Die moralische Möchtegern-Instanz, Springer-Chef Mathias Döpfner, hat sich mal wieder blamiert und diesmal gleich doppelt. Er selbst aber dürfte es mit Sicherheit nicht so sehen.
Friede Springer, die Witwe des legendären Verlagsgründers Axel-Cäsar, wurde dieser Tage mit dem Freiheitspreis der Friedrich-Naumann-Stiftung ausgezeichnet. Und wer hielt die Laudatio ? Ihr Intimus Döpfner, dem sie kürzlich Aktien im Wert von etwa einer Milliarde Euro geschenkt hatte. Dafür durfte Frau Springer nun wirklich eine nette Lobrede erwarten und bekam sie auch, in voller Länge nachzulesen, ganzseitig in „Welt am Sonntag“, einer der letzten Springer-Zeitungen, die Döpfner noch nicht verkauft hat.
Diese Mega-Peinlichkeit, dass sich eine Schenkerin vom übermäßig üppig Beschenkten öffentlich als großartige Persönlichkeit feiern lässt, versuchte Döpfner in seiner Laudatio gleich am Anfang abzuräumen: Dass Friede Springer ausgerechnet ihn, Mathias Döpfner, als Lobredner gewünscht habe, sei nur ein Beweis für ihre innere Unabhängigkeit. Mit derartig verquerer Logik lässt sich jede Geschmacklosigkeit zu einem besonders gelungenen Coup aufhübschen.
Peinlichkeit Nummer zwei, wie Döpfner in seiner Rede sich selbst lobte und verbal in seiner Lieblingsrolle als gesellschaftspolitischer Verantwortungsträger sonnte. Friede Springer habe „die innere Freiheit loszulassen“. Sie habe dem Springer-Management – angeführt von Mathias Döpfner – „freie Hand gelassen“, einem Management, „das radikal auf Digitalisierung setzt und dabei vielleicht sogar den Niedergang des Printgeschäfts in Kauf nimmt“. Sie habe „zugestimmt, dass sogar jene Titel verkauft werden, mit denen Axel Springer nach dem Zweiten Weltkrieg den Verlag gegründet hat, die Zeitschrift ‚Hör Zu‘ und die Regionalzeitung ‚Hamburger Abendblatt‘“. Auch andere Regionalzeitungen hatte Döpfner abgestoßen und dafür massiert auf Online-Angebote gesetzt. Darunter finden sich Job-, Preisvergleichs- oder Immobilienportale. Den Verkauf der publizistischen Produkte des traditionsreichen Springer-Verlages rechtfertigte Döpfner in seiner Laudatio auf Friede Springer und sich selbst: „Heute vergehen die, die zu lange an Altem festgehalten haben“, was doch wohl nichts anderes aussagt, als dass er den Käufern der Springer-Blätter angefaulte Ware angedreht hatte.
Und dann holt Döpfner in seiner Rede den ganz großen Selbstbeweihräucherungstopf hervor: Nur mit dem Verkauf der vielen Zeitungen und Zeitschriften sei die Vorraussetzung geschaffen worden „langfristig die Werte des Hauses (Springer) und seine gesellschaftspolitische Verantwortung zu sichern.“
Gesellschaftspolitische Verantwortung ? – wie denn, womit denn ? Mit der auflagenschwachen „Welt“, der „Welt am Sonntag“ und den Krawall-Blättern „Bild“ und „Bild am Sonntag“ ? Gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen mit Titeln wie „meinestadt.de“, „Ozy.com“, „Business Insider“, „Immowelt“, „stepstone.de“ oder gar „@Leisure“, einem Vermittlungsportal für Ferienimmobilien ? Mit denen mag Mathias Döpfner Gewinne einspielen. Das sei ihm gegönnt, nachdem er vor Jahren mit seinem Harakiri-Unternehmen der „Grünen Post“ hunderte Millionen in den Sand gesetzt hatte. Aber das mit der gesellschaftlichen Verantwortung, … das muss Matthias Döpfner der Gesellschaft irgendwann noch mal so erklären, dass die es auch begreift.
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„Freiheit“ und „Verantwortung“ für wen, nur für sich selber und für das eigene Unternehmen?
Döpfner nimmt sich die Freiheit ein Milliardengeschenk von Friede Springer entgegen zu nehmen. Würde er auch Verantwortung übernehmen und an andere zu denken, müsste er dafür auch Schenkungssteuer bezahlen.
Lieber Christoph Lüttgert, vielleicht könntest Du oder ein/e Kollege/in da mal nachhaken.
Fabio de Masi (MdB) hat schon mal vorgeführt, wie man bei solchen Mammutvermögen als Geschenk die Erbschafts- bzw. Schenkungssteuer umgeht. https://threadreaders.com/thread/1309534701946908674
Wenn Trump in den Jahren 2016/17 jeweils nur 750 Dollar Einkommensteuer bezahlt hat, wird das zurecht als Skandal empfunden und füllt die Schlagzeilen. Bei uns kümmern sich die Medien offensichtlich nicht um solche Fragen.