• Über uns
  • Freund*innenkreis
  • Verein
  • Autor*innen
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Archiviert
  • Contra AfD
Montag, Dezember 15, 2025
Blog der Republik
Advertising
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Blog der Republik
Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
Home Politik

Der Fall Genua-ein Land am Abgrund

Caterina Massai Von Caterina Massai
20. August 2018
Gedenken der Opfer von Genua

Bei der Anwesenheit der höchsten Amtsinhaber des Staates hat am Wochenende in Genua die staatliche Trauerfeier für die Opfer des fatalen Autobahnbrückeneinstürzes in einer Messehalle stattgefunden. Eine Katastrophe in einer Stadt, die aber ganz Italien erfasst und wieder einmal deutlich macht, dass das Land am Abgrund steht.

43 Opfer sind bisher geborgen, aber in der Halle standen nur 19 Särge. Viele Familien haben durch ihr Fernbleiben ihr fehlendes Vertrauen in den Staat manifestieren wollen. Und gleichzeitig wollten sie den Politikern die Möglichkeit nehmen, die Trauerfeier als ihren vielleicht hundertsten Laufsteg zu missbrauchen.

Tiefe Spaltung der Gesellschaft

Wenn eine solche Entscheidung auf der menschlichen Seite mehr als verständlich ist, führt sie auf der anderen zur Feststellung, dass nicht einmal eine Tragödie dieses Ausmaßes in der Lage ist, die unterschiedlichen Gesichtspunkte zumindest für einen Tag zu vergessen und angesichts der Toten für mildere Töne zu sorgen. Nein, dieser Protest, diese unmittelbare Reaktion der Betroffenen auf die unangemessene Reaktion der politischen Führung zeigt die tiefe Spaltung in der italienischen Gesellschaft .

Die politische Führung hat dabei nochmal gezeigt, dass sie der eigenen Aufgaben und Pflichten nicht gewachsen ist. In den Stunden und Tagen unmittelbar nach dem Desaster waren der Premier und seine Minister am meisten damit beschäftigt, die Schuld an der Katastrophe in die Schuhe der Pächter und Betreiber der Autobahn – den Großkonzern „Autostrade per l’Italia“ – zu schieben und Politiker der Opposition verantwortlich dafür zu machen. Und das nicht einmal mit einer einheitlichen Stimme, sondern jeder für sich und sein eigenes Lager.

Zu Gunsten der Familie Benetton

Der Vize-Premier Matteo Salvini (Lega) schrie sofort, dass die EU an der Tragödie schuldig sei: die Einhaltung der von Brüssel festgelegten finanziellen Parameter hätte es dem italienischen Staat nicht ermöglicht, für entwicklungsnotwendige Infrastrukturen und deren Instandsetzung zu sorgen.

Sein Kollege Luigi Di Maio (Fünf Sterne) folgte ihm gleich und warf den vorherigen Regierungen Italiens, aber besonders dem ehemaligen Premierminister Matteo Renzi (PD) vor, dass die Familie Benetton – de facto Hauptaktionärin von „Autostrade per l’Italia“ – ihre Wahlkampagnen finanziert habe. Deswegen seien seitens der Politik so viele Entscheidungen ad hoc zu Gunsten der Benetton getroffen worden.

Der Minister für Infrastruktur und Verkehr Toninelli (Fünf Sterne) war kaum in Genua angekommen, als er sofort angriff: die Regierung werde dafür sorgen, dass die Betreiberlizenz der Gruppe „Autostrade per l’Italia“ entzogen wird, und zwar nicht nur für die vom Einsturz betroffene Autobahn A10, sondern für alle Trassen, die der Konzern in Italien betreibt: das heißt ca. die Hälfte des gesamten italienischen Autobahnnetzes.

Dabei scheint er zu vergessen, dass diese Regierung wie auch die früheren Regierungen in der Pflicht sind, jede Handlungen des Betreibers zu kontrollieren. Der Betreiber seinerseits ist verpflichtet, strenge Kontrollen durchzuführen sowie für ordentliche und außerordentliche Instandhaltung, Verbesserungen und Erweiterungen der Infrastruktur – in diesem Fall der Autobahnen — zu sorgen, aber immer nach Absprache und Abnahme des Besitzers der Infrastruktur: der italienische Staat.

Frage der Ursache dauert Jahre

Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft, die zur Zeit noch gegen Unbekannte geführt werden, werden vermutlich Jahre dauern, bevor man Fragen nach Ursache und Verantwortung beantworten kann. Deswegen sollte die Regierung dafür sorgen, alle Kräfte und Beteiligten zu einem gemeinsamen Ziel zu bündeln, um so schnell wie möglich Gerechtigkeit zu schaffen, sowie adäquate Wohnungen für die Einwohner, die ihre Häuser verlassen mussten. In ihrer Zuständigkeit liegt auch die Zukunft des größten Hafens Italiens, der nun schwere Einbussen zu verkraften hat und von dessen wirtschaftlichem Erfolg viele Arbeitsplätze abhängig sind.

