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Diskussionsbeitrag wurde zum Paukenschlag – Vor 60 Jahren hielt Egon Bahr seine Tutzinger Rede: Wandel durch Annäherung

Alfons Pieper Von Alfons Pieper
16. Juli 2023
Büste Egon Bahr

Es war als „Diskussionsbeitrag“ überschrieben, ein Mitarbeiter Egon Bahrs setzte darüber den Titel, der sich mitten im Text der Rede befand: „Wandel durch Annäherung.“ Die Rede Bahrs, der damals am 15. Juli 1963, gerade mal Sprecher des Berliner Senats unter dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt war, empfanden die Konservativen als Tabubruch, er erntete dafür heftige Kritik, wurde angefeindet. Dabei war die Wiedervereinigung nur in Sonntagsreden ein Thema, niemand glaubte daran, nichts bewegte sich. Und einer wie Egon Bahr wollte etwas bewegen, die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten verbessern, den Menschen im Osten das Leben erleichtern. „Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar“, zitierte die Frankfurter Rundschau Ingeborg Bachmann aus ihrer Rede im Bundeshaus in Bonn 1959. Ein Satz, der Egon Bahr gefiel und deshalb betrat er vermintes Gelände, woraus später die Ostpolitik des Kanzlers Willy Brandt wurde und einer wie Bahr war ihr Architekt.

Wörtlich sagte Bahr(1922 bis 2015) in der Idylle des Städtchens Tutzing am Starnberger See: „Wenn es richtig ist, und ich glaube, dass es richtig ist, dass die Zone(er meinte damit die DDR)dem sowjetischen Einflussbereich nicht entrissen werden kann, dann ergibt sich daraus, dass jede Politik zum direkten Sturz des Regimes drüben aussichtslos ist. Diese Folgerung ist rasend unbequem und geht gegen unser Gefühl, aber sie ist logisch. Sie bedeutet, dass Änderungen und Veränderungen nur ausgehend von dem zur Zeit dort herrschenden verhassten Regime erreichbar sind.“

Soldat im 2. Weltkrieg

Egon Bahr, ein Zeitungs- und Rundfunks-Journalist, er war beim Rias, hatte die Niederschlagung des Aufstands am 17. Juni 1953 durch sowjetische Panzer erlebt, ein bleibendes Ereignis für den jungen Bahr, der selber Soldat im Zweiten Weltkrieg gewesen war. Dann hatte er gesehen, wie die Mauer in Berlin gebaut wurde, eines der schrecklichsten Bauwerke überhaupt. Der Eiserne Vorhang hatte Europa nach 1945 geteilt in Ost und West. Bahr ging davon aus, dass die Sowjetunion nicht versuchen würde, ihr Territorium darüber hinaus zu erweitern. Der Status quo stand für ihn fest, den musste man anerkennen, hüben wie drüben. Vertrauen schaffen, sich in die Rolle des anderen versetzen, um ihn zu verstehen.

Bahr sagte weiter: „Wir haben gesagt, dass die Mauer ein Zeichen der Schwäche ist. Man könnte auch sagen, sie war ein Zeichen der Angst und des Selbsterhaltungstriebs des kommunistischen Regimes. Die Frage ist, ob es nicht Möglichkeiten gibt, diese durchaus berechtigten Sorgen dem Regime graduell so weit zu nehmen, dass auch die Auflockerung der Grenzen und der Mauer praktikabel wird, weil das Risiko erträglich ist. Das ist eine Politik, die man auf die Formel bringen könnte: Wandel durch Annäherung. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Selbstbewusstsein genug haben können, um eine solche Politik ohne Illusionen zu verfolgen, die sich außerdem nahtlos in das westliche Konzept der Strategie des Friedens anpasst, denn sonst müssten wir auf Wunder warten, und das ist keine Politik.“

Seinen Diskussionsbeitrag hatte mit Willy Brandt abgestimmt, der am gleichen Tag und am gleichen Ort, in der Evangelischen Akademie Tutzing eine Rede hielt. Dort am Starnberger See tagte der Politische Club. Brandts Rede(„Denk ich an Deutschland …“) wurde als normal gewertet, aus der Union, von Konrad Adenauer und Kurt Georg Kiesinger kamen die üblichen Repliken, nicht mehr, aber Bahr wurde attackiert, was ihn aber nicht allzu beeindruckte. Bahrs Rede bedeutete einen Strategiewechsel in den festgefahrenen Beziehungen zwischen Deutschland West und Deutschland Ost, es galt ja die Hallstein-Doktrin, die eine Anerkennung der DDR als eigenständigen Staat kategorisch ablehnte. Adenauer, Kanzler seit 1949, verkörperte diesen Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik. Aber Bahr machte das ziemlich geschickt damals in Tutzing. Er wie auch Brandt knüpften an an die „Strategie des Friedens“, wie sie der junge US-Präsident John F. Kennedy formuliert hatte. Kennedy hatte ein paar Wochen zuvor als Ziel die friedliche Koexistenz der Systeme betont, Bahr sagte, die Konfrontation zwischen Ost und West habe in die Sackgasse geführt. Er wollte die Politik an der Realität ausrichten, strebte eine Politik des Dialogs und der Zusammenarbeit an, um Vertrauen zwischen den Blöcken, den Gegnern zu schaffen. Sein Wunsch dabei, dass sich der Osten öffnen werde mit einer offeneren und liberaleren Gesellschaft.

Es ging auch um die Menschen

Die Formel Wandel durch Handel, die die Wirtschaft später aus der Brandtschen Strategie machte, streifte Bahr am Rande und bezog sich auf Kennedy. Es sollte soviel Handel mit dem Ostblock wie möglich entwickelt werden, ohne unsere Sicherheit zu gefährden.  Aber es habe zunächst um die Menschen zu gehen und die Ausschöpfung jedes denkbaren und verantwortbaren Versuchs, ihre Situation zu erleichtern.“    

Bahrs Rede sollte ein Wendepunkt in der deutschen Ostpolitik sein, wie sich später herausstellte. 1969 begann diese Zeitenwende mit der Wahl von Willy Brandt zum Kanzler, „Wandel durch Annäherung“ wurde das Motto von Willy Brandts erfolgreicher Ostpolitik. Seine Entspannungspolitik durchlöcherte den Eisernen Vorhang, der SPD-Kanzler wurde zum Ärger der Union mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Ich vergesse nicht die üblen Zwischenrufe aus der CDU und CSU, man warf dem Sozialdemokraten „Landesverrat“ vor.  

Die Formel „Wandel durch Annäherung“  geriet erst durch Putins Krieg gegen die Ukraine in Misskredit, was aber nicht bedeutet, dass sie falsch war. Irgendwann wird es eine Zeit nach Putin geben, wird man aus Sicherheit vor Russland wieder eine Sicherheit mit Russland machen, muss man versuchen, die Gräben zuzuschütten. Russland ist das größte Land der Welt, unser Nachbar.

Egon Bahr,  der Erfinder der Formel, ein körperlich kleiner Mann, war ein Großer. Seine Politik war erfolgreich, weil beide Seiten aus einer Politik der Stärke am Verhandlungstisch mögliche Spielräume ausloteten. Bahr nannte das die  „Politik der kleinen Schritte“. Als die Evangelische Akademie Bahr 2012 mit dem „Tutzinger Löwen“ ehrte, sagte er in seiner Dankesrede: „Die Modernisierung des Wandels durch Annäherung heißt heute: Globalisierung durch Annäherung.“ Damals machte Bahr den ersten Schritt, wer wagt das heute?

Bildquelle: Bertrand Freiesleben, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

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