Kehrt der Krieg zurück? Der Krieg ist zurückgekehrt. Kolumbien im Februar dieses Jahres. Für Victor de Curra Lugo von der kolumbischen Nationalen Universität steht fest: „Das Land ist auf dem Weg in eine gewaltsame Auseinandersetzung mit unabsehbaren Konsequenzen.“Der Krieg kommt zurück gut zwei Jahre nach dem Friedensabkommen zwischen der Regierung in Bogota und der Guerillaorganisation FARC im November 2016. Nie hat es seitdem so wenige Tote, Ermordete auf den Straßen des Landes gegeben wie zur Jahreswende 2018/2019. „Es handelt sich um die Rückkehr eines bewaffneten Konfliktes mit Bedrohungen für die Civilgesellschaft,“ kennzeichnet Professor Currea Lugo die Lage: „Mit Toten und Verletzten, mit Erpressungen und Entführungen, mit Einschränkungen der Freiheiten.“
Die Situation ist kompliziert und das aus mehreren Gründen. Anders als die FARC ist die Nationale Befreiungsarmee (ELN)zu keinem Zeitpunkt an den Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen beteiligt gewesen, obwohl der damalige Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos, das gewollt und sehr nachdrücklich versucht hatte. Es kam zu keiner Einigung mit der seit 1968 bestehenden ELN. Sie blieb unter Waffen. Die FARC wandelte sich mit allen Schwierigkeiten zu einer politischen Partei. Die Amtszeit von Santos, der für seine Bemühungen den Friedensnobelpreis erhielt, ging zu Ende, der konservative Ivan Duque wurde sein Nachfolger. Ein Politiker, der nichts von den Friedensbemühungen seines Vorgängers hielt und diese auch nicht fortsetzte. Was die Situation in Kolumbien noch schwieriger macht.
Die ELN, sie hat wenigstens 2 500 Mann unter Waffen, hält sich im kolumbianisch – venezolanischen Grenzgebiet versteckt und operiert von dort aus, ohn daß es den kolumbischen Streitkräften bisher gelungen ist, gegen sie entscheidend vorzugehen. „Wir werden ihre Stützpunkte us der Luft angreifen und gegen ihr Netzwerk mit der Armee vorgehen,“ kündigte Präsident Duque kürzlich während einer Reise in den kolumbianischen Nordosten an. Die Reaktion der ELN kam prompt. Der dortige Guerillakommandeur Uril: „Wir führen einen permanenten Krieg.“
Das kann die ELN von ihren Basen in Venezuela auch, zumal die umstrittene und um ihre Existenz kämpfende Regierung von Präsident Maduro gegen die Guerillas nicht vorgeht. Das hat viel mit der politisch und wirtschaftlich entsetzlichen Lage in Venezuela zu tun. Sie ist weder ohne Einfluß auf Kolumbien noch auf den Nordwesten des amerikanischen Subkontinents. Die Vereinten Nationen (UN) und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) drängen die Regierung in Bogota auf eine friedliche Regelung mit der ELN bisher ohne Erfolg. Uruguay, Mexiko, Kanada und der Vatikan versuchen hinter den politischen Kulissen in den Konflikten in Venezuela und Kolumbien zu vermitteln. Das ist angesichts des massiven Einflusses der USA in Lateinamerika kein leichtes Unterfangen.