Der Begriff „Fronleichnam“ war mir als Kind immer suspekt
(Wobei ich diesen speziellen Begriff „suspekt“ damals noch nicht kannte.)
Ich fand einfach nur das Wort immer lustig, weil für mich diese beiden Begriffe „froh“ und „Leichnam“ irgendwie nicht zusammenpassen wollten.
Kein Wunder, kam ich doch (1952 geboren) aus einer heidnischen Familie:
Eltern, die evangelisch waren (also Heiden) und auch noch die Sozis wählten.
Und mit denen ich nicht in die Kirche musste.
Und die SPD wählten sie übrigens schon vor dem Godesberger Programm!!
Das erste Mal, daß ich in eine Kapelle kam, passierte anläßlich der Beerdigung eines Cousin fünften Grades meiner Mutter.
Es handelte sich beim besargten um Hans Brenke aus Kray Nord, und ich kannte ihn nur vom Hörensagen, zum Beispiel, daß er 1947 erfolgreich Luckys geschmuggelt hatte.
Dieses Kray Nord, das für mich – aus Kray Süd kommend – ungefähr so weit entfernt schien wie heutigen Siebenjährigen zum Beispiel Pjönjang von Oberbilk.
Am schönsten war es hinterher bei der Nachfeier in der Gaststätte Preute, die damals für ihre Schaschliks berühmt war.
Da die Beerdigung aber an einem Freitag Vormittag gefeiert wurde, gab es diese leckeren Schaschliks nicht, sondern Kaffee und Brötchen mit Schinken (für uns Heiden) und ranzigem, gewelltem Käse für die Katholiken.
Aber, Preute verfügte schon über eine Music- Box.
Und Tante Magda gab mir einen ganzen Groschen, weil ich sie darum angebettelt hatte.
Also schmiss ich den Groschen rein und ließ meinen damaligen Liebling Freddy laufen:
„Junge, komm bald wieder!“
Es herrschte etwas betretenes Schweigen im Anschluss.
Von da an hatte ich aber bei allen alten Tanten den Ruf weg:
„Der Junge ist komisch: Der wird mal Reporter oder Politiker.“
Ist zwar beides nicht passiert, aber einen komischen Ruf genieße ich, sechzig Jahre später, immer noch bei einigen….
Soweit das, was mir zu Fronleichnam einfällt.
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