Spätestens seit der Mitte der Rückrunde wunderten sich die Experten, warum der HSV seinem so scheinbar souveränen Siegeszug in der 2. Bundesliga und den sicheren Aufstieg ins Oberhaus so abrupt stoppte. Keine Krise, kein Formtief, Mannschafts- oder Trainer-Versagen, nein es war eine kluge Strategie. Nachdem man sich jüngst der unfähigen Führung entledigte hatte, ging es darum, wie man den Verein sicher für die nächsten 50 Jahre in der höchsten Spielklasse und im europäischen Spitzenfußball verankern wollte. In der aktuellen Konstellation schien das unmöglich. Also wurde die Devise ausgegeben: Ab sofort tun wir nur so, als wollten wir aufsteigen, aber in Wirklichkeit wurde hinter den Kulissen ein hochbezahltes Team von Mathematikern installiert, das minutiös das Projekt „Wir lassen die anderen ins Verderben laufen“ geplant und gesteuert hat. Da sowohl Arminia Bielefeld als auch der VfB Stuttgart viel zu spät die geschickt gestellte Falle bemerkten, lief auch noch der bis zum letzten Spieltag ahnungslose 1. FC Heidenheim ins offene Messer und muss sich nun mit den ebenfalls auf die 2. Liga spekulierenden Bremern auseinandersetzen. Klar ist, die Gewinner des Aufstiegspokers sind die eigentlichen Verlierer. Arminia Bielefeld, der VfB Stuttgart und höchstwahrscheinlich Heidenheim werden die Prügelknaben der Saison 2020/21 in der 1. Bundesliga werden.
Beim Aufstieg hätte dem HSV gedroht, die sagenhaften Rekorde von Tasmania Berlin aus der Spielzeit 1965/66 zu pulverisieren. Als da wären:
- schlechteste Saisonbilanz der Bundesliga: wenigste Tore (15), meiste Gegentore (108), wenigste Punkte (8:60 nach der Zwei-Punkte-Regel; 10 nach der Drei-Punkte-Regel), wenigste Siege (2; zusammen mit dem Wuppertaler SV 1974/75), meiste Niederlagen (28)
- einziger Verein, der während seiner Zugehörigkeit zur Bundesliga ohne Auswärtssieg blieb
- längste Serie ohne Sieg (31 Spiele)
- höchste Heimniederlage der Bundesliga (0:9)
- Bundesliga-Spiel mit den wenigsten Zuschauern: Am 15. Januar 1966 wurde mit 827 Zuschauern (gegen Borussia Mönchengladbach) der bisherige Tiefststand erreicht
- längste Heimniederlagenserie (8 Heimspiele); dieser Rekord wurde erst in der Saison 2004/05 von Hansa Rostock eingestellt
- längste Niederlagenserie (10 Spiele); dieser Rekord wurde mehrfach eingestellt, zuerst 1984 durch den 1. FC Nürnberg(!)
Lediglich der Rekord für den letzter Platz in der Ewigen Bundesliga-Tabelle hätte der HSV in der kommenden Saison noch nicht knacken können.
So werden nun 2020/21 Werder Bremen (zumindest mit hoher Wahrscheinlichkeit), der HSV und die Freunde von Fortuna Düsseldorf stattdessen ein Jahr des anstrengungslosen Rasenkicks in der 2. Liga verbringen und in der übernächsten Saison voller Energie die 1. Liga aufrollen.
Der langjährige Mäzen und Großaktionär des HSV, Klaus-Michael Kühne, unterstützte das Projekt, den HSV an die Spitze des europäischen Fußballs zu bringen, mit hohen zweistelligen Millionenbeträgen. Aber angesichts seiner mit knapp 13 Milliarden US-Dollar (laut Wikipedia 2019 nur Platz 101 – was für eine Demütigung – der reichsten Menschen der Welt) doch recht begrenzten Mitteln, musste er 2019 final vor dieser gewaltigen Aufgabe kapitulieren. Daher griff nun der HSV in der Rückrunde 2020 zu der pfiffigen Guerilla-Taktik, die anderen Vereine in Sicherheit zu wiegen, um dann mit Abschluss der Saison 2021/22 das bislang noch nie dagewesene Meisterstück aus Aufstieg, Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions-League, also das legendäre Quadruple, zu schaffen. Es wird gemunkelt, dass eine ganze Reihe namhafter Trainer schon in den Startlöchern steht, um Teil dieses Projekts zu werden. Aber wahrscheinlich wird Jürgen Klopp das Rennen machen. Zum einen hat er die Hürde, Trainer beim HSV zu werden, bislang noch nie nehmen können und zudem sucht er nach der gloriosen Meisterschaft mit den FC Liverpool eine neue Herausforderung, eine echte Steigerung, wie eben das einmalige Quadruple mit dem HSV.
