Skulptur gegen gewalt vor den Vereinten Nationen in New York

Aus Anlass des heutigen BVerfG - Urteils zum Rundfunkbeitrag über die Zulässigkeit der Erhöhung: Die enthemmte Mitte und die marktgängigen Appelle an niedere Instinkte: Mord & Totschlag im Öffentlich Rechtlichen.

An die hochdotierten Verantwortlichen der Programmplanung:

Und damit das klar ist: Für Qualität bezahle ich gerne!

Ich finde allerdings, es ist an der Zeit: lassen Sie das Publikum in Frieden mit dieser ekligen Inflation von crime, entertainment & sonstiger verdummender Zerstreuung. Ich meine es ernst: Ich plädiere für eine gründliche PROGRAMMÄNDERUNG ab sofort: die Welt verroht, und wir brauchen weder dümmliche Drehbücher noch brutale Nahaufnahmen in den Kriminalfilmen von Messern, die in fette Bäuche oder zarte Mädchenkörper gerammt werden, neuerdings darf man das auch superhörbar mitkriegen, denn inzwischen wird akustisch nachgeholfen: wenn ein Teppichmesser zum Morden eingesetzt wird, hört man das Durchtrennen der verschiedenen Körperschichten. Wir brauchen auch keine unendlichen Kamerafahrten durch Pathologie-Räume, irres Gemetzel, bescheuerte Dialoge. Unsere Zeit ist kostbar!

 Eine dumpfe Verrohung der Zuschauer*innen kann doch so auch aus dieser Quelle nicht ausbleiben. Was glauben Sie, wo dieser Müll mental endet? Sehen Sie nicht, wie gefährdet wir sowieso schon sind in dieser rasanten auch charakterlichen Orientierungslosigkeit? Und die Verlierer – global und lokal – mit welcher Perspektive sind sie geneigt, sich an Regeln zu halten, die sie gleichzeitig ausschließen?

Ist die ARD und das ZDF dermaßen verantwortungslos, dass Sie uns allen diese Unmengen an Gewalt auftischen, nur um der scheiß Quote willen?

Apropos lukratives „Werberahmenprogramm“: Die Reklame bräuchte gar nicht sein, die Führungsebene im Rundfunk ist sowieso überbezahlt.

Es ist klar, dass Sie damit auch schleichend eine Hemmschwelle senken, mit diesen verrohenden „Angebotsdrogen“. Das ist keineswegs Ihre Aufgabe, dafür werden Sie von uns Demokraten sehr ungern finanziert!

Also Stopp

mit Ihren verantwortungslosen und überteuerten Geschäftsmodellen !!!

Und: Reden Sie mit dem zahlenden Publikum, stellen Sie sich. Es gäbe ganz andere Möglichkeiten, das Programm sinnvoll zu füllen, mit Informationen und humanistisch orientierten Spielfilmen, wo übrigens ein „Tatort“ – Star keineswegs 200.000, – € pro Sendung kassieren muss! Ich habe nichts gegen Komik, aber bitte ernsthaft, ohne primitive Verachtung. Laden Sie mal meinen Freund, den großen Schauspieler Günter Lamprecht ein, der kann den ZuschauerInnen berichten von dem Amoklauf eines DEUTSCHEN Jungen mit den Waffen seines Vaters am 1. November 1999, wo 5 Tote dann das Resultat waren – und Lamprecht und seine Frau lebensgefährlich verletzt in ihrem Blut lagen. Günter hat danach vor Schmerzen nachts wochenlang im Krankenhaus nicht schlafen können, hat sich damals schlaflos durch die TV-Programme gezappt, was sah er: nur GEWALT! ( Im STERN von Januar 2000 können Sie unser Interview mit ihm über diesen Horror lesen)

Bitte tun Sie alles, damit es zu einer konzertierten Aktion zumindest im Öffentlich Rechtlichen kommt. Wir haben das Recht, für unsere Gebühren aufrichtig mit einem durchaus spannenden und auch witzigen Programm versorgt zu werden, das zum „Selbstdenken“ anregt.

Ich hoffe sehr, Sie werden jetzt endlich aktiv, die vernünftigen BürgerInnen werden es Ihnen danken!

Bildquelle: Pixabay, Bild von Flavio Botana, Pixabay License

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Die Theater-, Film- und Literaturkritikerin schreibt für diverse Zeitungen und arbeitet für den öffentlich rechtlichen Rundfunk. Sie promovierte über Erich Kästner, lehrte an der Universität Marburg, arbeitete als Dramaturgin und machte Dokumentarfilme für den WDR und andere ARD-Sender. Redaktion und Ko-Autorin der Günter Lamprecht-Biographie "Und wehmütig bin ich immer noch." Ihr wundervolles Motto zu unserem Humanistischen Grundkonsens: "DEMOKRATIE - die bunte Freiheit, mit gleichen, klar geordneten Spiel-Regeln für Alle!" 2016


'Aus Anlass des heutigen BVerfG - Urteils zum Rundfunkbeitrag über die Zulässigkeit der Erhöhung: Die enthemmte Mitte und die marktgängigen Appelle an niedere Instinkte: Mord & Totschlag im Öffentlich Rechtlichen.' hat 2 Kommentare

  1. 6. August 2021 @ 20:32 norbert mallik

    Toller Artikel, spricht mir aus der Seele. Tagesschau Bilder sind mir Horror „genug“.

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  2. 29. Januar 2022 @ 23:46 Ralf Liebers

    Auch mir gefällt der Artikel sehr sehr gut, es ist alles gesagt, was man dazu sagen muss.
    Aber den letzten Satz voller Hoffnung, dass die Verantwortlichen der Programmplanung nun endlich aktiv werden, möchte ich an Marianne mit einer „Frage“ beantworten, die mir jemand aus meinem weiteren Freundeskreis eines Tages stellte, nachdem ich verschiedene kritische Zustände unserer Welt beschrieben hatte:
    Aber Marianne, übertreibst Du nicht etwas? Es geht uns doch noch gut!
    Und dieser Mensch war mit Abstand besser gebildet als ich – na gut – er wusste viel mehr als ich;-))
    Dennoch, die Beweggründe der „Mächtigen“ hatte er gut verstanden und sie gefielen ihm auch, denn es ging ihm doch gut.

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