkeit offenbar nicht einfach ignorieren.
Als hätte der furchtbare Krieg im Jemen, den die Amerikaner und wir Deutsche auch mit unseren Waffenlieferungen an den Aggressor Saudi-Arabien mit zu verantworten haben, nicht schon genug Tod, Wunden, Elend über so viele hilflos ausgelieferte Menschen gebracht.
„How many ears must one man have, before he can hear people cry.“
Bildquelle: Buchtitel, C.H. Beck.