Die Brücke ist von großer Bedeutung: über sie fuhren die LKWs ihre Ladungen, ehe sie in Containern weiter in Richtung Norditalien und Europa weiter transportiert wurden. Dieser Transportweg ist nunmehr unterbrochen. Es muss eine neue Verkehrsregelung um Genua herum geschaffen und der Bau einer neuen Brücke in Angriff genommen werden. Und es muss schnell gebaut werden, notfalls auch mit den finanziellen Mitteln von Autostrade per l’Italia. Der Konzern hat sich in einer Pressekonferenz nach dem Trauerakt bereit erklärt, mit einer halben Milliarde Euro den Opfern des Einsturzes zu helfen und für die Kosten einer neuen Brücke  -in acht Monaten Bauzeit??-  aufzukommen.

Konfuses Verhalten der Regierung

Das konfuse Verhalten der italienischen Regierung erweckt den Eindruck, dass ihre Mitglieder selbst nach so einer Tragödie versuchen, durch inhaltlose Parolen von anderen dringenden Problemen abzulenken: die versprochenen Reformen der „Regierung des Wandels“ (Giuseppe Conte und Co.) werden nur scheibchenweise eingeführt, wenn überhaupt, denn es fehlt die komplette finanzielle Deckung. Der Spread dagegen steigt, denn das Wachstum der italienischen Wirtschaft kommt nicht so schnell voran, wie es in den Prognosen angegeben wurde; neue, dringende Infrastrukturen, wie die schnelle Bahnlinie zwischen Lyon und Turin werden wieder in Frage gestellt; die Armut der älteren Bevölkerung steigt.

Dazu kommt noch die unverantwortliche Politik dieser Regierung zum Thema Migration. Gerade in diesen Tagen wird nicht einmal den Schiffen der italienischen Küstenwache erlaubt, in italienischen Häfen anzulegen, weil sie 144 Migranten an Bord haben. Seit Tagen sucht das Schiff „Diciotti“ nach einem sicheren Hafen, aber es ist gezwungen vor der Küste von Lampedusa zu bleiben. Und diese Beispiele sind nur einige der zahlreichen Problemen, die das Land plagen.

Wahlkampagne statt Verantwortung

Nach der Phase der Wahlkampagne hätte die Regierung mit Fakten und Entscheidungen überzeugen müssen, aber diese fehlen weiterhin. Die Mitglieder des Kabinetts um Conte scheinen nicht in der Lage zu sein, von der Wahlkampagne zur Verantwortung zu wechseln.

Und trotzdem scheint die Rechnung der Regierung — gemessen in Popularität — aufzugehen: bei der Trauerfeier ist die Führung Italiens mit Ovationen begrüßt worden. Dagegen gab es nur Buh-Rufe für die kleine Mannschaft, die als Vertretung der Partei PD erschien.

Schon wieder sucht die große Mehrheit der Italiener nach einem Retter, der für „Respekt“ und „bella figura“ des Landes in den europäischen Kreisen und auf internationaler Bühne sorgt. Man weiß es doch, „il fine giustifica i mezzi“ (der Zweck heiligt die Mittel).Wie früher: In den 20er Jahren verkörperte Mussolini meisterhaft diese Philosophie, ab Mitte der 90er Berlusconi. Wohin sie die Italiener hingeführt haben ist bekannt, nur die Italiener scheinen das im Moment wieder vergessen zu haben.

 

 

Print Friendly, PDF & EmailAusdrucken/PDF erstellen:
Teilen Sie diesen Artikel:
Instagram
Tags: AutobahnbrückeAutobahnunglückGedenkfeierGenuaPopulismusUrsachenforschungVerantwortung
Vorherigen Post

Zum virtuellen Wasser und Wasserfußabdruck. Teil 1

Nächster Beitrag

Kriminelles Chaos ist keine Folklore – Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Nächster Beitrag
Abgebranntes Feuerwerk und Böller

Kriminelles Chaos ist keine Folklore - Merkwürdiger Ausdruck der Freude aufs neue Jahr

Schreibe einen Kommentar Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaut mal hier