Der HSV hätte das auch verdient. Liegen doch mittlerweile 10 ganz furchtbare Jahre hinter diesem Traditionsverein. Und der letzte Meistertitel ist nun schon 37 Jahre und 32 Trainer her. Also auch hier eine echte Steigerung für Jürgen Klopp. Noch nie hat er einen so erfolglosen Verein trainiert. Vermutlich hat noch nie jemand Vergleichbares geschafft!
Und es spricht viel dafür, dass 2022 das Jahr des HSV werden wird. Dann nämlich vor genau 100 Jahren wurde der HSV (fast) um ersten Mal Deutscher Fußballmeister. In dem bislang längsten Fußballspiel der deutschen Fußballgeschichte, nämlich nach 189 Minuten(!) stand es im Finale vom 18. Juni 1922 gegen den 1. FC Nürnberg (auch wieder erbitterter Gegner des HSV in der abgelaufenen Saison) 2:2 als es dunkel wurde und die Partie abgebrochen werden musste (das Flutlicht wurde vermutlich erst von Uli Hoeneß erfunden). Im Wiederholungsspiel am 6. August 1922 stand es zur Pause der Verlängerung 1:1 als der Schiedsrichter dann in der Pause das Spiel abbrach, weil die Nürnberger nach 2 Platzverweisen und 2 verletzungsbedingten Ausfällen nur noch mit 7 Mann zur 2. Halbzeit antreten wollten. Der Abbruch erwies sich als nicht regelkonform, da das Regelwerk damals zwar sagte, dass ein Spiel abgebrochen werden müsse, wenn eine Mannschaft weniger als 8 Spieler auf dem Feld habe, aber die Pause zählte eben nicht zum Spiel. Also ein folgenreicher Irrtum des Schiedsrichters. Dennoch wurde der HSV zum Meister erklärt, da er vor dem Abbruch noch mit der kompletten 11 auf dem Platz vertreten war und der Umstand, dass 11 HSVler gegen 7 Nürnberger nicht in Rückstand geraten war, reichte offenbar 1922 zur Meisterschaft. Warum genau ist bis heute nicht so ganz geklärt, aber genau so wie der HSV in der Saison 2019/20 auf den Aufstieg verzichtete, gab er damals die Meisterschaftsehre zurück. Die holte er sich 1923, 1928 und 1960 und dann in den Bundesligajahren 1979, 1982 und 1983 noch weitere 6 Mal. Und die symbolträchtige Nummer 7 wird dann zum hundertsten Jubiläum der Beinahe-Meisterschaft von 1922 geholt. Der Nichtaufstieg in diesem Jahr wird spätestens dann als taktische Meisterleistung zu würdigen sein. Und wer weiß, vielleicht wird dann die langweilige Ära der Bayerndominanz ein für alle Mal vorbei sein. Der Bundesliga…, ach was, dem europäischen Fußball wäre es zu wünschen!
Quellen:
Insiderinformationen
Gerüchte
Leidvolle Erfahrungen als HSV-Anhänger
Der Rest steht bei Wikipedia
Bildquelle: Pixabay, Bild von Alexas_Fotos, Pixabay License
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Guter Blog, aber wer sich längerfristig mit dem HSV befasst, kennt auch andere Hintergründe. Fakt ist das man zum Aufstieg verdammt ist, um die finanziellen Probleme zu stemmen. Sich aus dem Sumpf heraus zu ziehen, wird eine Mammut Aufgabe. Persönlich glaube ich nicht daran. Am Ende wird man den Weg von 1860 München, Kaiserslautern…….gehen. Seit dem Abstieg 2018, geht die Talfahrt unaufhörlich weiter. Man wird vorerst stagnieren und weiterhin um die Abstiegsplätze mitspielen. Wenn man sich den Etat anschaut, wäre der Aufstieg eigentlich eine reine Pflichtlektüre. Leider fällt man immer wieder in alte Verhaltensmuster zurück.
Die zweite Liga ist eine Kampfliga. Nur mit technischer Überlegenheit, wird man sich am Ende nicht durchsetzen können. Auf einigen Positionen wurde deshalb der Kader verstärkt. Leider konnte man bisher aber wohl die Erwartungen nicht erfüllen. Eine homogene Einheit vermittelt die Mannschaft zumindest nicht. Nun hat der Trainer noch die Chance das Team weiter zu formen. Letztendlich schafft man das aber nicht in einer Saison. Ob man Daniel Thioune bei Nichtaufstieg trotzdem behält ist fraglich. Solange der Aufstiegsplatz in greifbarer Nähe ist, wird er wohl fest im Sattel sitzen. Die Lobgesänge sind aber auch schon leiser geworden. Zumindest im Fanbereich fordern einige jetzt schon den Rücktritt. Geduld haben in dieser Lage ist nicht einfach, wenn man sich mit den Fakten auseinandersetzt. Hop oder Top.
Egal was auch passiert, wir die Fans vom OFC Rauten Haie, werden immer dabei sein.
Diskutiert mit uns unter: http://www.ofcrautenhaie.de – http://www.blogofcrautenhaie.de – hsv-booster.de
NUR DER HSV