  • Justizskandal im Sauerland: Das von Charlotte Merz, Ehefrau von Bundeskanzler Friedrich Merz, geleitete Amtsgericht erließ einen rechtswidrigen Durchsuchungsbeschluss gegen eine junge SPD-Frau 08.09.2025
  • Geschichtsrevisionismus: Basteln an der „zweiten Geburt“ 15.4.2025
  • Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW - Sahras Knechte 22.2.2025
  • Sätze aus dem Wahlprogramm der AfD - und was sie bedeuten 18.2.2025
  • Kulturbegriff der AfD : Aufgeladen mit völkischer Ideologie 5.2.2025
  • Das Spiel der Lobbyisten und Politiker: Erik Ahrens – Ein tiefer Fall innerhalb der rechtsextremen Netzwerke 23.1.2025
  • Petition: Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk 3.1.2025

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

Werbung

[the_ad id="27291"]

Letzte Kommentare

  • Joke Frerichs bei Friedenspläne? Oder: Wie Friedenspolitik zur brutalen Comedy verkommt
  • Philipp bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht
  • Kathrin bei Nikolaus, das Teilen und der Sozialstaat
  • Ronald bei Die Un-Logik der NATO-Osterweiterung aus europäischer Sicht

UNSER NEWSLETTER

Abonnieren Sie unseren Newsletter und werden Sie einer unserer 3.014 Abonnenten.

Prüfen Sie Ihren Posteingang und den Spamordner, um Ihr Abonnement zu bestätigen.

  • Trending
  • Comments
  • Neueste
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

18. März 2024
Alice Weidel, Elon Musk und Esel, Screenshot Tik Tok

ARD-Wahlarena – Weidels Lügen sind Methode

18. Februar 2025
Screenshots von TikTok_Accounts aufgestachelter Bauern oder AfDlern oder anderen "Empörern"

Aufruf zur Bauerndemo in Berlin, AfD-Anhänger und andere Rechtsextreme mobilisieren.

24. Oktober 2024
Feigenblatt

Alice Weidel: Das lesbische Feigenblatt und das Familienbild der AfD

1. Januar 2025
Friedensdemo Bonn, Oktober 1981

Grüne und Krieg — Partei-Austritt des Gründungsmitglieds Ulfried Geuter

Screenshot ARD-Mediathek zur Sendung von Caren Miosga

Talk bei Miosga: Die Entlarvung der Sahra Wagenknecht

Kriegszerstörungen in der Ukraine

Ukraine: Verantwortungsbewusstes Handeln statt gefährlicher moralischer Überheblichkeit

Mauer in der NS-Ordensburg Vogelsang mit NS-Adler im Mauerwerk

Lasst Höcke regieren!

Screenshot Twitter

Ein Abstieg in menschenfeindliche Tiefen

15. Dezember 2025
Ortseingangschilc "Asylrecht ist ein Grundrecht" mit Sprayzusatz "Sorry, jetzt gerade nicht". AI generiert

Offener Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: Glaubwürdigkeit wahren!

15. Dezember 2025
Eine Abrissbirne prallt auf eine Wand, auf der "DEMOKRATIE" steht. Es sind schon deutliche Risse zu erkennen. AI generiert

Warum die Demokratie gefährdet ist

15. Dezember 2025
Die Heiligen Drei Könige auf Kamelen in der Wüste vor einem Nachthimmel mit Mond, Sternen und dem Stern von Betlhehem

Die (schein-) Heiligen Drei Könige – Fast eine neue Weihnachtsgeschichte

14. Dezember 2025

BLOG DER REPUBLIK

Blog der Republik

Kategorien

  • Allgemein
  • Buchbesprechungen
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Politik
  • Wirtschaft

Kategorien

  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Standpunkte

Schlagwörter

AfD CDU Demokratie EU Frieden Merz NoAfD Rechtsextremismus Rechtsstaat Ukraine

© 2025 Blog der Republik.

Unser Blog lebt durch Sie!

Das Erstarken der Rechtsextremen und Rechtspopulisten in ganz Europa in den letzten Jahren und gerade jetzt bei der Wahl zum Deutschen Bundestag besorgt uns alle zutiefst. Denn diese Kräfte wollen die zentralen Werte unserer Gesellschaft in Frage stellen und Demokratie als Lebens- und Regierungsform zerstören. Dagegen treten wir aktiv ein und engagieren uns für eine freiheitliche, soziale und gerechte Demokratie.

Dazu brauchen wir die Unterstützung unserer Leser*innen. Möchten Sie dazu beitragen, dass der Blog der Republik weiterhin informativ bleibt und sich weiterentwickeln kann?

Bereits mit 5 Euro helfen Sie uns, hochwertigen Journalismus zu sichern und neue Inhalte für Sie bereitzustellen.
Ihre Unterstützung macht den Unterschied!

Jeder Beitrag zählt – sind Sie dabei?

Ja, ich möchte den Blog der Republik unterstützen.

Kein Ergebnis
Alle Ergebnisse anzeigen
  • Alle Beiträge
  • Politik
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft & Medien
  • Kultur
  • Contra AfD – Für Demokratie. Jetzt!

© 2025 Blog der Republik